Hallo,
zuerst einmal verzeiht mir, falls ich hier auf der falschen Seite sein sollte, da sie vornehmlich dem aus meiner Sicht anderen Geschlecht gewidmet ist. Allerdings kenne ich kaum ein seriöseres großes deutsches Forum über Beziehungen und würde auch gerne eine weibliche Betrachtungsweise hören.
Zu meinem Problem. Ich bin 25 Jahre alt und Student (nein, das ist kein Problem ;)). Vor ziemlich genau vier Jahren habe ich in meinem Studiengang ein Mädchen kennengelernt, ein Jahr jünger als ich. Es dauerte nicht lange, bis wir uns ineinander verliebt haben. Sie war meine allererste große Liebe und meine erste richtige Freundin. Genauso war auch ich ihr erster Freund. Sie war bzw. ist wunderschön, intelligent, humorvoll, mit mir auf einer Wellenlänge, sie trinkt nicht, sie raucht nicht, ist keine Disco/Partygängerin, reist gerne, hat Augen, in denen man sich stundenlang verlieren könnte und einen wunderschönen Körper. Wir haben verdammt viel zusammen erlebt, sind viel verreist. Es war einfach traumhaft. Im Sommer 2009 ist sie dann für ein Jahr auf ein Auslandssemester gegangen. In diesen sechs Monaten haben wir uns nur einmal für ein gemeinsames Wochenende in Schweden getroffen. Ansonsten war es für mich eine sehr schwere Zeit - sie schien besser damit zurechtzukommen. Umso glücklicher war ich, als sie dann Anfang 2010 wieder zurückkam. Wir sind sofort zusammen in den Urlaub geflogen. Es war toll, wie vor dem Auslandssemester.
Die Wochen und Monate vergingen jedoch und mit der Zeit musste ich feststellen, dass es doch nicht mehr ganz wie früher war. Wir haben uns immer häufiger gestritten. Wir kamen zwar noch super miteinander aus, sind wieder oft verreist, haben viel Zeit miteinander verbracht, aber diese große Liebe verfloss immer mehr. Immer seltener haben wir gekuschelt, uns geküsst oder Händchen gehalten, Sex hatten wir fast gar nicht mehr. Wir haben aber nie wirklich darüber gesprochen, was da los war. Ich spielte oft mit dem Gedanken, die Beziehung zu beenden, hatte aber die große Angst, sie dann als Freundin zu verlieren. Denn wie gesagt - es hat immer noch unheimlich Spaß gemacht, meine Zeit mit ihr zu verbringen.
Nun denn, im Oktober letzten Jahres kam dann wohl das unausweichliche: Wir waren erst wieder fünf Tage zusammen im Urlaub, haben uns dort aber ständig gestritten. Ich war auch selbst sehr gereizt, weil ich einfach nicht mehr wusste, wohin das mit uns läuft. Nach dem Urlaub haben wir uns fast einen Monat lang kaum noch gesehen. Nachdem ich es nicht übers Herz bringen konnte mit ihr Schluss zu machen, konfrontierte sie mich dann eines Tages nach der Uni. Ich würde sie in letzter Zeit nur noch nerven, wir würden nicht mehr zusammen passen. Auf meine Nachfrage versicherte sie mir, mit mir in Kontakt bleiben zu wollen, weil sie mich ja nicht hassen würde.
Für mich brach an dem Tag eine Welt zusammen. Anscheinend hatte ich sie doch noch mehr geliebt, als ich mir eingestehen wollte. Ich kam mit der Situation überhaupt nicht zurecht - habe leider auch niemandem in meinem Freundeskreis, mit dem ich über solche Dinge reden konnte. Da war sie die einzige. Wenn, wurde mir geraten, sie erstmal komplett in Ruhe zu lassen und zu warten, bis sie mir von sich aus die Freundschaft anbietet. Ich habe überreagiert, bin ihr in der ersten Zeit total aus dem Weg gegangen, habe es nicht mal vollbracht, sie eines Blickes zu würdigen. Mir ging es schon damals deswegen total schlecht und ich fand es egoistisch von mir. Aber ich konnte nicht anders. Mit der Zeit gab es dann auch einfach kein zurück mehr. Irgendwann - es war schon Januar - hatte ich es endlich geschafft, einigermaßen über die Trennung hinwegzukommen, fasste mich dann doch mal zusammen und sprach sie an, um abzutasten, ob noch eine Freundschaft möglich ist. Sie machte mir Vorwürfe, mein Verhalten würde ja nur was über meine Person aussagen. Damals habe sie mit mir befreundet bleiben wollen, nun aber nicht mehr. Wer kann es ihr verdenken, nachdem wie ich mich verhalten habe?
