Achtung das wird lang aber ich glaube, daß die ganze Story in ihrer Entwicklung wichtig für's Verständnis meiner jetzigen Situation ist.
Meine Frau und ich sind seit 11 Jahren verheiratet. Wir sind jeweils unsere erste und einzige Liebe - wir sind schon als Teenies zusammengekommen (für mich war's die berühmte Liebe auf den ersten blick mit sofortigen Schmetterlingen im Bauch usw.) und somit seit mehr als 20 Jahren zusammen. Wir haben zwei Kinder, ein Haus und wollten zusammen alt zu werden.
Unser Alltag ist im Vergleich zu anderen Paaren in unserer Umgebung recht... stressig :). Der Grund ist, daß wir beide jeweils ca. 100km entfernt arbeiten - in entgegengesetzter Richtung. Das macht die alltägliche Planung zur Herausforderung, aber da uns unsere Jobs viel Spaß machen und wir es auch nicht anders gewöhnt sind, haben wir uns ganz gut arrangiert. Wir wechseln uns ab, wenn's drum geht, die Kinder zum Kiga oder zur Schule / Fußball / etc. zu bringen. Das klappt meistens und wenn nicht gibt's Oma und Opa.
Unsere Beziehung ist extrem harmonisch. Wirklichen Streit kennen wir nicht - wir sind erwachsen und intelligent und konnten bisher immer alles aussortieren. Unsere Charaktere ergänzen sich perfekt - ich bin sehr analytisch, praktisch, logisch aber auch leidenschaftlich, jedoch nicht sehr romantisch. Kalt bin ich jedoch keineswegs. Sie ist die emotionale Seite. Vor allem später mit der Kindererziehung hat sich gezeigt, daß dies eine sehr gute Balance schafft. Wir haben - zumindest dachte ich das - die Stärken und auch Schwächen des anderen erkannt. Ich zumindest bin der Meinung: Den Bilderbuch-Partner gibt's nicht aber wenn man jemanden liebt, der dem sehr nahe kommt, dann gehört es zur "Beziehungsfähigkeit", sich nicht an den Schwächen aufzureiben sondern sie zu akzeptieren und darüber hinweg zu sehen. Wenn man das nicht kann, sollte man die Sache rasch beenden.
Nun, daß wir seit 20 Jahren zusammen sind, hat mir hier ein gutes Gefühl gegeben, daß wir unseren Weg gefunden hätten.
Ich hatte nie Grund für Eifersucht und sie auch nicht - bis auf jeweils einen Ausrutscher im Teenie-Alter: geschenkt. Mir ist Vertrauen und Geradlinigkeit sehr wichtig und so habe ich auch nie auch nur daran gedacht, daß meine Frau mir untreu werden könnte. Ich meine: das ist ja die Basis einer Ehe! Dafür haben wir uns gefunden und schließlich nicht nur eine Beziehung sondern wir haben geheiratet und eine Familie gegründet. Aber um Formalitäten geht's mir nicht. Es geht um Vertrauen. Um verlorenes.
Wir waren im August im Urlaub im Ausland. Dort bemerkte ich, daß meine Frau, wenn ich z.B. von einem Einkauf zurück kam, telefonierte und sich hastig verabschiedete. Ich rollte innerlich mit den Augen, da ich dachte, daß sie wieder die Arbeit nicht loslassen könne und mit einer Arbeitskollegin telefonierte, "weil's ja ohne mich nicht geht". Dann habe ich mich geärgert, weil sie unseren Urlaub nicht achtet und teure Auslands-Telefongebühren für die Arbeit verbrät. Also habe ich mir mal ihr Telefon genommen, um zu checken, wie viel Anrufe sie denn mit ihrer Kollegin geführt hätte, um sie darauf anzusprechen.
Nun - die Kollegin war ein Kollege. Genaugenommen ein Ex-Kollege, der aber beruflich bedingt immernoch ab und zu bei ihr auf Arbeit aufkreuzt.
