Hallo, ich bin Stefanie, 21 Jahre alt, und blöder Weise heimlich in einen Mann verliebt, der mein Vater sein könnte. Also er ist 51 (und hat zum Glück keine Partnerin). Es ist nun nicht so, dass ich mir gewünscht hätte mich in eine problematische Person zu verlieben, aber es ist eben passiert. Und seit neustem habe ich so einen leisen Verdacht, dass auch er über mich nachdenkt Übrigens habe ich überhaupt keine moralischen Bedenken, mit einem älteren Mann irgendetwas anzufangen, aber es wäre halt auf jeden Fall schwieriger, wegen meiner Eltern, seiner Freunde und überhaupt des ganzen Umfeldes und wegen der verschiedenen Lebensphasen und Erwartungen an eine Beziehung. Diese Nachteile würde ich aber in Kauf nehmen, es ist nur so: bis jetzt ist noch gar nichts passiert. Ich bin halt nur heimlich verliebt und weiter nix.
Ich erzähle euch mal was über meine Beziehung zu A.. Wir beide sind seit etwa einem halben Jahr befreundet, sehen uns vielleicht alle drei Wochen (ist mir natürlich zu wenig). Kennengelernt hatte ich ihn als Lehrer an meiner Uni. Ich hatte einen Kurs bei ihm belegt und er hat mir sofort gefallen. Er ist sehr offen, menschlich, fair, freundschaftlich zu den Studenten und sexy. Dass ich ihn mag, hab ich mir aber nicht anmerken lassen und habe auch versucht, das zu verdrängen, aber er ist mir ein weiteres halbes Jahr immer im Kopf geblieben, bis ich mir dann gedacht habe, ich halt's nicht mehr aus. Dann schrieb ich ihm eine Mail, erst ganz vorsichtig, ob er sich noch an mich erinnert und so, und als ich merkte, dass er offen war, hab ich gefragt, ob er mich treffen will. Und er wollte. (Das ist übrigens nichts Besonderes, denn er hat Kontakt zu vielen seiner Studenten, vor allem allerdings zu männlichen.)
Unsere Treffen sind für mich immer der Höhepunkt in meinem freudlosen Alltagsleben. Das ist bei mir immer so: ich verliebe mich ganz oder gar nicht. Ich kann das auch nicht steuern, nicht verdrängen, nicht vergessen, und wenn ich allein bin, kann ich nur an ihn denken, morgens im Bett, abends im Bett, ich stell mir vor, wie er mich umarmt, wie wir miteinander kuscheln, schlafen, wenn ich ausgehe, stelle ich mir vor, dass er mitkommt, wenn ich zur Arbeit gehe, stelle ich mir vor, dass ich ihm die Stadt zeige, wenn ich nach Hause komme, stelle ich mir vor, dass er mich vom Bahnhof abholt und so weiter. Ich weiß, das ist nicht normal, sich so stark in ein Phantom zu verlieben, und es ist auch nicht gesund. Aber das war bei mir immer so. Und vor allem in den letzten Jahren fühle ich mich einsam und wünsche mir eine Art Seelenverwandten (auch wenn ich dieses Wort nicht mag) an meiner Seite, jemanden, der mich versteht. Und A., das weiß ich, wäre so jemand.
Aber nun ist es Zeit, dass ich euch erzähle, wie sich A. mir gegenüber verhält. Wenn wir uns sehen, reden wir immer ganz viel, ich kann mich wunderbar mit ihm unterhalten. Er erzählt mir viel über sein Leben und seine Vergangenheit. Er war auch schon einmal bei mir und hat meine Eltern kurz kennengelernt. War für ihn nicht leicht, aber er würde trotzdem gern wiederkommen. Ich habe ihm aber nicht gesagt, dass ich ständig an ihn denke, weil ich ahne, dass es ihm nicht so geht. Er freut sich zwar, mich zu treffen (in aller Freundschaft), aber ich glaube nicht, dass er irgendwie verliebt ist. Vor allem, weil er das nächste Treffen immer ein bisschen länger hinauszögert, als es mir lieb ist. Er sagt, er hat viel zu tun. Das ist auf jeden Fall wahr, er arbeitet sehr viel und schreibt nebenbei eine Doktorarbeit. Aber wer verliebt ist, der kann gar nicht anders, als den anderen ständig sehen zu wollen. Daher nehme ich an, dass ich für ihn nur eine Freundin bin.
