Hallo,
ich habe noch nie in eine Forum etwas geschrieben. Ich lese hier oft Diskussionen, die Teilbereiche meiner Situation beschreiben, aber leider hab ich noch keinen Eintrag gefunden , der alles abdeckt, was mich in meiner Beziehung belastet.
Ich hoffe, es gibt unter euch jemanden, der mal in einer Ähnlichen Situation gesteckt hat und mir ein paar Ratschläge geben kann.
Erst mal die Fakten:
Ich bin 30 und arbeite seit fast 10 Jahren in einem Familienunternehmen, allerdings nicht in dem meiner Eltern.
Ich habe mich in dem Betrieb immer sehr wohl gefühlt, man hat mir dort viele Weiterbildungsmölichkeiten geboten und ich bin mit meiner "eigentlichen" Arbeit mehr als zufrieden.
Seit 4 Jahren bin ich jetzt mit dem Sohn meines Chefs in einer festen Beziehung. Wir haben uns bei der Arbeit kennen und lieben gelernt.
Er ist 38 und soll irgendwann mal die Firma übernehmen. Er ist trockener Alkoholiker und hat eine Tochter aus einer früheren Beziehung, die bei ihrer Mutter lebt. Wir wohnen bei seinen Eltern (=meine Chef und seine Frau) im Haus.
Grundsätzlich mag ich meine Schwiegereltern und habe großen Respekt vor dem, was sie erreicht haben. Allerdings haben sie (sowie auch mein Freund) sehr "traditionelle" Ansichten.
Zur Tochter meines Freundes habe ich ein ganz gutes Verhältnis = wir haben uns sehr gern, Sie findet mich zu streng und ich halte sie für verzogen Unsere Urlaube verbringen wir mit seiner Tochter, seiner Schwester und deren 3 Kindern und manchmal auch noch mit seinen Eltern. 1 Woche im Jahr machen wir dann auch mal Urlaub nur zu zweit - da hat er dann endlich mal Zeit um in Ruhe was zu arbeiten.
Hier meine Probleme (falls die noch nicht klar sein sollten):
Meine Arbeit liebe ich nach wie vor (vom eigenlichten Tätigkeitsbereich her) und mache die nach Aussagen meiner (sehr ehrlichen) Kollegen auch gut. Nach und nach bekomme ich von meinem Chef, seiner Frau und meinem Freund aber immer mehr Aufgaben, die mir so gar nicht liegen und auch nicht meiner Ausbildung entsprechen, aber nach deren Meinung zu den Aufgaben der zukünftigen First-Lady gehören (Kaffee-Kochen, Bewirtung von Gästen etc.). Das kann ich ja mal machen, aber ist jetzt keines meiner beruflichen Ziele.
Man hat mir auch nahegelegt meinen Kleidungsstil zu überdenken (es gibt keine Kleiderordnung in der Firma). Ich habe mich aber dagegen entschieden, weil ich mich zu einen in Kostüm mit Stöckelschuhen nicht wohlfühle (wurde vor meiner Beziehung auch nie erwartet) und ich zum anderen vor meinen Kollegen nicht einen auf Ich-bin-jetzt-was-besseres machen wollte.
Das Verhältnis zu meinen Kollegen hat sich bis heute zum Glück durch meine Beziehung zum Junior nicht verändert.
Ich habe leider nicht mehr das Gefühl mich selbst zu verwirklichen, sondern nur noch meinen Freund und seine Eltern bei ihrer Arbeit zu unterstützen und dabei deren Erwartungen nicht gerecht zu werden.
Mit der Art, wie mein Freund seine Tochter behandelt bin ich sehr unzufrieden. Er besteht darauf alles mit zu entscheiden und sie jedes 2. WE und die Ferien bei uns zu haben. Wirklich Zeit hat er dafür allerdings nicht. Er geht jedes Wochenende mal kurz (= 6-9 Stunden) zur Arbeit (die Firma ist direkt neben dem Haus) - nicht, weil er das müsste, sondern weil er gerne arbeitet.