Ich war rasend. Ich war verwirrt. Ich wollte es verstehen.
Die Kinder waren schon im Bett und ich ließ uns eine Badewanne ein, um das Thema streßfrei zu diskutieren. Also sprach ich sie dann darauf an. Sie wich aus aber schließlich gab sie zu: "Ja, ich fühle mich zu ihm hingezogen, weil er meine Situation auf Arbeit versteht und viel romantischer ist als Du.". Die Affäre war noch recht frisch. So richtig "Fahrt aufgenommen" hat das wohl erst unmittelbar vor unserem Urlaub, als der Streßlevel bei Ihr auf Arbeit maximal war. Er hat Ihr wohl gut zugeredet, sie umarmt und sie haben sich geküßt. Ich denke, dabei blieb es auch - zumindest habe ich unterdessen auch von ihm die Bestätigung dieser Aussage, daß nicht "mehr" war.
Nach verschiedenen Stadien - Wut, Verzweiflung, Resignation - fingen wir an, zu diskutieren und zu ergründen "was lief falsch?". Sie machte mich verantwortlich, daß ich mich entfernt hätt, ihr im Haushalt nicht mehr richtig helfen würde und teilweise am Wochenende zu viel Computerspiele gespielt hätte. Damit hatte sie vollkommen recht. Ich habe das selbst bemerkt und reflektiert, warum ich so bin. Ich hab's aber in dem Moment noch nicht verstanden und nicht gegengesteuert. Dazu komme ich noch.
Ich habe sie dennoch damit nicht entlastet, denn SIE war es, die die Affäre einging und somit unsere Familie gefährdete. Bei allem Schuldeingeständnis meinerseits - ich kann dies nicht verstehen und auch nicht entschuldigen.
Wir haben erkannt, daß wir beide unsere Ehe leichtfertig aufs Spiel gesetzt haben. Wir haben uns gefragt, ob wir sie noch retten wollen und mit dem Partner weiterhin zusammen sein möchten. Wir haben gezweifelt und hervorgekramt, ob und warum zum Teufel wir den anderen noch lieben. Fazit: JA!
Von da an ging's bergauf. Ich habe mein blödes Verhalten eingestellt und wieder im Haushalt meine Pflichten erfüllt. Mir fiel's nicht mal schwer, weil ich gemerkt habe, wie viel besser wir beide drauf waren. Es war einfach schön.
ABER: In mir ist an dem Abend viel zerbrochen. Vor allem das uneingeschränkte Vertrauen in meine Ehefrau. Mich haben die Zweifel gequält - ich wurde fast wahnsinnig, wenn sie nicht da war. Und so reifte in mir der Gedanke, daß ich wissen muss, was sie tut, um zu bestätigen, daß da nichts mehr ist. Daher installierte ich ein Überwachungs-Tool auf ihrem Handy. Damit konnte ich ihre Position abfragen und sie über das Mikro belauschen. Ich fühlte mich schäbig, aber es war das einzige, was mir einfiel, um mein Seelenheil zu retten und letztendlich wieder zur völligen Normalität in unserer Ehe zurückzukehren.
An einem Sonntag nach unserem Urlaub war sie über Mittag unterwegs (Friedhof zum Grab ihrer Oma), und so wollte ich eher aus technischem Interesse einmal prüfen, wie das Tool funktioniert. Ich wußte, wo sie sein wollte, aber das blöde Ding, gab eine völlig andere Position an. Also schaltete ich die Sprachübertragung an - und da traf mich fast der Schlag! Ich hörte neben ihr eine Männerstimme. Für das Erkennen einzelner Worte war die Qualität aber zu schlecht. Getuschel, Gekicher. Ich war in Rage, ich war nicht mehr ich selbst - "Vom Dr. Jekyll werd' ich zu Mr. Hyde". Ich rief sie dutzende Male an, aber sie ging nicht ran. Ich wollte sie schließlich in flagranti ertappen, packte unseren Kleinen ins Auto und raste zu dem Ort. Da waren sie unterdessen nicht mehr, und ich erhielt schließlich ihren Rückruf. Sie war bei ihren Eltern. Ich sagte ihr auf den Kopf zu, was ich wußte und daß wir uns SOFORT zu Hause treffen würden. Der Kleine wurde vor dem TV geparkt und ich machte mich bereit, unsere Ehe zu beenden. Ich wollte nie wieder so gedemütigt werden!
