Ich bin jetzt schon ein Jahr mit meinem Freund zusammen und wohne seitdem auch mit in seiner Wohnung. Wir waren vorher lange Zeit beste Freunde mit Freundschafts plus (um genau zu sein bin ich ihm 3 einhalb Jahre hinterhergelaufen bevor er sich auch in mich verliebt hat). Wir haben in der Zeit schon viele Höhen und Tiefen miteinander erlebt.
Er hat mich geströstet als ein Angehöriger gestorben ist, ich habe ihn getröstet und versucht aufzumuntern als seine Ex Schluss gemacht hat, er hat mich unterstützt und wieder aufgebaut als vermeintliche Freunde mich verarscht haben etc.
Im Allgemeinen haben wir uns immer bei allem unterstützt und waren immer füreinander da (Gewalt gab es zwischen uns nie als wir noch beste Freunde waren).
Etwa eineinhalb Monate bevor wir zusammenkamen verstarb ein Angehöriger von ihm, worunter er sehr litt und ich war wieder für ihn da. Der Prozess des Zusammenkommens war eher schleichend und kann nicht genau definiert werden. Wir waren halt auf einmal zusammen.
Etwa drei Wochen nachdem wir zusammenkamen waren wir bei ihm und ich habe im Vorbeilaufen versehentlich etwas kaputt gemacht (die Stimmung war sowieso schon etwas angespannt an dem Tag zwischen uns). Da ohrfeigte er mich plötzlich, warf mich zu Boden, würgte mich leicht und schrie mich an. Als er bemerkte wie verängstigt ich war und wie sehr ich weinte, ließ er von mir ab, nahm mich in den Arm und entschuldigte sich. Er wüsste selbst nicht was da gerade in ihn gefahren sei und es würde nie wieder vorkommen. Er wäre noch so neben der Spur, weil er den Verlust seines Angehörigen immer noch nicht verkraftet hätte und bei der Arbeit würde er sich auch den Arsch aufreißen und käme nichts bei rum, obwohl er zu den Besten dort zählte usw.
Ich habe ihm verziehen und es ging eine lange Zeit gut, doch irgendwann kam wieder ein Gewaltausbruch vor und dann wieder und wieder in immer kürzer werdenden Abständen und immer heftiger (mittlerweile kommt es alle 1-4 Wochen vor und geht von einem Schlag auf den Oberarm bis zu Ohrfeigen, auf den Boden schmeißen, würgen und Haare ziehen bishin zu einem Mal Nasenbluten und auch schon fünf, sechs Mal den Kopf auf den Boden schlagen). Ich bin bisher schon vier Mal geflüchtet, aber wurde jedes Mal entweder wieder von ihm eingesammelt oder bin wieder zurückgekommen. Auch die Gründe haben sich von ihm zu mir hin geändert. Wenn es vorher daran lag, dass er so auf der Arbeit verarscht wird, er immer noch unter dem Verlust seines Angehörigen leidet und sowieso gerade alles schief läuft was schief laufen kann, liegt es jetzt daran, dass ich ständig irgendetwas kaputt mache (ich bin etwas tollpatschig und manchmal ein wenig verpeilt), manchmal nicht so schnell auf Sachen komme, die normal zur Allgemeinbildung gehören, obwohl ich Abitur habe, oder weil ich ihn nicht genug unterstützen würde und sowieso würde ja auch keine andere Methode bei mir funktionieren (in Streits darf ich ihn wenn mir alles zu viel wird und er mich richtig niedermacht nicht mal anzicken um mir Luft zu verschaffen). Ich habe das Gefühl, dass er gar kein Verständnis für mich hat.
Auf der anderen Seite tut er alles für mich, hilft mir bei meinen Problemen. Sowohl mit Ausarbeitungen, wenn ich etwas nicht verstehe, als auch finanziell sowie bei zwischenmenschlichen Problemen bei Anderen. Er unterstützt mich wirklich und wir sind auf einer Wellenlänge, wir sind ein Team und können auch viel miteinander lachen (wie es auch war als wir noch nur beste Freunde waren), aber da ist halt auch diese Schattenseite von ihm.
Ich habe auch schon ca. fünfmal während einer seiner Gewaltausbrüche Schluss gemacht, aber entweder ist er dann noch aggressiver geworden und hat mich nicht gehen lassen oder das eine Mal hat er fürchterlich geweint und mit Selbstmord gedroht und hat dann gesagt, er würde mich nicht mehr Schlagen, er erträgt dann halt lieber dass ich ihn finanziell ruiniere und ihn nicht genug unterstütze und er sich alleine fühlt, Hauptsache ich gehe nicht. Also bin ich nicht gegangen, aber das hat natürlich auch nicht lange angehalten.
Ich weiß, dass kaum jemand Verständnis dafür hat, dass ich ihn noch nicht verlassen habe und vor dieser Beziehung gehörte ich selbst zu den Frauen, die der Meinung waren, wenn der Typ einmal schlägt verlasse ich ihn und jetzt gehöre ich selbst zu den Frauen, die durch ihren Partner Gewalt erfahren.
Aber ich habe drei einhalb Jahre für diese Beziehung und um diesen Mann gekämpft und jetzt will ich das nicht einfach so aufgeben. Er ist ja auch noch mein bester Freund, mein Partner. Ich möchte nur dass diese Gewalt aufhört, weil ich das einfach nicht mehr aushalte, aber ich möchte auch nicht meinen besten Freund verlieren und ich möchte auch ganz gewiss mit der Person, die mein bester Freund ist mein Leben verbringen. Wir haben schon so viel durch und wir sind zusammen, weil wir uns lieben, aber wenn es nach unserer Vernunft ginge, dann wären wir von beiden Seiten aus eigentlich nicht mehr zusammen, weil wir uns beide auf eigene Art Schaden zufügen (ob jetzt der eine mehr und der andere weniger sei Mal dahingestellt, aber wir tun es).
Ich bin verzweifelt, ich möchte mein Leben mit dieser Person verbringen, aber ich möchte auch kein Leben in Angst und Gewalt führen und jetzt weiß ich einfach nicht was ich tun soll…
Ich wäre erst einmal dankbar für eine Lösung (wenn es sie denn gibt) die ein friedliches, gemeinsames Zusammenleben ermöglicht und wenn es sie nicht gibt, dann wäre ich offen für alle Ratschläge dafür wie ich es anstellen soll mich zu trennen. Das ist nämlich wirklich gar nicht so einfach wie es scheint…