Hallo,
bin neu hier und überfalle Euch direkt mit meiner Geschichte:
Ich war jetzt 8 1/2 Jahre mit meinem Freund zusammen - seit 4 Jahren haben wir eine gemeinsame Wohnung. Wir hatten eine sehr intensive Beziehung, mit sehr viel Nähe, geistig und auch körperlich.
Im letzten Jahr im Mai wurde bei mir ein doppelter Bandscheibenvorfall festgestellt. Ich war deshalb kurz nacheinander 2x 6 Wochen krank geschrieben und habe, da ich nur liegen konnte, sehr viel gegrübelt und mich selbst ziemlich runtergezogen. Diskussionen mit meinem Freund waren u.a. das Ergebnis. Noch während meiner 2. Zeit zu Hause habe ich Mitte August ein Melanom an meiner Hüfte entdeckt. Ende August war ich dann in einer Krebsklinik, in der mir das Melanom entfernt und 3 Lymphknoten in der Leiste entfernt wurden. Die Lymphknoten waren nicht befallen, aber ich bin jetzt Hochrisikopatientin und muss alle 3 Monate zur Nachsorge.
Eine Woche nachdem ich aus der Klink kam, hat der Vater meines Freundes sich das Leben genommen - er hat sich vor einen Zug geworfen. Zwei Monate später hat mein Freund von seinen Chefs das Angebot bekommen, zur Meisterschule zu gehen. Er hat in dieser Woche damit begonnen.
Seit dem Selbstmord hat er immer mehr dicht gemacht. Ich habe gefühlsmässig immer weniger von ihm bekommen. Die letzten Wochen habe ich ständig Diskussionen angefangen, in denen ich auch von Trennung sprach, aber wir beide haben immer wieder festgestellt, dass wir uns über alles lieben und es schaffen wollen.
Dazu muss ich sagen, dass ich immer den stärkeren Part in unserer Beziehung übernommen hatte. Bis vor 1 - 1 1/2 Jahren hat es mir auch nicht wirklich was ausgemacht. Dafür hat er mich mit seiner Unbeschwertheit immer wieder auf den Teppich geholt, wenn ich zu sehr gegrübelt habe.
Vor 10 Tagen hat er innerhalb von 10 Minuten unsere Beziehung beendet. Er hat mich dabei nicht angesehen und völlig tonlos gesprochen. Er würde mich noch lieben und auch noch attraktiv finden, aber er könne so nicht mehr weiter machen. Er würde keinen Sinn mehr in unserer Beziehung sehen (die letzten Monate hat er oft davon gesprochen, dass er durch den Selbstmord seines Vaters in nichts mehr einen Sinn sehen würde). In der Nacht davor hat er mich im Schlaf die ganze Nacht festgehalten.
Ich bin dann zu einer Freundin. Nachdem wir uns 5 Tage weder gesehen noch gesprochen hatten, rief er mich an und wollte mich sehen. Seine Stimme klang sehr lieb und ich merkte, dass es ihm auch nicht gut ging. Wir haben uns dann 2 Tage später in unserer Wohnung getroffen und gesprochen. Ich habe ihn gefragt, ob er nicht meinen würde, dass seine Reaktion jetzt nicht vielleicht mit dem Druck der Meisterschule (da hat er höllische Angst vor - er war nie gut in der Schule) zu tun hätte. Und noch viel mehr damit, dass er seine Trauer für seinen Vater immer noch nicht zugelassen hätte und deshalb jetzt gar nicht mehr empfinden könne (er war noch nicht einmal auf dem Friedhof nach der Beerdigung und spricht nie über seinen Vater). Er sagte nur, dass er es nicht wisse. Aber dass es ihm ganz wichtig sei, dass wir uns nicht streiten. Er hat mich irgendwann in den Arm genommen und festgehalten und immer noch fester gedrückt, Und danach mit beiden Händen meine Hand gehalten und seinen Kopf darauf gelegt. Da ist noch so viel Gefühl! Aber er kann es nicht zulassen, das Gefühl habe ich.
Ich habe eigentlich gedacht, dass ich irgendwann die Beziehung beenden würde, weil ich schon länger nicht mehr wirklich zufrieden war. Ich dachte aber, er müsse einfach nur endlich erwachsen werden (er ist 5 Jahre jünger als ich - wird 30). Jetzt sitze ich nur und denke die ganze Zeit, dass ich mich wohl nur in irgendwas hinein gesteigert habe und niemals Schluß gemacht hätte...
Ich komme aus dem Loch nicht mehr raus. Er ruft mich jeden Tag an und berichtet von der Schule, wie schwierig das im Moment für ihn ist. Ich habe ihm angeboten, ihm zu helfen, da ich den Stoff beherrsche. Bis jetzt hat er es noch nicht angenommen. Ich lebe nur für dieses Telefonate. Ich habe aber noch ein paar Fragen. Ich möchte wissen, ob er nicht vielleicht doch eine Chance für uns sieht. Als er Schluß gemacht hat, hat er sofort gesagt, er würde nichts von Trennung auf Zeit halten. Ganz oder gar nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass wir uns wie 2 Ertrinkende aneinander festgeklammert haben und untergegangen sind. Jetzt haben wir die Chance, jeder für sich aus eigener Kraft zu schwimmen und wieder an Land zu kommen. Ich möchte so gern von ihm wissen, ob er auch eine Chance sieht, dass wir dann wieder zusammen laufen können....
Darf ich das jetzt fragen? Setze ich ihn damit wieder unter Druck - wie ich das die letzten Monate getan habe? Muss ich ihn in Ruhe lassen und versuchen, erstmal oberflächlich mit ihm umzugehen?
Ich werde Ende des Monats zur Kur fahren - eigentlich sollte ich das noch meiner OP schon, aber da konnte ich ja wegen des Selbstmordes seines Vaters nicht...
Was soll ich nur tun???
Sorry wenn ich etwas chaotisch schreibe ich bin so durcheinander und verletzt und enttäuschtich habe wirklich an den Bestand unserer Beziehung geglaubt
Liebe Grüße,
lisann