Sie erklärte, daß sie wirklich zum Friedhof wollte und er sie kurzfristig anrief, daß er da und dort wäre, also haben sie sich getroffen. Sie wollte die Sache dort klarstellen, fand aber keine Kraft. Sie haben sich wieder geküßt. Ich vereinbarte mit ihr, daß er mir seinen Teil der Story sagen solle. Sie beendete die Beziehung per Mail er bestätigte mir schließlich per Mail mit seinen Worten, was im Auto gewesen ist (und was nicht) und auch, daß er gefühlt hat, daß sie "komisch" war. Er würde ihre Entscheidung akzeptieren und sich zurückziehen.
Ich ließ mich wieder von meinen Gefühlen für sie einfangen. 20 Jahre löscht man halt nicht so einfach in kurzer Zeit aus. Ich liebe sie wirklich noch sehr, trotz allem. Aber ich sagte ihr auch deutlich, daß mein Vertrauen zerbrochen ist und nur geheilt werden kann, indem sie mir keinen neuen Grund für Eifersucht gibt. Ich sagte auch, daß ich Leute und Mittel habe, die mir über sie berichten könnten. Von der konkreten Überwachungsmethodik erzählte ich nichts.
Es wurde wieder besser - nein es wurde wirklich schön. Ich hatte das Gefühl, daß wir alles im Griff hatten.
Aber da waren immer noch diese Zweifel. Ich mußte sie ersticken, indem ich Beweise finde, die mir sagen, daß da nichts mehr ist. Als sie an einem Abend zu einem 2-Tages-Workshop weg war, prüfte ich ihre eMails. Sie enthielten eine brandneue Mail von ihm mit einer Buchungsbestätigung für ein gemeinsames Hotelzimmer in der Nähe des Workshops.
Wut, Rage, Verzweiflung, tausend Versuche, sie zu kontaktieren. Sie sagte, daß sie das gesehen aber nicht drauf reagiert hat. Sie kam sofort heim und versicherte mir, daß da nichts ist und sie nichts vorhatte. Sie sagte mir, daß sie mit ihm keinen Kontakt mehr hatte und hoffte, daß er die Sache damit auf sich beruhen lassen würde.
Ich entschloß mich, ihr zu glauben aber ich sagte ihr klipp und klar, daß sie mir ab sofort über jegliche Kommunikation mit ihm sprechen muss.
Jetzt muss ich für's Verständnis noch über die Situation auf ihrer Arbeit berichten. Sie ist in einer leitenden Tätigkeit in einem mittelständigen Unternehmen tätig. Das Arbeitspensum für sie war dort schon immer grenzwertig. Sie ist dort seit über 10 Jahren und neben ihrer fachlichen Qualifikation ist sie dort auch "die Mutti, die alles zusammenhält". Jeder, der Probleme auf Arbeit hat, kommt zu ihr und sie richtet das irgendwie oder hört wenigstens zu. Das macht's natürlich schwierig, die eigene Arbeit zu organisieren und ich hab sie über die Jahre schon oft davor gewarnt. Aber es ging irgendwie, bis schließlich innerhalb kurzer Zeit zwei Kolleg/Innen und ihr Chef kündigten. Der neue Chef ist eine Katastrophe, hat keine Achtung für ihre Arbeit und überlastet sie dauerhaft. Dazu muss sie jeweils in Teilen die weggefallenen Stellen kompensieren, eine chronisch Kranke vertreten (kurz vor der Rente und keinen Bock mehr auf Arbeiten) und Urlaubsvertretung machen.
