Hui, was für ein Gefühlskuddelmuddel...
Liebe Rosenoir,
jetzt hab' ich's besser kapiert, glaube ich. Ich bin beim Lesen deines Beitrags ziemlich hin- und hergerissen, was ich dir raten soll, weil ich zwei verschiedene Komponenten so deutlich finde...
Also erstens: Ich kann's gut verstehen, dass du ihm wenig vertraust. Ich habe den Eindruck, das ist
eh kein Bereich, in dem du dich sicher fühlst und sein Verhalten (heimlich Kontakt halten usw.) und die Gesamtsituation (Umzug) verschärfen das Problem. Ich wäre auch wenig erfreut, wenn ich rausfinden würde, dass noch Kontakt zur vorherigen Beziehung besteht, mein Freund sich schwer aus dieser Bindung lösen konnte und diesen Kontakt ohne mein Wissen pflegt.
Dementsprechend: Ich finde, du hast dir hier einen sehr schwierigen Partner als "Große Liebe" ausgesucht.
Aber auch zweitens: Dein Umgang mit der Situation führt nicht zur Verbesserung der Lage bei aus meiner Sicht. Du fragst "Wie kann ich ihn teilweise aus meinem Herzen streichen?" -was soll das sein: teilweise?
Ich habe den Eindruck, du weißt selbst nicht genau, was du möchtest- momentan bist du sauer und enttäuscht und würdest dir wünschen, dass er dir ein bißchen egaler ist; gleichzeitig vermutest du, ihn "vielleicht etwas zu viel" zu lieben. Und damit hast du zweifellos Recht.
Denn: JA, es ist zuviel verlangt, wenn du Zeit mit ihm verbringen möchtest- jedenfalls mehr oder weniger die gesamte Zeit, wenn ihr euch seht. Du bist persönlich gekränkt, wenn dein Freund Freunde treffen will, weil es dir so erscheint, als seien sie ihm "mehr wert" in dem Moment- das Bedürfnis, auch eigene Lebensbereiche zu haben und einen Bekanntenkreis zu pflegen, ist aber normal.
Du schreibst, dir bringt nichts Freude, wenn er nicht da ist- das ist nicht gut und hat mit Liebe nichts zu tun. Sondern mit emotionaler Abhängigkeit.
Du gibst damit die Verantwortung für dein Glück und deine Zufriedenheit damit an deinen Freund- das ist nicht fair und macht ihm Druck, deshalb reagiert er gereizt.
Du musst DRINGEND eigene Lebensbereiche entwickeln- Freundschaften pflegen, Sport machen und dich gedanklich rigoros mit anderen Dingen beschäftigen als mit irgendwelchem Beziehungsgegrübel. Nimm' dir Dinge fest vor- egal, ob du in dem Moment riesig Bock dazu hast oder nicht. Lies Bücher, triff Leute, schaff dir Strukturen, die auch ohne ihn funktionieren. Du musst erst lernen, wieder eigenständiger zu werden- vllt. verliert sich dann mit der Zeit auch der Eindruck, dass du ihn viel mehr liebst als umgekehrt.
Du bist zudem nicht so besonders gut drin, Dinge offen auszudiskutieren, sondern schnappst dann eher ein- das ist nicht günstig, gerade in einer Fernbeziehung.
Langfristig würdest du wahrscheinlich besser fahren, wenn dein Freund nicht versuchen würde, Dinge an dir vorbeizumogeln (wie den Kontakt zur Ex), weil es dich noch unsicherer macht- dennoch habe ich den Verdacht, dass dein Verhalten ihn möglicherweise eher darin bestätigt, dass es sonst eh nur Zoff gibt. Du handelst viel aus einer Verlustangst heraus und machst dir damit das Leben noch schwerer- eigentlich willst du ihn mehr binden, distanzierst ihn aber immer stärker.
Ich würde versuchen, deine Enttäuschung usw. tatsächlich erstmal mit dir abzumachen, bis du dich soweit wieder abgeregt hast, dass ihr in solchen Situationen vernünftig reden könnt. Raus, eine Runde um den Block gehen oder so. Ihr kriegt euch sonst immer wieder auf genau dieselbe Art und Weise in die Wolle, ohne dass sich irgendetwas verändert.
Es geht hier ja nicht umd Freunde treffen. Es geht hier um "du hast auch ohne mich 'ne gute Zeit, das ist für mich bedrohlich".
LG