Mein Freund (39) Andreas und ich (33 Jahre) sind seit ca. 1,5 Jahren zusammen. Er lebt in Scheidung, hat eine Tochter Hannah, die er fast nicht mehr zu Gesicht bekommt. Ich bin 33 Jahre alt. Trotz mehrmaliger Streitigkeiten wegen seinen ewigen Eifersuchtsattacken sind wir zusammen gezogen im April diesen Jahres. Vorher gab es schon heftige Streitereien, dass er mich im betrunkenen Zustand vor anderen Leuten "Drecksstück" genannt und mich angespukt hat mitten ins Gesicht, gesagt hat, als er mich kennen lernte, hätte er zu mir gesagt "Du bist doch bestimmt notorisch untervögelt" etc. Immer wieder habe ich ihn darauf angesprochen, wenn er wieder nüchtern war. Erst meinte er, ich solle das nicht so eng sehen, wäre doch nur Spaß gewesen. Hinterher war es aber nicht mehr lustig, denn wenn ein Bekannter mich umarmte, wenn wir uns auf einer Feier begegneten (auch noch ein Kollege von Andreas selbst), oder mich mit Küsschen rechts und links begrüßte, brannte spätestens zu Hause bei ihm die Sicherung durch. Ich wollte mich trennen, aber ich schaffte es nicht. Zu sehr hing ich an ihm - oder an dem Gedanken, mit ihm dennoch glücklich werden zu können.
Immer mehr bekam ich Wutausbrüche, wenn er mich wieder und wieder beschimpfte. Ich schmiss ihm erst wutentbrannt ein Kissen entgegen, später achtete ich gar nicht mehr darauf, was ich warf. Wenn ich ihn dann traf mit einem Bilderrahmen o.ä., ich ihn verletzt hatte, hasste ich mich selbst dafür... aber Andreas verzieh mir jedes Mal. Wir gingen gemeinsam zum Psychiater. Dort spielte er das "Unschuldslamm", er wolle mir helfen, ich wäre die Frau seines Lebens und er würde alles tun, damit er mir helfen könnte. Doch im Streit endete er nichts. Ich bekam Vorwürfe, weiterhin vor anderen Leuten Demütigungen. In der Vergangenheit wurde ich schon mal geschlagen von einem Mann, zog bei diesem in einer Nacht und Nebelaktion aus, die Beziehung endete mit einer Anzeige wegen Körperverletzung. Das wollte ich nicht noch einmal durchmachen müssen, denn ich wollte nicht, dass ein Mann wieder die "Oberhand" über mich gewinnt. Also reagierte ich auf Sätze wie "Du bist keine Schlampe, aber verhälst dich oft so", "Du hurrst sowieso nur mit anderen Männern herum" oder "Drecksstück" impulsiv mit diesen Attacken, weil ich das Gefühl hatte, mich nicht wehren zu können. Dennoch blieben wir zusammen.
Andreas hatte ziemliche Geldprobleme. Das kam erschwerend hinzu. Einen Kredit an der Backe, seinen Dispo-Kredit immens überzogen über dem Limit - so konnte er fast keine Rechnung mehr zahlen. Abbuchungen kamen zurück, weil sein Konto schon keine Abbuchung mehr zuließ. Endlich redete er mit seinen Eltern. Seine Eltern kamen für diesen Dispo-Kredit auf, bezahlten und nahmen als Gegenleistung dafür seine Karte. Er bekam nur 100 Euro pro Woche, manchmal noch weniger. Ich zahlte oft. Dann ging es los mit seinen Zigaretten. Er verkaufte schwarz Zigaretten, bat mich, ihm 500 Euro zu "leihen", denn er wollte Geschäfte machen. Von diesem Geld habe ich bisher immer noch 150 Euro nicht, das ist aber nur der Gipfel gewesen. Es fing mit der gemeinsamen Wohnung an, wo er nicht mal die Kaution bezahlen konnte, die wir in einem 2-Familienhaus unseren Vermietern schuldeten und die ich alleine aufbringen musste. Dann die unbezahlten Rechnungen etc. Seine Tochter, die er nicht mehr sah, weil seine Ex-Frau das nicht wollte.... mehr und mehr ließ er die Wut an mir aus.
Bis zu den besagten Tagen: Letzte Woche Mittwoch hat er mich per Polizei der Wohnung verwiesen, die ich jetzt für 10 Tage nicht mehr betreten darf. Weil ich in einer Notwehr-Aktion, wo er mir vorher eine runter gehauen hatte, ich nun einen blauen Fleck im Gesicht am Kinn davontrug, aussagte, ich wäre wie eine Furie auf ihn los gegangen und hätte ihn mit dem Messer bedroht. Das stimmt so auch, aber es war die Situation, die unerträglich schlimm für mich war.