Kurz: seit Frühjahr diesen Jahres ist es exzessiv. Sie lebt nur noch für die Arbeit und die "Organisation" der Familie. Ich habe sie dennoch unterstützt, und versucht, so weit es geht, meine Arbeit hintenan zu stellen. Dazu muss man wissen, daß ich der deutliche Hauptverdiener bin und ich eine Position auf Arbeit innehabe, die u.a. die indirekte Verantwortung für einen Betrieb bedeutet. Wenn ich bzw. das von mir geleitete Team sich einen Patzer leisten, hat ein Betrieb mit 3000 Mitarbeitern keine Arbeit für den Tag. Aber glücklicherweise erlaubt mir mein Arbeitgeber eine hohe Flexibilität in der Arbeitszeit und im Arbeitsort. Und ich stelle meine Arbeit auch nicht über die meiner Frau, weil ich weiß, daß sie dort viel Bestätigung erhält und sowas ja auch gut für's Allgemeinwohl ist. Somit habe ich z.B. - auch wenn wir an einem Tag vereinbart hatten, daß meine Frau die Kinder abholt - ich mir Freiräume geschaffen und sie angerufen und gesagt: "Du kannst noch bleiben, wenn's Dir hilft - ich hole die Kids!". Sie hat das auch immer dankend angenommen. Nur hat sie's auch übertrieben. "Sei wenigstens zum Abendbrot zu Hause" - sie war es nie. Sie war chronisch unpünktlich. Immer. Das ganze Jahr über. Auch in der Zeit, bevor sie die Affäre hatte. Und sie zeigte hinterher, wenn sie da war nicht einmal Reue oder entschuldigte sich dafür - nein, sie drehte die Diskussion oft um in der Art "Es muss Dir doch klar sein, daß ich nicht pünktlich sein kann!". Ich war frustriert darüber, daß sie nicht mal im Ansatz auf unsere Abmachungen achtete. Ich hatte irgendwann Anfang des Sommers die Erkenntnis: "Wir sind dabei Du bist dabei ich bin dabei uns zu verlieren.". Aber ich verpasste die Chance, gegenzusteuern und machte stattdessen "zu". Und so kam es, daß ich manchmal, nach einer Woche, in der wiedermal nichts geklappt hatte, ich mir am Wochenende frustriert dachte: "und jetzt bist DU halt da und ICH bin vor'm PC". Es war kindisch, es war dumm. Ich hätte es besser wissen sollen. Ich hoffte, daß es mal "knallt" und wir einen reinigenden Streit hätten. Aber sie hatte wohl auch keine Kraft mehr und war enttäuscht von mir. Ein Teufelskreis.
Da sie bei ihr auf Arbeit alle eine so tolle Family sind, haben sie für eine Kollegin eine große Abschiedsparty geplant. In die Planung war "Er" mit einbezogen aber sie meinte noch Anfang letzte Woche, er hätte sich lange nicht gemeldet und sie wüßte gar nicht, ob er noch käme. Sie hätten keinen Kontakt.
Letzten Freitag
war wieder ein längerer Arbeitstag für sie. Ich durchforstete ihren PC und fand eine Mail neueren Datums an IHN mit einem seltsamen Inhalt. Als Ahnang waren Bilder dabei, die ich nicht sehen konnte. Ich befürchtete das Schlimmste und war wiedermal auf 180 (Mr. Hyde). Ich wollte sie sofort erreichen, aber sie nahm nicht ab. In meiner Verzweiflung rief ich eine Kollegin an unter einem harmlosen Vorwand - und erhielt die Antwort: "Die ist mit IHM unterwegs.". So viel zum Thema "wir haben keinen Kontakt mehr". Ich rief schließlich IHN an und er meinte, daß sie aktuell nicht mehr zusammen wären - sowohl nicht mehr am gleichen Ort als auch was ihre Beziehung angeht. Sie hätten nur die Abschiedsparty der Kollegin zusammen mit anderen Kollegen geplant.