Unser letztes Treffen war aber ein bisschen verdächtig. Wir haben das erste Mal über Liebe geredet. Ich hatte ihm erzählt, dass gerade zwei Jungs hinter mir her sind, die mir aber beide nicht genug gefallen, um eine Beziehung anzufangen. Und er erzählte mir von seiner Kollegin S., die ich nicht kenne, die er aber sehr mag. Aber er sei nicht verliebt, weil das nicht ginge, weil sie verheiratet ist, sagte er zumindest. Ich hatte aber das Gefühl, dass er für sie doch mehr empfindet. Aber eine Affaire mit ihr, will er nicht. Das hat er etwa so ausgedrückt: "Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, aber ich bin nicht so für Affairen, weil einer von beiden immer mehr will als der andere." Das war nicht das einzige an diesem Abend, was mich vermuten lässt: er hat gemerkt, dass ich an ihm interessiert bin. War wahrscheinlich auch gar nicht so schwer; rückblickend habe ich mich so einige Male ganz schön blöde angestellt.
Tja, was soll ich jetzt denken?! Ich bilde mir ein, dass er bei unserem letzten Treffen mit mir geflirtet hat, aber immer nur mit ganz kleinen, subtilen Bemerkungen, Blicken, Fragen, Berührungen. Ich erzähhle euch ein Beispiel: An diesem Tag hat es dolle geregnet und ich kam durchnässt bei ihm an. Ich hatte mir Wimperntusche rangemacht, was ich sonst selten mache, und habe deshalb auch gar nicht daran gedacht, dass die bei Regen verläuft. Erst als ich Stunden später im Bad in den Spiegel sah, habe ich die kleine Katastrophe bemerkt. Die Farbe hatte sich über mein Wangen verteilt. Und als ich ihn darauf ansprach, warum er mir nichts gesagt hat, antwortete er, dass das doch nichts schlimmes sei und doch gut aussehen würde.
Und nun steht die Frage im Raum: Was will er?
Eine Affaire? Ich würde nicht nein sagen, denn ich bin sicher, dass er ein fabelhafter Liebhaber ist. Das könnte eine schöne Erfahrung für uns beide sein. Aber ich würde mich sicherlich quälen, weil ich verliebt bin und mehr wollen würde. Eine Beziehung? Will ein 51-jähriger Mann wirklich eine Beziehung mit einer 21-jährigen? Ich habe ja schon geschrieben, dass ich selbst das für absolut moralisch halte, ich bin erwachsen und emanzipiert. Ich würde gern mit ihm eine Beziehung haben, die 3 oder 5 Jahre dauert, aber für immer nun doch nicht. Also sagt jetzt bitte nicht: "Werd dir erst mal klar, was du von dem Opi überhaupt willst." Denn ich weiß, was ich will: Eine mittellange Beziehung von 3-5 Jahren, und falls ich feststellen sollte, dass er der Mann meines Lebens ist, dann weiß ich, dass mir die Hörner auch mit ihm zusammen abstoßen könnte (offene Beziehung oder 3er), denn A. ist eine aufgeschlossene Person.
Aber so weit ist es lange nicht. Für die Gegenwart ist es vor allem wichtig, dass ich mit meine unglücklich-verliebt-Situation klarkomme, während ich allein bin, und gleichzeitig auf seine Signale achte, wenn ich bei ihm bin, und ihm auch noch subtil zeige, was ich will.
Und ich brauche in allen drei Fragen eure Hilfe.
1) Wie kann ich es schaffen, mich mehr auf mich selbst zu konzentrieren und nicht mehr so viel an ihn zu denken, wenn ich alleine bin?
2) Woran erkenne ich, was er von mir will? Vielleicht vergnügt ihn das Flirten mit mir ja schon genug ... oder er will Sex ... oder er ist auf dem Weg, sich ebenfalls in mich zu verlieben.
3) Wie kann ich ihm ungefährlich (also ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen und / oder mit der Tür ins Haus zu fallen) zeigen, dass ich mehr von ihm will? Oder vielleicht ist das ja genau der falsche Weg und ich sollte weniger aufdringlich sein und ihm ein bisschen unnahbarer erscheinen?
Und bitte schreibt mir nicht: "Vergiss ihn", denn das kann ich nicht und das will ich auch nicht. Für mich kommt als Lösung allein die Offensive in Frage. Und wenn ich dabei festellen sollte, dass A. nicht die Person ist, die ich erhofft hatte oder dass er einfach nichts von mir will, kann ich mich entlieben. Und nur dann. Ich will es einfach probieren.
Ich freue mich auf eure Antworten,
Steffi.