Man "braucht" recht wenig
natürlich "braucht" man das nicht.
Aber man setzt auch nicht unbedingt "die Partnerschaft auf's Spiel", wenn man es tut.
Türen knallen? Haben wir öfter. Wir streiten uns öfter, auch so, dass man es ganz deutlich hört.
Ich bin nicht aus Pappe, mich pustet es nicht weg, wenn mal nicht gesäuselt wird und meinem Mann auch nicht - dafür haben wir in den über 15 Jahren, die wir jetzt zusammen sind, bis jetzt noch jedes einzelne Problem geklärt gekriegt und sind miteinander glücklich. Was mir jetzt nicht gerade suggeriert, dass wir etwas falsch machen :cool:
Das bedingt für mich, dass man "das Andere am Partner" zulassen kann. Es ist für mich grundlegende Bedingung einer jeder Beziehung, dass man den Partner akzeptiert. Wie er / sie ist, nicht wie man ihn / sie gern hätte oder irgend ein Bild, was man sich von ihm / ihr macht. Deswegen ist man aber noch lange nicht immer einer Meinung ;)
Ich denke es ist eine Frage des Typs, ob man Harmonie oder Reibung bevorzugt und auch eine Frage des Typs, *wie* man sich streitet.
Ich würde mit "wir streiten uns nie" keine Partnerschaft führen wollen und auch keine führen können. Harmonie ist für Beziehungen wichtig - aber was mich betrifft: ich komme damit nur in kleinen Dosen klar.
Auch mit jemandem, bei dem es erst dann zum Streit kommt, wenn wirklich schon viel im Argen liegt, könnte ich keine Beziehung führen.
Mit jemandem, der ein Streitgespräch eher ruhig und distanziert führt, vermutlich auch nicht - weil derjenige dann vermutlich nicht damit klar kommt, dass ich das nicht tue.
Der Punkt ist... "das Andere im Partner zulassen können" sagst Du so schön...nun, ich bin ein hoch emotionaler Mensch - wer sehr emotional reagiert, ist nicht sonderlich distanziert, nicht sonderlich vernünftig und nicht sonderlich ruhig. Ach ja: übermässig rational auch nicht. Mein Mann ist manchmal ein bißchen Choleriker - dto. Kann ich also "das Andere in meinem Partner akzeptieren", heisst das auch: ich kann akzeptieren, dass der manchmal aus relativ nichtigem Anlass abgeht wie Nachbars Lumpi auf Speed. Ich gehe zuweilen auch zu sehr ab und reagiere der entsprechenden Situation eigentlich völlig unangemessen. Der Punkt ist: das ist nichts persönliches und deswegen nehme ich das bei meinem Mann auch nicht persönlich und er bei mir nicht.
Wenn es einer von uns beiden völlig übertreibt, ziehen auch wir eine Grenze - nur liegt die bei mir um Meilen "weiter draussen", als sie bei Dir liegen würde - doch weit vor dem Punkt, wo es unsere Beziehung gefährden würde, erfolgt ein klares und deutliches "Stopp!" - was ggf. auch noch klarer und deutlicher wiederholt werden kann - auch die Wiederholung noch deutlich vor der Grenze, wo es die Beziehung gefährden würde.
Die Hauptsache ist aber: wir wissen beide, dass es nicht als Beleidigung, nicht als Herabsetzung und nicht als mangelnder Respekt vom anderen gemeint ist, wenn ein Streit laut wird - und wir empfinden das auch beide nicht so. Deswegen hat das weder mit "Angst-Kick" noch mit "Beziehung aufs Spiel setzen" zu tun. Das tut es nicht.