Ich hoffe das hilft Dir weiter....
Narzist
Was ist beim Narzisten der spezifische Schmerz des Selbstwertverlustes? Der Narzist ist gewissermaßen das Gegenstück zum Borderliner! Der Narzist lebt in einer großen paradiesischen Nähe zu sich selbst - in einem ständigen Fönwetter mit sich. Er ist sich selbst der Nächste. Was immer passiert, der Narzist bleibt sich treu! Alle können ihn verlassen aber er tut das nicht. Er lässt nichts dazwischen kommen zwischen sich und sich selbst, keine Kritik, keine Ironie, keine Macht - er steht 100 % zu sich. Jede Schuld ist ihm verzeihlich und verständlich. Er ist absolut liebenswert einerseits, das zeichnet ihn vor sich selbst ganz besonders aus. So glaubt er auf die anderen lächelnd herabschauen zu können. Niemand ist so gut wie er, so tüchtig, so geschickt, so intelligent. Aber die anderen merken das nicht einmal wirklich - eigentlich sind sie zu beschränkt für diesen "tieferen Blick". So scheint der Narzist eigentlich in keiner Not zu leben in seinem paradiesischem Gefühl mit sich selbst.
Seine Not ist verborgener - es ist die Not, jederzeit seinen heiligen, unberührten Selbstwert verlieren zu können in dieser rivalisierenden und kämpferischen Welt. Also worum geht es dem Narzist? Mit welchem Thema seines SELBST ist er denn wirklich beschäftigt? Warum ist ihm der Selbstwert überhaupt Thema? Warum muss er sich mit ihm noch auseinandersetzen? Warum plagen ihn so starke Neidgefühle? Dahinter lauert die große Angst vor seinem großen Schmerz. Der Schmerz, dass er sich irgendwann einmal nicht mehr bedingungslos schätzen könnte. Dass er diese paradiesische Nähe zu sich nicht durchhalten könnte, dass er also doch nicht so grandios ist.
Vor sich selbst entthront zu werden, wäre für ihn wie einen Gott verlieren - wie wenn ihm das Allerheiligste geraubt hätte. Dem Narzist geht alles darum, seine Liebe zu sich selbst um jeden Preis zu erhalten, darum hütet er sein SELBST und betrachtet es liebevoll im Spiegel seiner Taten. Er pflegt es im inneren Gespräch, vergrößert es durch Abwertung der anderen und schützt es mit distanzierender, überheblicher Arroganz, die niemand in seine Nähe wirklich heran lässt. So lebt der Narzist in einer inneren symbiotischen Einheit mit sich selbst, solange er sich ungestört betrachten und bewundern kann. Er hat nur stabile Beziehungen zu Menschen die ihn in seinem Selbstbezug stützen und ihm nicht durch Überlegenheit gefährlich werden.
Aber es darf keine wirkliche Überlegenheit in irgend einem Bereich aufkommen bei anderen, da wird er sofort zum Rivalen. Da zerfrisst ihn der Neid. Dann zieht er sich verletzt zurück. Es darf deshalb unter keinen Umständen eine zu große Nähe zu anderen Menschen aufkommen, denn dann könnte ja offenkundig werden, dass da Ängste sind, Schwächen, Not - und das will der Narzist unter allen Umständen vor sich selbst und vor anderen verbergen. Also nicht die Angst vor dem Beziehungsverlust, sondern die Angst vor der Entthronung als Lieblingskind - auch vor sich selbst - ist die Angst des Narzisten.
Griechischer Mythos
Nach einer alten Sage (griechischer Mythos) bewunderte der schöne Jüngling (Narziß) jeden Tag seine Schönheit im Spiegelbild eines Teiches. Er war dabei von seinem Spiegelbild so fasziniert, dass er eines Tages das Gleichgewicht verlor und ertrank. An jener Stelle wuchs eine Blume, die den Namen Narzisse erhielt.
Nach dem Tod des Jünglings erschienen Waldfeen, die den einstigen Süßwassersee in einen Tümpel aus salzigen Tränen verwandelt fanden.
"Warum weinst du?" fragten die Waldfeen den Teich. "Ich trauere um Narziß", antwortete der Teich.
"Oh, das überrascht uns nicht, denn obwohl wir alle hinter ihm herliefen, warst du doch der einzige, der seine betörende Schönheit aus nächster Nähe bewundern konnte".
"War Narziß denn wirklich so schön?" verwunderte sich der See.
"Wer könnte das besser wissen als du?" antworteten die Waldfeen überrascht. "Schließlich hat er sich täglich über Deine Ufer gebeugt, um sich zu spiegeln".
Darauf schwieg der See eine Weile. Dann sagte er: "Zwar weine ich um Narziß, aber dass er so schön war, hatte ich nie bemerkt. Ich weine um ihn, weil sich jedes mal, wenn er sich über meine Wasser beugte, meine eigene Schönheit in seinen Augen widerspiegelte".