Das Leben ist kein Wunschkonzert...
Hi Spidergirl,
erst mal: Tut mir leid, dass es dir grade so schlecht geht. Eine Trennung nach 6 Jahren Beziehung ist nicht leicht.
Ich will dir ein paar Sachen dazu sagen, weil ich denke, dass du bei allem berechtigten Schmerz und dem ganz natürlichen "Meine-Welt-bricht-zusammen"-G efühl ein paar "Denkfehler" hast. Wenn du die angehst, dann wird es vielleicht ein bisschen leichter.
1. Punkt: Lebensplan. Ja, es tut weh, wenn der Partner geht und alles, was man sich gemeinsam mit ihm aufgebaut und geplant hat, in sich zusammenbricht. Das ist ein Schock, und dass es für dich aussieht, als sei dein Leben irgendwie zu Ende, ist bei Liebeskummer ganz normal. ABER: Ich glaube, du bist ein bisschen zu sehr auf deine bisherige Lebensplanung fixiert. Dein Leben ist kein Timeplaner, wo drinsteht: Montag: Partner finden. Dienstag: Kinder machen. Mittwoch: Kinder einschulen, Haus bauen. Donnerstag: Kinder auf die Uni bringen. Freitag... und so weiter. ;-)
Wenn ich lese: "Bis 30 wollte ich..., dann sollte iegentlich dies und das passieren..." - das funktioniert so nicht. Klar hat man Vorstellungen, wie das eigene Leben ablaufen soll. Aber es ist ja grade auch das Spannende an diesem leben, dass oft alles ganz anders kommt. Lös dich von dem Gedanken, dass du bis zu einem bestimmten Alter das oder jenes erreicht haben musst. Das Alter ist dafür überhaupt der ganz falsche Anhaltspunkt. Kinder solltest du nicht kriegen, bis du 30 bist, sondern mit dem richtigen Mann dazu. Stell dir mal ganz ehrlich und im absoluten Vertrauen zu dir selbst die Frage: Trauere ich eigentlich mehr um den verlorenen Partner und seine Liebe, oder mehr um meinen verlorenen Lebensplan?
2. Alter. Du bist 27. Das ist das Alter, in dem ich nach jahrelangem Singledasein meinen Mann kennengelernt habe. Davor lief außer ein paar kurzen unglücklichen Verliebtheiten und Bezeihungsversuchen so gut wie nichts. Es ist überhaupt nicht relevant, wie alt man ist. Klar, natürlich, viele Leute heiraten mit Mitte 20, bekommen Kinder, haben mit 35 ihr Haus gebaut, nen Baum gepflanzt und sind im Grunde "fertig" mit diesen großen Lebensprojekten. Das ist wunderbar. Das wünscht man sich. Ich gönne es den Leuten, denn ich sehe, wie glücklich viele damit sind.
Und? Bei mir hat das eben alles nicht so früh geklappt. Ich musste länger auf "meinen" Mann warten. Ich werde über 30 sein, wenn ich mein erstes Kind bekomme. Und da kann auch noch einiges dazwischenkommen, und sei es nur der jahrelange vergebliche Versuch. Das alles kann passieren. Man wünscht es sich nicht, aber es ist möglich. Auch das sehe ich nämlich bei vielen Paaren. Aber bin ich deshalb unglücklich, weil mein Leben nicht der "Norm" entspricht? Nein! Ich habe den Mann, der mich liebt. Ich habe ihn relativ spät gefunden, aber jetzt ist er da. Und dir wird es geradeso ergehen.
Lös dich von dieser Fixierung auf dein Alter. Du bist 27 - du bist jung! Auch mit 40 ist man jung, und viele sind es mit 60 oder 70 noch. Nimm dir unbedingt Zeit, diese vergangene Beziehung zu verarbeiten, die Trennung zu verarbeiten. Nimm dir Zeit zu trauern, nimm dir Zeit dafür, verletzt, traurig, wütend, desillusioniert zu sein. Damit schaffst du Platz in dir für was Neues. Stürzt dich bloß nicht überschnell in eine neue "Ersatzbeziehung" - das macht dich und andere unglücklich.
Ich wünsch dir alles Gute. Geh durch den Schmerz durch. Mach dir keinen zeitlichen Druck.