Liebe deinen Nächsten wie dich selbst? Für die Teilnehmer an der Spaßgesellschaft, wegen des ständig stichelnden Spaßbedürfnisses, welches da sehr neckisch ist, unmöglich. Für alle Spaßsüchtigen lautet also das geistige Gesetz: Hasse dich selbst, so wie du deinen Nächsten hast.
Aber wie diagnostiziert man nun den Hass? Man bemerkt ihn daran: Er muss sich zu allem schwerfällig aufraffen, er ist in vielen Situationen sehr hastig und voreilig, er zeigt absolut keine Geduld, er gibt immer nur den andern die Schuld, er handelt heraus aus dem unüberlegten Affekt, da die Aggression tief in ihm steckt, er verlangt alles von andern, was ihm schmeckt, und bei all dem hofft er, dass ihn niemand entdeckt.
Doch nun noch eine nähere Grundlagenerläuterung:
Traue ich mich das, was mich in anziehender Weise reizt nicht direkt anzusprechen, so mache ich immer wieder einen darauf anspielenden Spaß daraus, bis ich dann von niemand mehr ernst genommen werde, und ich nur noch indirekte bis direkte Ablehnung ernte. Denn ein jeder hinter dem Spaß der Anspielung einen verlogen getarnten Ernst vermutet. Jeder der verspaßt wird, der weiß nämlich, dass der Spaß viel zu oft ernste Folgen hat (wer andern und sich zu viel Spaß zumutet, das ist auch der, der, in geregelten Abständen, am meisten dafür blutet), vor allem wenn man nicht über den Ernst der Folgen spricht. Und so erklären wir dann die Folgen oftmals zu einer Spaßpflicht und idealisieren sie zu dem Schönsten, was uns da stände in Aussicht.
Über die Folgen des Spaßes spricht man nicht, weil man dem Spaß sonst widerspricht. Doch dem Spaß widerspricht man nicht, weil sonst, durch das, was ihm sehr ernst ist (an seinem scheinbar gut gemeinten Willen zum Spaß) die große Aggression ausbricht. Der, der seine Späße mit anderen treibt, dem ist sein Spaß (als Anreiz und Motivation seines Lebens) sehr ernst, also nicht dass du so einfach deinen eigenen Spaß suchst, indem du den gemachten Spaß der andern zur Lächerlichkeit erklärst und dich somit, ihrer Einflussnahme entziehend, von ihnen entfernst. Du hast dann zwar deinen Spaß dabei, wenn du die Spaßsüchigen hilflos erregt herrumrudern siehst, aber durch ihre da heraus wachsende Geilheit (=ihr wachsender Wille den Spaß, der in ihrer Fantasie herumgeistert mit Gewalt zu erreichen, und wenn nicht anders möglich, so gehen sie dabei sogar über Leichen) wird die Situation um dich herum plötzlich ernst.
Spaßgezeugte Kinder nimmt niemand ernst, also sie zu, dass du die Schadenfreude der Veralberung, die dir Spaß einbringt, ablegst und zu lieben lernst. Denn will ich ein Kind geistig entwickeln (=lieben) damit es innerlich wächst, so nehme ich es wahrhaftig ernst.
beziehungsWEISE