Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll und wie weit ich ausholen muss, aber ich fange einfach mal an:
Zur aktuellen Situation:
Mein Mann hat sich vor drei Wochen von mir getrennt, vor zwei Wochen ist er ausgezogen. Wir waren seit Januar 2005 ein Paar, seit 2011 verheiratet. Wir haben zwei Kinder (4 und 7 Jahre), die bei mir leben. Ich bin in unserer Wohnung geblieben. Die Trennung erfolgte nicht im Streit, es lief sehr sachlich und nüchtern ab. Wir haben auch noch ein gutes Verhältnis und beinahe täglich Kontakt (Telefon, Whatsapp, Treffen). Die ersten Tage nach der Trennung ging es mir psychisch sehr schlecht, das habe ich aber (auch für mich selbst) überraschend schnell verkraftet und akzeptiert.
Trennungsgrund:
Vor gut zwei Jahren habe ich auf einer Party einen anderen Mann geküssst. Der Vertrauensbruch kam zufällig heraus, ich habe es meinem Mann nicht von mir aus gebeichtet. Ich fand es damals wie heute auch nicht "schlimm", allerdings geht die Definition von Treue bei mir und meinem Mann sehr weit auseinander. Für ihn war es wirklich schwer zu verkraften. Wir haben sehr viel darüber gesprochen und uns zusammengerauft. In diesen Gesprächen gestand ich meinem Mann auch, dass ich Intereresse an anderen Männern habe und mir eine offene Beziehung wünschen würde. Allerdings habe ich ihm auch immer gesagt, dass es wirklich nur in Frage kommt, wenn er irgendwann bereit dazu ist (und wenn das nie so sein sollte, ist es auch ok).
Die Beziehung frischte richtig auf, mein Mann bezeichnete das immer als unseren "zweiten Frühling". Das hielt gut ein Jahr. Danach fingen wir langsam an uns wieder auseinanderzuleben. In dem Jar war ich nie alleine aus, das Bedürfnis kam aber wieder. Jedes Mal wenn ich ausgegangen bin, gab es Probleme. Mein Mann machte mir immer wieder eine Szene, glaubte mir nicht dass ich Treu bin. Teilweise ging es so weit, dass er mir Vorwürfe machte, ich würde in der Arbeit fremdgehen. Das ging immer so weiter und ich war auch immer verständnisvoll, weil ich dachte, es sei ja meine eigene Schuld, dass er mittlerweile misstrauisch ist.
Irgendwann wurde es mir doch wirklich zu viel und ich wurde unglücklicher und unzufriedener. Fühlte mich eingesperrt, traute mich nicht zu fragen, ob ich mich mit Freundinnen treffen "darf". Wenn ich von meinen Ängsten sprach, stellte mein Mann es immer so dar, dass ich doch alles dürfe und er mir vertraut. Wenn ich dann aber weggegenangen bin, gab es jedes Mal Streit, Stress und Ärger. Wenn ich von weggehen schreiben, meine ich vielleich alle 2-3 Monate einmal. Es ist also auch nicht so, dass es Überhand genommen hat.
Vor ca. einem halben Jahr sprach er das erste Mal in einem solchen Streit von Trennung. Ich konnte ihn dann überzeugen, dass das quatsch ist. Dann gab es den nächsten Vorfall und plötzlich meinte er, es wäre ihm egal. Er war plötzlich sehr abweisend zu mir, wir hatten bis dahin immer viel Körperkontakt und waren auch oft intim. Plötzlich gar nichts mehr. Als ich ihn darauf ansprach sagte er, er hätte keine Gefühle mehr für mich. Ich war ehrlich schockiert und fragte ihn, wie es weitergehen soll. Ob er bereit ist daran zu arbeiten. Er verneinte, denn seiner Meinung nach hat er genug an der Ehe gearbeitet und es hätte bisher nichts gebracht. Ich sagte ihm, wenn er mich nicht mehr liebt und auch nicht daran arbeiten möchte, gibt es nur die Möglichkeit sich zu trennen. Das war dann das erste Mal, dass ich von Trennung sprach.
Plötzlich ruderte er zurück und sagte mir, dass er das sich nur als selbstschutz einredet und er mich natürlich noch liebt. Der restliche Urlaub war dann ganz nett, aber anders als sonst. Wir hatten auch eine Woche kinderfrei (wie jeden Sommer), das wurde immer intensiv als Paarzeit genutzt. Diesmal fühlte es sich eher freundschaftlich an.
Dann hatte der Alltag uns wieder, alles lief wie gewohnt. Etwas kälter vielleicht, aber nicht so, dass es aufgefallen wäre. Bis dann plötzlich vor drei Wochen das besagte Gespräch kam. Ich habe dann noch eine Paartherapie vorgeschlagen, was er sofort verneinte.
Wie ging es weiter:
Die ersten Tage habe ich viel geweint und war sehr depressiv. Ich wollte mit Niemandem darüber reden und habe es in mich hereingefressen (meine beste Freundin war auch gerade im Urlaub). Nach einigen Tagen hatte ich aber plötzlich neue Energie und fühlte mich wirklich gut mit meiner neugewonnenen Freiheit. Das Gefühl hält bis heute an. Ich mag mich wirklich grad gerne leiden. Ich bekomme alles geregelt, bin von niemandem abhängig, hatte auch schon ein Date.
Letztes Wochenende waren die Kinder das erste Mal bei ihrem Vater und ich aus. Das wusste er auch. Am Abend schickte er mir plötzlich eine Nachricht, dass er mich vermisst. Mir kam natürlich sofort in den Sinn, dass er mich wieder kontrollieren will und angst hat, dass ich einen anderen Mann treffe. Am nächsten Tag erzählte er mir, dass er eine andere Frau geküsst hat und es sich falsch angefühlt hat. Dass er doch noch Gefühle für mich hat und gerne doch an der Ehe arbeiten möchte. Dass er erstmal ausgezogen bleibt, aber wir eine Therapie machen. Er kann aber nicht sagen, ob er jemals das Vertrauen zurückbekommen wird.
Nun soll ich entscheiden, ob ich das möchte. Aber das kann ich irgendwie nicht. Aus dem Bauch heraus könnte ich direkt nein sagen. Ich fühle mich wirklich gut mit der Situation derzeit. Aber ich habe angst, dass ich das irgendwann bereuen könnte.
Außerdem haben wir zwei Kinder zusammen, die ihren Vater sehr vermissen. Ich bin es ihnen irgenwie auch schuldig, es wenigstens zu versuchen.
Ich habe überlegt, ob eine Kontaktsperre von 1-2 Wochen vielleicht helfen könnte, einen klaren Kopf zu bekommen. Weiß aber auch nicht, ob das hilft :(
Tipps? Hatte jemand schon eine ähnliche Situation?
Danke und sorry für den Roman...