Hallo Zusammen,
ich bin vollkommen verzweifelt... ich hatte gerade einen schrecklichen Streit mit meinem Partner und weiß überhaupt nicht weiter. Eigentlich dachte ich, die Welt sei in Ordnung. Wir sind seit 3,5 Jahren zusammen - vor etwas mehr als einem Monat hat er mir einen Heiratsantrag gemacht.
Grundsätzlich sind wir in einigen Dingen verschieden: Er ist religiös, ich hingegen bin überzeugte Atheistin. Er ist ein Familienmensch und ich bin eher eine Einzelgängerin. Die unterschiedliche Auffassung hinsichtlich Religion hat eigentlich nie wirklich zu Konflikten geführt - "Leben und leben lassen" war hier die Devise. Der Umgang mit der Familie und familiären Verpflichtungen hat in der Vergangenheit allerdings schon öfter zu Ärger geführt. 3 Jahre lang bin ich der Situation eigentlich grundsätzlich aus dem Weg gegangen und habe mich von seiner Familia abgekapselt in dem Wissen, dass ein reger Kontakt wichtig für ihn ist. Ich bin einfach anders aufgewachsen und messe dem nicht solch eine Bedeutung bei. Nichts desto trotz habe ich seine Bedürfnisse oft ignoriert und wir hatten deswegen auch immer wieder Streit.
Vor ungefähr vier Monaten haben wir noch einmal grundlegend über das Thema gesprochen und ich habe versprochen, mich mehr in die Familie zu integrieren. Ich habe mich (in meinen Augen) auch darum bemüht und bin in den letzten Monaten öfter zu familiären Anlässen mitgekommen und habe mich auch mal proaktiv gemeldet.
Am letzten Samstag hat er mich dann spontan gefragt ob wir am Sonntag bei seiner Familie brunchen können – mir war nicht danach, ich hatte keine Lust, was meinem Partner nicht gefallen hat. Das war dann auch der Auslöser für alles, was heute passiert ist. Ich bin Sonntag und gestern immer wieder auf ihn zugegangen um mit ihm darüber zu sprechen. Angangs habe ich vielleicht den falschen Weg gewählt und gesagt, dass er kein Recht hat sauer zu sein, nur weil ich einmal nicht springe, wenn er etwas vorschlägt. Als ich dann heute auf ihn zuging, ist alles vollkommen eskaliert.
Er hat mich nur beschimpft und mir gesagt, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein möchte. Ich musste hören, dass ich mich nie ernsthaft um seine Familie bemüht hätte und nichts geändert hätte oder dass das einfach nicht reichen würde. Ich habe die ganze Zeit versucht zu erklären, dass ich mich ehrlich und ernsthaft bemüht habe. Ich habe aufgehört mich aus allem rauszuziehen, bin mit zu Familientreffen gegangen und habe seine Schwester (der ich früher sehr reserviert gegenüber war) inzwischen ins Herz geschlossen. Irgendwie scheint das alles aber nicht zu zählen – angeblich war das nicht genug. Wenn ich versucht habe, mich zu verteidigen, wurde ich abgewürgt oder beschimpft – ein rationales und konstruktives Gespräch war gar nicht möglich. Ich habe immer wieder beteuert, dass ich es wirklich versuche aber er hat dann immer auf meine Verfehlungen der Vergangenheit oder den Sonntagsbrunch verwiesen zu dem ich nicht wollte. Meinen Argumenten gegenüber war er völlig verschlossen. Während ich versucht habe, das alles vernünftig zu besprechen, war er nur herablassend und gemein.
Zwischendurch fielen immer wieder Äußerungen wie “Halt die Fresse“ oder „Verpiss dich“. Er ist dabei geblieben, dass wir nicht zusammengehören. Angeblich steht die Familie an erster Stelle, dann käme ganz lange nichts und dann alles andere.
Ich habe immer wieder versucht, dass zu klären aber er war gar nicht bereit dazu – er hat Geschirr in der Küche zertrümmert - angeblich, damit ich endlich den Mund halte. Für mich war das schrecklich.
Trotzdem habe ich es weiter versucht – ich bin immer wieder zu ihm gegangen und habe ihn unter Tränen gebeten doch zur Vernunft zu kommen aber mir sind nur Gemeinheiten entgegengeschleudert worden. Immer wieder habe ich die Hand nach ihm ausgestreckt und ihn gebeten, doch 3,5 Jahre nicht einfach so wegzuwerfen und er hat sie nur weggeschlagen und mich gefragt, wo denn mein Stolz sei.
Irgendwann hat er mich dann auch noch für meine atheistische Einstellung beschimpft, mir vorgeworfen, dass Bücher dazu in unserem Bücherregal stehen und mir gesagt, ich wolle ihn von seiner Religion wegbringen. Irgendwelche Vorstöße dahingehend habe ich nie unternommen und auch nie darüber nachgedacht – von mir aus kann er glauben, was er will.
Ich habe dann noch etliche Versuche unternommen das irgendwie zu klären, aber er hat immer wieder nur geschrien und geschimpft und mir gesagt, dass wir nicht zusammen passen.
Nach knapp 2,5 Stunden Streit und einer Vielzahl von Versuchen meinerseits alles irgendwie zu klären ist er gegangen. Ich habe schrecklich geweint und bin auch jetzt noch ganz durcheinander und verzweifelt. Ich weiß gerade nicht, was ich denken oder tun soll. Habe ich wirklich so viel falsch gemacht? Übersehe ich vielleicht irgendwas? Bin ich komplett im Unrecht?
Was soll ich denn jetzt bloß tun?
Schon einmal vielen Dank für eure Hilfe...