Ich glaube wirklich, daß das wahr ist. Ich habe unterdessen auch die Bilder in der Mail gesehen und sie sind völlig harmlos. Ich hatte in meiner Rage und Paranoia das erst mal einen falschen Verdacht und hatte es überzogen. Es war ein Fehler. Ein Riesen-Fehler.
Schließlich erreichtete ich sie. Sie war enttäuscht, daß ich sie überwachte und ausspionierte. Das ist völlig verständlich. Ich erklärte ihr, daß es mein Weg ist, wieder Vertrauen zu fassen - indem ich "nichts" finde, bestätigt mir das, daß da nichts mehr ist. Ich entschuldigte mich aufrichtig.
Wir sprachen außerdem über ihre Arbeit und ich sagte ihr recht deutlich, daß ihre Arbeit unsere Beziehung auf dem Gewissen hat. Nicht wegen ihm, sondern weil sie uns die Rest-Zeit in unserem Alltag abschnürt, die wir füreinander hätten. Sie wollte das nicht hören, ihre Arbeit ist ihr so wichtig und sie hat Angst, sich eine neue Arbeit suchen zu müssen (wir leben in Ostdeutschland, da sind die guten Arbeitsplätze nicht so dicht gesät).
Das Wochenende war sehr kühl zwischen uns.
Gestern.
Da sie immer noch ein riesiges Arbeitspensum hat, hab ich gestern wieder kurfristig umdisponiert und sie konnte länger arbeiten: "Bitte sei wenigstens zum Abendessen da!" - "Ja!".
Und da waren wieder diese Zweifel. Also Audio-Überwachung an. "Nein, sie arbeitet nur, Du wirst sehen" redete ich mir ein. Stattdessen ein Gesprächsfetzen mit wieder diesem intimen Ton in ihrer Stimme: "Ja, 17:30 Uhr". Ab diesem Zeitpunkt zeichnete ich 1h intimes Getuschel und Küsse - aber anscheinend auch nicht mehr - auf.
Wut, Verzweiflung, Resignation: Diese Ehe ist am Ende. Ich wollte ihr wenigstens die Chance auf Ehrlichkeit geben, hoffte, sie sagte wenigstens von sich aus, daß da wieder etwas war aber sie es in den Griff kriegen würde... ich weiß nicht, was ich mir noch versprach. Jedenfalls meldete sie sich auf dem Rückweg (sie war dann natürlich erst zu Hause, als die Kinder im Bett waren) und ich leitete das Gespräch so, daß sie erzählen sollte, was sie noch gemacht hat und ob sie allein gewesen wäre. Sie sagte, sie wäre die ganze Zeit allein gewesen. Ich sagte ihr, wie's wirklich war und daß wir dann in Ruhe drüber reden müßten.
Die Kinder waren im Bett, als sie ankam und wir sprachen. In mir war alles zerbrochen, ich war leer und bitter, ich weinte nicht mal mehr. Ich wollte an dem Abend wirklich die Koffer packen und zu meinen Eltern ziehen. Dann hätte die Sache große Kreise gezogen und es wären Dinge passiert, die unumkehrbar gewesen wären, selbst wenn wir wieder zusammenfünden.
Jedenfalls: Anscheinend hatte er nach meinem Anruf bei ihm wieder auf Oberwasser gehofft und seine Chance genutzt - und sie war wieder schwach geworden, auch aus Frust wegen meines Fehlers vom Freitag. Ob das alles Gründe sind, die Affäre wieder neu aufflammen zu lassen: aus meiner Sicht nicht.
Sie fing mich wieder ein bzw. eher die Liebe zu ihr und so fingen wir wieder an, über uns zu diskutieren. Wir analysierten weiter, was uns zu diesem Punkt gebracht hat und warum sie so empfänglich für ihn war. Er sei halt so ein Romantiker. Das bin ich nicht und das werde ich nie sein - auch weil ich Aufrichtigkeit mehr schätze, als mich zu verbiegen. Ich bin aber auch nicht kalt. Nur halt nicht besonders romantisch. Aber das weiß sie seit über 20 Jahren.