Wenn er dann da ist, darf die Kleine alles. Sie ist 8 Jahre alt und wird von Papi immernoch auf dem Arm durch die Gegend getragen... Sie hat eine Handy und wenn kein Guthaben mehr drauf ist (egal nach welcher Zeit) muss sie das nicht von ihrem Taschengeld aufladen, das macht selbstverständlich der Papi... usw... Er beschwert sich am laufenden Band über die Fehler, die seine Ex in der Erziehung macht. Wenn ich mich beschwere, weil ich nicht das Kindermädchen spielen will, passt halt die Oma solange auf das Kind auf. Im Gegenzug dafür nimmt er dann auch mal die Kinder seiner Schwester, wenn die sie mal wieder bei der Oma abgegeben hat... und geht dann mal kurz arbeiten...
Wenn ich mich über seine (nicht-vorhandenen) Erziehungsmethoden aufrege oder Vorschläge mache, wie man es besser gestalten könnte, ist er entweder sauer auf mich oder tut ganz einsichtig und ändert dann aber nichts.
Für ihn ist es auch ein Problem, dass ich mich nur bedingt für seine Tochter verantwortlich fühle. Entscheiden soll ich da allerdings nichts, nur umsetzen, was er beschließt und mich drum kümmern, wenn er gerade Besseres zu tun hat.
Seine Eltern rennen täglich mehrmals in unserer Wohnung rum, weil sie gerade mal irgendwas fragen wollen oder weil die Kinder ja da sind oder um blöde Kommentare über die ach so unordentliche Wohnung zu machen etc.. Mein Freund empfindet das als normal und auch gut so. Ist ja schließlich Familie.
Dann ist mein Freund noch in 2 Vereinen aktiv und zwar in einem 80km weit entfernten Ort (da hat er mal gewohnt und da wohnt auch seine Ex mit der Tochter).
Das eine ist so ein Service-Club nur für Männer, wo dann die Frauen bei bestimmten Veranstaltungen mitkommen dürfen. Ich hasse es! Nicht mein Ding.
Das andere ist eine Suchthilfegruppe. Da fahre ich jede 2. Woche gemeinsam mit ihm hin. Habe ihn zwar nie betrunken erlebt, denke aber, dass ich ihn da unterstützen sollte. Leider geht er da aber nicht hin um an seinen Problemen zu arbeitetn, sondern damit andere von seinen Erfahrungen profitieren können. Nützt mir also wenig, aber naja...
Abgesehen von seiner etwas wilden Vergangenheit ist mein Freund der absolute Vorzeige-Typ: Gutaussehend, engagiert, intelligent, humorvoll... Er macht mich wahnsinnig!
Ich kann gar nich alles aufschreiben, was mich belastet. Ich habe das Gefühl, es gibt mich gar nicht mehr. Ich bin frustriert. Ich habe das Gefühl in eine Rolle gepresst zu werden und zu jemandem zu werden, den ich selber nicht ausstehen kann.
Ich muss an der Situation unbedingt etwas ändern. Ich will aber meinen Job nicht aufgeben. Am liebsten würde ich mit meinem Freund ausziehen. Das will er aber nicht, weil das Zusammenleben mit seinen Eltern angeblich so viele Vorteile hat.
Zum Teil kann ich das ja verstehen, da die Firma eine große Verantwortung für ihn bedeutet und es natürlich einfacher für ihn ist, direkt nebenan zu wohnen und seine Mutter auch immer die Kleine nehmen kann, wenn er mal wieder zur Arbeit "muss".
Er versteht nicht, dass die Situation mich total überfordert und belastet. Er sagt, ich würde mich über Kleinigkeiten aufregen und so schlimm wäre das ja alles überhaupt nicht.
Seine Standard-Kommentare sind "es ist wie es ist" und "Man muss auch mal kompromissbereit sein".
Er nimmt mich nicht ernst. Er sagt zwar, er könne das ja verstehen, aber ich würde dem ganzen drumherum zuviel Bedeutung zumessen. Wichtig wäre ja nur, dass wir uns lieben.
Er ist enttäuscht von mir, dass ich nicht die Mutter seiner Tochter spiele und nicht die perfekte Hausfrau bin und ich keinen Spaß an seinen Hobbies habe.
Wirklich angeregt unterhalten kann man sich mit ihm nur über die Arbeit, alles andere ist für ihn meist unangenehm.
Ich weiß wirklich nicht mehr, wie ich mein Leben in den Griff bekommen soll, fühle mich leer und kann kaum noch klar denken.
Ist vielleicht schon mal jemand in dieser Situation gewesen und kann mir ein paar Tips geben?
Vielen Dank im Voraus!