Hallo liebe Userinnen und User
Ich habe bereits viele Texte und Probleme gelesen. Aber bei meinem eigenen komme ich nicht weiter und hoffe auf einige Inputs von euch. (Ich konnte mich nicht kurz fassen)
Mein Freund (25) und ich (27) sind seit über 4 Jahren zusammen. Es ist für beide nicht die erste Beziehung, aber die erste "richtige" Liebe. Wir haben im Lebens des jeweils anderen eingeschlagen wie eine Bombe und die ersten zwei Jahre waren schlicht perfekt. Dann hatten wir eine grössere Krise (wir engten uns zu fest ein), in der wir uns fast trennten. Wir haben die Kurve gekriegt und die Beziehung auf viel gesündere Füsse gestellt. Wir gelten in unserem Freundeskreis als Traumpaar, da wir uns noch immer verliebt benehmen und zum Beispiel nicht gut ohne Körperkontakt im gleichen Raum sein können.
Seit einem halben Jahr wohnen wir nun zusammen und unser gemeinsame Alltag hat sich eingependelt. Es ist wahrscheinlich der schönste Alltag den ich in meinem Leben je hatte (er sagt das auch von sich). Wir verbringen gemeinsame Abende, haben trotzdem unsere Hobbys und Freunde, der Haushalt klappt problemlos und ich freue mich jeden Tag, nach Hause zu kommen. Ich habe noch nie so gerne gelebt/gewohnt.
Nun wo liegt das Problem? Er hat ein paar Eigenschaften, mit denen ich schwer umgehen kann und die, je älter er wird, immer ausgeprägter werden. Er liebt Motoren (ich bin ein Zug- und Velofahrer --> wenn wir fort wollen, geht die Diskussion los), er kann nicht viel mit Musik anfangen (Musik ist mein Allheilmittel für alles, aktiv und passiv), er hat einen Hang zu diskriminierenden Bemerkungen (über (Lebens-)Künstler, Linke, Grüne, Schwarze, Ausländer, Studenten, Studierte, Dicke und Behinderte). Dabei kann er durchaus auch hinter einen Menschen sehen. Ich selbst bin zum Beispiel eher links-grün und habe studiert. Warum also andauernd solche Bemerkungen? Natürlich haben wir das schon diskutiert, aber er kanns nicht lassen.
Damit im Zusammenhang steht, dass er ein ganz anderes "wirtschaftliches" Denken hat als ich. Er will aus allem den grösstmöglichen (finanziellen) Gewinn erzielen. Also effizientes und leistungsorientiertes Arbeiten. Da habe ich ja nichts dagegen, doch bleibt da manchmal der Mensch auf der Strecke und Sachen, die nur zur Freude da sind, zählen ohnehin nicht. Das führt häufig zu Riesendiskussionen (über Politik, Wirtschaft, Geschichte, Familie, Zukunft), die zu nichts führen, da wir beide die Sichtweise des Anderen nicht verstehen.
Er kann sich schlecht zusammennehmen. Wenn ich etwas sage oder mache, das ihn verletzt (natürlich nicht absichtlich), braust er auf, ist eingeschnappt und wartet, bis ich das Problem löse (und zwar egal ob ich Geburtstag habe, müde bin, oder eine schlimme Nachricht erhalten habe). Das tut manchmal so weh. Entschuldigen kann er sich auch schlecht. Es bin immer ich, die den Karren wieder aus dem Dreck ziehen muss.
Was mich nicht so stört, aber manchmal doch sehr wundert: Ich mag seinen Eigengeruch nicht wirklich.
Diese Dinge machen mir extrem Mühe. Will ich mit einem Mann zusammen sein, der diese Eigenschaften hat? Nein, will ich nicht.
Will ich mit einem Mann zusammen sein, der mich verwöhnt, der mich kennt, schätzt und liebt, den ich gerne verwöhne, schätze und liebe, den ich begehre, der mich begehrt, dem ich freudestrahlend in die Arme springen will, der im Garten und in der Küche wahre Wunder vollbringt, der hilfsbereit ist (sofern er gute Laune hat), der mich in meinen beruflichen und privaten Zielen unterstützt,...? Ja, will ich. Er ist wirklich ein fantastischer Freund und Lebenspartner. Aber ich denke eben, es gibt irgendwo eine Frau, die viel besser zu ihm passen würde als ich. Die zum Beispiel seinen Töff mit Bewunderung und nicht mit Abscheu betrachten würde.
Was also tun? All diese Eigenschaften sind in meinem Freund vereint. Die eine Seite liebe ich über alles und bin auch superglücklich damit!!! Die andere Seite gibt mir zu denken. Am liebsten würde ich sie ausblenden. Aber das geht ja nicht.
Nun meine Frage: Haben seine Eigenschaften "der anderen Seite" wirklich so viel Gewicht, dass ich Schluss machen müsste? Ich denke, eigentlich schon. Und andererseits kann und will ich nicht Schluss machen. Denn abgesehen davon geniesse ich das Leben mit ihm. Unser Alltag stimmt, Freunde und Familien verstehen sich, er liebt mich (das zeigt und sagt er mir übrigens sehr häufig), ich liebe ihn. Ich glaube, er macht sich nie so viele Gedanken wie ich. Er ist glücklich mit mir. Und ich getraue mich nicht es anzusprechen, da ich nichts kaputt machen will, nicht in Erklärungsnot geraten will und vor allem will ich ihn nicht verletzen. Und das würde ich bestimmt!
Habt ihr ein paar hilfreiche Gedanken?