Wir haben schließlich für uns erkannt, daß der Punkt, an dem wir unsere Balance verloren und die Selbstheilungskräfte unserer Liebe zueinander versagten jener war, an dem ihre Arbeit "kippte". Also im Frühjahr. Es gab dadurch Verletzungen bei mir, die schließlich zu Verletzungen bei ihr führten. Wie ich oben schon beschrieb: Ein Teufelskreis, aus dem wir zu blöd waren auszubrechen.
Und dann sprachen wir nochmal über ihre Arbeit und ich führte ihr vor, wie eins zum anderen geführt hatte. Ihre Überlastung - meine Frust - zuwenig Zeit füreinander - Verletzungen - mein Unverständnis, daß sie sich so ausbeuten ließ, auch von ihren geschätzten Arbeitskollegen - und schließlich ER, der ihr bei dem Schlamassel auch noch gut zuredete. Diese Ratte! Sie fand in ihm Bestätigung für ihren Weg auf Arbeit, den sie von mir nicht bekam. Ich kann da nicht aus meiner Haut - ich KANN sie doch nicht in etwas bestärken, daß sie körperlich alle macht, sie ausbeutet und bei dem es Null Ausblick auf Besserung gibt?! Das ist doch meine Verantwortung als ihr Freund und Ehemann, sie darauf hinzuweisen, daß sie sich in einer Abwärtsspirale befindet! Aber sie wollte das bis gestern nicht hören und hörte wohl stattdessen lieber IHM zu, der ihr schmeichelte und sie auf ihrem falschen Weg bestätigte. Bestimmt hat er ab und zu mal ein "Och Du Arme, Du darfst nicht so viel arbeiten, das ist nicht gut für Dich!" gesagt - aber das ist keine wirkliche Hilfe sondern oberflächliches Geschmeichle mit dem Ziel, bei ihr zu "landen" und es verschlimmert die Sache nur.
Ich habe ja sogar versucht, die nicht wegzudiskutierende Überlastung dadurch zu kompensieren, indem ich sie auch mal am Wochenende auf Arbeit ließ, damit sie ihre TODO-Liste abarbeiten konnte, um ein besseres Gefühl zu bekommen. Aber das ist nur das Herumdoktern an Symptomen. Die Ursache ist die Arbeit und die ist einfach kaputt.
Sie hat auch deutliche Defizite in der Selbstorganisation, was die Probleme ja nur noch verstärkt. Ich habe ihr hier schon mehrmals Hilfe angeboten und ihr erklärt, wie ich meiner vielen "Prio-1 sofort!"-Themen Herr werde und wie man bei all dem Wahnsinn noch sein Seelenheil behält und Spaß an der Arbeit. Das hat auch viel mit "Nein" und "Später" zu tun aber diese Worte fallen ihr unglaublich schwer auf Arbeit.
Wir beendeten den Abend mit einem vorsichtig optimistischen Ausblick und gutem Versöhnungs-Sex - überhaupt ist das Thema Sex eines, wo wir gegenseitig null Defizite sehen, nur mal der Vollständigkeit halber ;). Ich hoffe, daß sie das wenigstens davon abgehalten hat, mit ihm Sex zu haben. Aber ich schweife ab.