Nunja, ein paar Wochen später habe ich mich bei ihr ausführlichst für mein Verhalten entschuldigt und ihr versucht, alles zu erklären. In Bezug auf einen Versuch, die Freundschaft zu retten, konnte sie sich dann sogar zu einem "vielleicht" hinreißen.
Ich wollte sie nicht überrollen und wir wechselten erstmal nur ein, zweimal die Woche eine E-Mail miteinander (wir wohnen in verschiedenen Städten und haben mittlerweile auch in der Uni keine gemeinsamen Kurse/Vorlesungen mehr zusammen). Nunja, ihre Antworten bestanden eigentlich nur aus Einzeilern. Ich fragte sie auch ab und zu, ob sie sich mal wieder mit mir treffen will. Sie wich aber meist aus. Einmal gingen wir dann tatsächlich zusammen in die Mensa. Haben dort auch über allerlei Dinge geredet - allerdings nicht über unser Verhältnis zueinander und was zwischen uns vorgefallen war.
Als es sich in letzter Zeit dann wieder zunehmendst versandete, startete ich nochmal einen Versuch, mich bei ihr entschuldigen, alle Schuld auf mich zu nehmen. Ihr zu sagen, wie dämlich ich damals war und wie schlimm es war, nicht nur meine große Liebe, sondern auch meine beste Freundin zu verlieren. Wie leid es mir tut, dass auch sie in mir ihren besten Freund verloren hat.
Heute bekam ich dann endlich mal eine klare Antwort von ihr: Sie hat mir nichts mehr zu sagen. Seit ich mich damals für diesen radikalen Schnitt entschieden habe, ist es für sie endgültig vorbei. Und ihr Freund (von dem ich bis heute nichts wusste) würde es auch gefallen, wenn ich sie in Ruhe lassen würde.
Da habe ich es nun: Die einzige Person, der ich jemals etwas bedeutet habe, will nichts mehr von mir wissen. Und alles aufgrund meiner eigenen Dummheit. Mir gehen so viele Situationen durch den Kopf, durch die vielleicht alles komplett anders gelaufen wäre. Als ich sie beispielsweise das erste mal nach der Trennung wiedersah und ich sie einfach komplett ignorierte. Ein einfaches "gib mir Zeit, drüber hinwegzukommen" hätte damals vielleicht gereicht und wir wären die besten Freunde geblieben, hätten zusammen Europa bereist, hätten lange DVD-Abende miteinander verbracht, wären zusammen durch die Stadt gebummelt, hätten uns zusammen durch Prüfungen geholfen...
Ich werde damit einfach nicht fertig, dass das alles auf meinen Mist gewachsen ist. Ja, zu sowas gehören immer zwei. Ja, wer meine Freundschaft nicht will, hat sie auch nicht verdient. Und ja, "hätte, wäre, wenn" gibt es nicht. Ich weiß trotzdem nicht mehr weiter.
Ich habe ihr noch geschrieben, dass ich ihr für ihre klare Antwort danke, sie ihre Eltern (mit denen ich mich immer so wunderbar verstanden habe, als seien es meine eigenen) von mir grüßen soll und ich immer für sie da sein werde, wenn sie etwas von mir braucht.
Ich werde ihr auf alle Fälle jetzt nicht mehr schreiben, sie nicht mehr ansprechen, wenn ich sie sehe (höchstens grüßen), weil ich weiß, dass es das jetzt noch viel schlimmer machen würde. Für sie und für mich. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass sie irgendwann von sich aus nochmal auf mich zukommt. Was ich allerdings für unwahrscheinlich halte, da sie nach ihrem Abschluss im nächsten Jahr wegziehen will. "Lustigerweise" in dasselbe Land, in das es mich auch schon zog, bevor ich sie kennenlernte - weswegen wir da derzeit auch (noch) denselben Sprachkurs besuchen.
Habt ihr schon selbst so etwas erlebt und könnt mir helfen, damit etwas besser fertig zu werden? Seht ihr noch irgendeine Möglichkeit, diese Freundschaft zu retten?
Ich danke schon jetzt allen, die sich die Zeit genommen haben, meinen Beitrag zu lesen. :)