an0N_1243089499zNur zu bekannt ...
Liebe Kerstin,
bei mir und meinem Ex war es ganz ganz ganz genauso.
"Am Anfang hat er sich echt Mühe gegeben und
ich habe mich eher distanziert verhalten. Doch seit ich mich geöffnet habe und alle Gefühle zugelassen habe, werde ich verletzt. Ich habe das Gefühl je mehr ich mich öffne und fühle, desto unatrakiver werde ich für ihn."
Das hätte ich auch so schreiben können. Aber wer möchte schon nur eine Trophäe sein - zumindest fühlt man sich ja dann so - und nicht als Mensch wahrgenommen werden? Das ist so fatal .. du hast Gefühle entwickelt, Verletztwerden riskiert, und er sieht dich dann offenbar doch nicht als seine richtige Liebe. Diese Erkenntnis - und das dumme Bauchgefühl hatte ich schon als ich endlich "Ja" zu uns sagte, nachdem er mir praktisch monatelang total rührend den Hof gemacht hat - habe ich ständig weggeschoben und umso mehr versucht, mir seine Zuwendung wieder zu "erarbeiten". Immer der Aufmerksamkeit hinterhergehechelt und mich dabei immer mehr vor mir selbst zum Affen gemacht. Auf berechtigte Problemgespräche verzichtet nur der Harmonie wegen, da er erfahrungsgemäß nur genervt davon war und ich Angst hatte, ihn dadurch noch mehr wegzutreiben.
Gespräche? Vergiss es. Er konnte nicht über Gefühle reden. Vielleicht hatte er ja auch keine, jedenfalls nicht so tiefe wie andere Menschen? Das habe ich manchmal wirklich gedacht.
Er wirkte total zufrieden, dass wir zusammen waren, vorausgesetzt, ich machte keine eigenen Ansprüche oder Bedürfnisse geltend, verzichtete darauf mit ihm über mich, ihn oder uns reden zu wollen, bei all seinen Handlungen beide Augen zuzudrücken auch wenn sie auf meine Kosten gingen ... Hauptsache er musste nicht nachdenken und selbst keine Kompromisse machen.
In keinster Weise interessierte er sich für mich als Person. Er wollte zwar unbedingt mit mir zusammensein, aber er kannte mich überhaupt nicht, fragte auch nie, es sollte einfach alles in seinem Sinne harmonisch laufen ohne dass ER sich mit in die Beziehung einbringt. Er wusste anfangs nichtmal mehr was mein Beruf war, verwechselte meinen Geburtstag ... das Desinteresse schlug mir so offen ins Gesicht, das war einfach nur Zurückweisung pur.
So wurde ich vergessen, versetzt, und wenn er seine Ruhe haben wollte redete er nicht mit mir, nahm mich nicht mehr in den Arm, sah mich kaum noch an ... ich weiß heute er meinte es überhaupt nicht böse, mit mir hatte das gar nix zu tun, er war einfach so dass er das brauchte, aber für mich war's schlimm. Und dann ohne ersichtlichen Grund fing er auf einmal doch wieder an mit mir zu turteln. Ich kam mir vor wie nen Gegenstand den man bei Bedarf aus nem Regal holt und nach ner Weile wieder hinstellt.
Das Komische bei meinem Ex, er hat trotzdem oft so gewirkt als ob ich ihm irgendwie doch wichtig wäre. Allein die Tatsache dass er seine Zeit mit mir verbrachte, jede Nacht bei mir schlief usw sah er schon als genügenden Liebesbeweis an. Wortwörtlich hat er mir das so gesagt und mich total erstaunt angeguckt warum ich mich denn überhaupt vernachlässigt oder nicht wahrgenommen fühle ...Tja, ich dagegen wäre mit mehr "Qualität" glücklicher gewesen.
manchmal schrie ich und heulte und seine Reaktion darauf war null. Ich konnte von Glück reden wenn er dann nicht einfach wortlos ging. Er konnte mit meiner Emotionalität und meinem Wunsch nach Nähe überhaupt nicht umgehen, vielleicht auch nichts damit anfangen, keine Ahnung.
Aber böse gemeint war es von ihm nicht, er konnte nur einfach genausowenig aus seiner Haut wie ich aus meiner. Ich hatte lange versucht mich auf ihn einzustellen und zu versuchen darauf zu verzichten, aber aus nem Karnickel kann man keinen Fisch machen.
Die einzige Lösung ist glaub ich ne lockere Beziehung, keine im klassischen Sinne, keine Zukunftsplanung mit Zusammenziehen, Heiraten, Kindern oder so was. Jeder seinen eigenen Haushalt und die eigene Kasse und sein eigenes Leben. Und, ganz wichtig - keine, wirklich keine Erwartungshaltung an ihn. Alles andere macht dich nur unglücklich und reif für ne Psychotherapie, meine Meinung.
lieben Gruß, Glen