Ich habe schließlich alle meine Karten auf den Tisch gelegt und ihr beschrieben, daß ich meine Überwachung einstelle und sie dies auch aktiv unterbinden kann. Ich bin damit meine Mittel los, meine Zweifel aktiv zu bekämpfen. Aber ich glaube, daß ich diesen Preis zahlen muss, damit mir so eine Dummheit wie vom Freitag nicht noch einmal passiert. Es fiel mir sehr schwer, da schließlich mein Mißtrauen und die Kontrolle überhaupt dazu geführt haben, daß die Affäre vorzeitig aufflog. Nicht auszudenken, wenn das nicht passiert wäre, und das alles so weitergelaufen wäre wie vor dem Urlaub! Wir wären nicht recht wieder zusammen gekommen und er hätte weiterhin ungestört seine Chancen nutzen können. Dann hätte es irgendwann vermutlich EINEN großen Knall gegeben, der unumkehrbar gewesen wäre.
Aber natürlich habe ich noch meine Zweifel. Und ihr Wankelmut bei der ganzen Story ist diesem wirklich nicht zuträglich. Ich hoffe nur, daß wir jetzt den schwersten Teil dieses Weges hinter uns haben. Ich bin nach wie vor enttäuscht, daß es überhaupt so weit kam. Die Verletzungen, die wir uns gegenseitig zugefügt haben, sind in anderen Beziehungen nahezu *läscherlich*, das haben wir gestern auch erkannt. Unsere extreme Harmonie die ganzen Jahre hat uns dazu verleitet, die kleinste Un-Balance zu übertreiben. Aber daß sie daraus gleich eine Affäre machen mußte, nehme ich ihr übel, daß kann ich einfach nicht verstehen. Ich bin aber gewillt, an uns zu arbeiten und Dinge zu vergessen. Und das nicht "für die Kinder" - DAFÜR würde ich es nie tun, da solche Lügen-Ehen zum Scheitern verurteilt sind und nur noch mehr Unheil anrichten.
Und da ist auch noch die ungeklärte Situation mit ihrer Arbeit. Es gibt wohl jetzt ein Lösungsszenario, um sie zu entlasten, aber das fällt für mich auch unter die Kategorie "Glaube, Hoffnung". Und sie hat deutliche Ängste, sich eine neue Arbeit zu suchen. Sie hat mir aber gestern endlich das erste mal wirklich zugehört zu ihrer Arbeit und meinen Standpunkt, daß diese kranke Organisation sie nicht länger kaputt machen darf, angenommen. Es müssen hier drastische Änderungen bei ihr und damit auch bei ihrer Arbeit bzw. in der Art, wie ihre Kollegen mit ihr umgehen, vollzogen werden. Ihre Kollegen schätzen sie wirklich sehr - aber sie beuten sie halt auch gnadenlos aus, wenn auch vielleicht unbewußt und aus Gewohnheit. "Du arbeitest zu viel"-Gerede nützt nichts, wenn die lieben Kollegen am nächsten Tag in der Tür stehen und ein Thema SOFORT adressiert haben möchten.
Warum schreibe ich das alles?
Zum ersten, weil ich niemanden habe, mit dem ich drüber reden kann. Es macht ja nur Sinn, über so etwas mit jemandem zu Reden, der einem sehr nahe steht - und dann bleibt da ein Makel. Ich möchte diesen Makel, solange es geht, vermeiden, weil dann nichts mehr so ist wie vorher. Aber ich stand gestern schon mit Jacke in der Türe, um zu einem engen Freund oder meinem Bruder oder meinen Eltern zu gehen, bevor ich dann doch blieb und mit meiner Frau redete.
Zum zweiten, weil mir vielleicht jemand, der in einer ähnlichen Situation war, einen Rat geben kann. Bitte keine Häme und kurzgeschossene Ratschläge - ich weiß selbst, daß objektiv betrachtet das alles nach einer sofortigen Trennung aussieht. Die Wahrheit, die ich versucht habe hier zwischen den Zeilen zu transportieren, ist, daß ich sie noch zu sehr Liebe um alles aufzugeben und ich noch Hoffnung habe, daß wieder alles gut wird. Ich spüre ihre Wärme und weiß auch, daß sie noch Liebe für mich empfindet. Das Gespräch gestern hat mir hier viel Zuversicht gegeben.
Aber da sind immer noch diese Zweifel, wieder enttäuscht zu werden.