habe mich aus meiner derzeitigen Situation heraus zur vorsichtigen Hilfesuche zunächst auf diesem Wege entschlossen. Ich bin seit über 18 Jahren mit meiner Frau (32J, ihre erste längere Beziehung) zusammen (seit 4 Jahren verheiratet, vorher gut 10 Jahre Wochenendbeziehung wg. Ausbildung und Studium etc.). Wir haben 2 Kinder (2 Jahre und 7 Wochen). Nach Beendigung meines Studiums und Vorbereitungsdienstes (in dieser Zeit habe ich diverse Hörstürze mit fast vollständigem einseitigen Gehörverlust erlitten und versuche daher stets auf der sachlichen Ebene zu bleiben) habe ich 2007 eine leitende Anstellung gefunden und bin beruflich sehr eingespannt (teilw. über 50 WStd).
Unsere Beziehung läuft es seit Jahren nicht mehr so, wie es wohl eigentlich sein sollte. Es finden kaum noch gemeinsame Aktivitäten statt, ebensowenig gibt es konstruktive Gespräche. Stattdessen streiten wir immer häufiger. In diesen Streitgesprächen geht es regelmäßig darum, dass ich zuwenig Zeit mit meiner Frau verbringe und sie sich oft alleine fühlt. Das ist aus meiner Sicht nicht unverständlich, denn unsere Familien (meine ist zerstritten und verteilt sich im Bundesgebiet) sind über 300km entfernt. Ihre Eltern kümmern sich großartig und das Verhältnis könnte besser nicht sein. 4 Wochen vor der Geburt haben sie meine Frau und unser erstes Kind aufgenommen, damit sie nicht während der ersten Wochen den ganzen Tag allein sind. Ich bin mit Ausnahme eines Wochenendes jedes Wochenende dorthin gefahren und wenn ich erst am Samstag nachmittage ankam wurde die Enttäuschung zum Ausdruck gebracht, dass ich nicht schon früher da bin).
Vor 2 Wochen habe ich Frau und Kinder wieder zu mir geholt.
Soziale Kontakte im Sinne eines Freundeskreises konnten wir uns bislang hier leider nicht aufbauen. Weiterhin belaste Sie, dass ich oft frustriert und unausgeglichen wirke und mich berufliche Probleme auch daheim zu belasten scheinen.
Was mich in erster Linie und bereits schon aus den Zeiten der Wochenendbeziehung sehr belastet, ist die heimische Ordnungs- und Sauberkeitssituation, was dazu führt, dass die wenige gemeinsame Freizeit an Abenden und Wochenenden entweder mit Aufräumungsarbeiten oder Reinigungstätigkeiten verbracht wird bzw. entsprechende noch zu erledigende "Baustellen" drücken und an der notwendigen Entspannung hindern. Darüber hinaus ist noch der Umstand, dass die Leibesfülle meiner Frau sich insbesondere während der letzten 6 Jahre deutlich vermehrt hat (90 kg bei 160cm) und sie fast täglich dem Heißhunger auf Süßigkeiten erliegt (1-2 Tafeln); ein sportlicher Ausgleich findet nicht statt (ist auch inzwischen wegen der Kinder nicht möglich); ein Sexualleben findet überdies seit Jahren fast nicht statt (was allerdings an mir lag und liegt, da ich kaum mehr Anreize dafür verspürte bzw. verspüre, wenn ich nach einer anstrengenden Woche nach Hause kam und die Wohnung verwüstet war bzw. heute noch ist und Reste von Schokoladenverpackungen verstreut herumliegen). Ich habe für mich den Eindruck, dass meine Hauptaufgabe darin besteht, funktionieren und versorgen zu müssen.
Wenn wir über diese Dinge zu sprechen versuchen, enden diese Gespräche darin, dass sie die sachliche Ebene verläßt und Gespräche unter Tränen abbricht.
Das geht nun schon einige Jahre so und ich weiß nicht mehr weiter. Insbesondere wegen der Kinder.
Was die Situation nicht besonders verbessert ist die Tatsache, dass ich mich in eine Kollegin (30) verliebt habe, mit der ich viel und ausführlich über diese Probleme spreche. Wir gehen 1 mal pro Woche zusammen zum Sport und verbringen auf der Arbeit die Pausen miteinander.
Hier ist von beiden Seiten mehr als Freundschaft, wobei sie bislang trotz 25 Beziehungen kein Glück mit Männern gehabt hat. Sie sehnt sich nach einer Ehe mit Kindern und möchte glücklich sein. Hat aber andersherum aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen Angst vor Beziehungen und besonders davor, verletzt zu werden und ihre Freiheiten aufgeben zu müssen. Ihre große Liebe ist damals zerbrochen, weil ihre seinerzeit beste Fraundin ihr vor 4 Jahren den Mann ausgespannt hat und jetzt mit ihm verheiratet ist. Sie befindet sich auch deshalb in medizinischer Behandlung und nimmt regelmäßig Antidepressiva.
Weiterhin will sie keine Ehe zerstören und plagt sich mit Schuldgefühlen. Sie ist sich überdies wegen ihrer Beziehungsangst nicht sicher, ob es mit uns gut gehen würde. Sie hat mir deshalb geraten und auch darum gebeten, Beratungshilfe in Anspruch zu nehmen um zu versuchen, die Beziehung zu meiner Frau zu retten.
Ich hingegen betrachte beide Vorgänge weitestgehend getrennt voneinander, denn die Situation in meiner Ehe besteht schon seit Jahren und muß unabhängig davon gelöst werden. Meiner Kollegin habe ich das auch gesagt und ihr klar gemacht, dass sie mir gegenüber zu nichts verpflichtet und für nichts verantwortlich ist. Es handelt sich von meiner Seite aus auch nicht um einen bloßen Zeitvertreib oder eine Flucht aus dem Alltag. Ebensowenig sehe ich mich in einer Midlifecrisis.
Ich befinde mich derzeit in einem Kopf-Bauch-Gefühlskarussell und habe den Eindruck, die Orientierung zu verlieren, wobei mir stets meine Verantwortung als Familienvater bewußt ist und ich weiß, dass ich schon allein deshalb funktionieren muss. Allerdings sehe ich immer mehr Dinge, die ich in den letzten Jahren nicht gesehen habe bzw. nicht sehen wollte.
Ich erwarte keine Patentlösung für das Leben, aber vielleicht besteht ja die Möglichkeit, beim Ausbremsen, des immer schneller und schneller werdenden Karussells mit ein paar Worten behilflich zu sein. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr warten kann und will, bis die Fahrzeit abgelaufen ist. Würde ich bei voller Fahrt abspringen, würde ich wahrscheinlich Mitfahrer, Außenstehende und schließlich mich selbst nicht unerheblich verletzen.