Wir sprachen an diesem besagten Abend nämlich über Geldsachen, ich sagte ihm, er hätte auch eine Verantwortung mir gegenüber. Wir hätten ein Haushaltsportemonnaie, aber ich könne nicht alles bezahlen. Es ging um meine Arbeit, da ich im Oktober für vier Tage nach Potsdam müsse, da ich im Betriebsrat sei etc. Es kamen seine Eifersüchteleien wieder hoch. Vier Tage ohne ihn etc. Er beschimpfte mich, schrie mich an, ich sagte ihm, ich würde ausziehen und das Spielchen nicht mehr mitmachen, was er da treibt. Diese ganzen Demütigungen... Er schrie zurück, ich solle endlich mal das durchziehen, was ich schon so lange sagte... Das würde ich, schrie ich zurück... Da packte er mich, schlug zu, wollte dann, dass ich wieder zu ihm komme. Ich ging in die Küche, rückwärts, damit ich ihn nicht aus den Augen verliere. Er kam hinter mir her, sagte, er liebe mich doch, ich wäre die Frau seines Lebens, was denn los mit mir sei, ich solle mich nur beruhigen... Ich ging bis zum Ende der Küche, stand am Fenster, er zog mich zu sich. Als ich das nicht zuließ, nicht wollte, drehte er mir den rechten Arm um, ich griff reflexartig nach links und erwischte ein Messer, hob es ihm entgegen und schrie, er solle mich in Frieden lassen.
Er wich von mir ab, packte seine Tasche und verließ die Wohnung.
Ich telefonierte mit meinem Vater, ich war ein psychisches Wrack. Immer hatte ich die Fehler nur bei mir gesucht, jetzt war es genug. Ich ging duschen, legte mich ins bett oben. Da kam er nach zwei Stunden zurück, lautstark ging er in die Küche, wutentbrannt. Er kontrollierte mein Handy, ich blieb ruhig im Schlafzimmer oben liegen, ließ mir nichts anmerken. Er kam hoch, riß mir die Decke weg, fragte, ob ich seinen Vater angerufen hätte. Als ich verneinte, meinte er wortwörtlich "Verpiss dich aus meinem Bett, du drecksstück. Das habe nämlich ich bezahlt." Ich nahm wortlos die Matratze und ging nach unten, wollte im Gästezimmer übernachten. Auch das verhinderte er mit Gewalt, stellte den Fuß zwischen die Tür und nahm mir den Schlüssel weg. Wenn er was aus dem Zimmer brauchen würde, würde er nicht da ran kommen. Er kam am Abend ein paar Mal in das Zimmer, versuchte mich zu überreden wieder nach oben zu kommen, er hätte es doch nciht so gemeint. Er liebe mich doch, was eigentlich los mit mir sei... er wollte mich drücken. Erst nach zwei Stunden ließ er mich in Ruhe schlafen.
Am nächsten Abend war er wieder wutentbrannt, wahrscheinlich deshalb, weil ich meine Vorstellungen jetzt in die Wahrheit umsetzen wollte und ausziehen wollte. Er schrie, was er noch alles von mir bekommen würde, ich sollte eine Aufstellung machen. Ich sagte ihm, wir könnten die Aufstellung jetzt machen, er meinte mit einer abwertenden Handbewegung, er würde jetzt gar nichts machen, ich solle mich verpissen. Da kam es über mich, ich schlug auf ihn ein. Die Fernbedienung lag neben ihm, mit ihr schlug ich ein Mal zu, so dass er einen Kratzer am linken Oberarm davon trug. Da sprang er wutentbrannt auf "Du mieses kleines Drecksstück, jetzt wirst du dafür büßen. Jetzt zeige ich dich an, ich rufe die Polizei." Was er auch tat.
Trotzdem ich nicht wusste, wohin in dieser Nacht, verwiesen die Beamten mich der Wohnung. Ich bin ca. 1,65m - Andreas ist 1,85m groß.... ich habe ihm nichts angetan. Das mit dem Messer war doch Notwehr.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Er ruft mich ständig an, wenn ich nicht auf seine "Vorschläge" reagiere, wird er wütend und beschimpft mich. Ich hätte ihn abstechen wollen etc. Ich habe zum 01.10. jetzt eine neue Wohnung, habe ihm nicht gesagt, wo ich hinziehe. Gestern war ich beim Anwalt. Andreas hatte gesagt, er wolle die Anzeige wegen "Gefährlicher Körperverletzung" gegen mich zurück nehmen. Der Anwalt meinte, das würde nicht viel bringen, denn die Staatsanwaltschaft würde jetzt ermitteln, da ein öffentliches Interesse vorliegen würde.
Andreas reagiert nur noch wütend. Ich weiß nicht, ob er die Anzeige zurück nehmen wird. Er will einen "Neuanfang", mit getrennten Wohnungen, sagt, er wolle mich nicht verlieren. Aber dann geht alles nur von vorne los.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Er ruft ständig an, sagt, ich solle ihm noch eine Chance geben, er liebe mich doch und gehe kaputt daran, wenn er nicht bei mir ist. Wenn ich meinen Standpunkt vertrete mit der Trennung, wird er böse, sagt, ich würde ihn nur beschimpfen, ich solle den Tatsachen ins Auge sehen, ich wäre doch krank.
Das alles macht mich total wahnsinnig. Ich weiß, ich muss mich von ihm lösen. Das habe ich ja schon. Nächste Woche ziehe ich in meine eigene Wohnung, meine eigenen vier Wände mit meinen beiden Stubentigern. Ich brauche dringend Ruhe.
Warum nur? das frage ich mich immer. Warum tut dir jemand so etwas an?
Man denkt, so etwas gibt es nur in irgendwelchen Groschenromanen oder im Fernsehen, wenn die sich vor Gericht die Köpfe einschlagen. Da denkt man noch, es wäre alles gestellt... das dem nicht so ist, habe ich am eigenen Leib erfahren.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wie soll es weiter gehen für mich? Wo soll ich meine Kraft hernehmen?
Für euren Rat wäre ich euch dankbar.