Liebe Forengemeinde,
zuallererst bin ich (M, 27) wirklich begeistert, wie aktiv hier geposted und einander geholfen wird. Ich möchte mich vorab schonmal für Eure Zeit für mein Anliegen bedanken.
Ich weiß' grad echt nicht mehr weiter und mache mir ernsthafte Sorgen um meine - nun leider - Ex-Freundin!
Ich hab' es versucht zu kürzen, doch wenn ihr die zehn Minuten Lesezeit lieber anderweitig verbringen wollt, ist das natürlich euch überlassen.
Kleiner Teaser: An mehreren spannenden Wendungen zum Ende hin wird nicht gegeizt!
Stellt' Euch vor, ihr seid vor fast einem Jahr in in eine wirklich harmonische und tiefgängige Beziehung mit einer wahren Traum- und Powerfrau getreten. Ähnliches Alter.
Wir haben einander stets mit höchstem Respekt begegnet und vor allen Dingen, hatten perfekt aufeinander passenden Humor. Sie brauchte mich nur anrufen, und ich war zur Stelle (ihr Hund war jetzt längere Zeit auf unerklärliche Weise krank und wir waren oft auch noch spät abends in die Tierklinik gefahren). Das schweißt zusammen. Sie brauchte schon manchmal keine Worte benutzen; las' ihr quasi das Wort von den Lippen ab.
Ihr müsst wissen, sie ist enorm intelligent und kreativ äußerst begabt. Sie war quasi meine Muse und wir unterhielten uns auch viel auf Englisch (nur einer der vielen Sprachen, die sie flüssig kann). Großen wie kleinen Streit gab es nicht, wir verstanden uns einfach auf Anhieb.
Ihre Mutti, bei der sie noch wohnt, ist auch total nett und wir verstehen uns gut.
Jetzt waren wir zusammen mit ihrer Mutti zwei Wochen im Urlaub am Mittelmeer, war auch schon seit Ewigkeiten geplant. Ich haben sie eigens mit dem Auto zum 3h-entfernten Flughafen gebracht und auch wieder abgeholt, da wir unterschiedliche Airlines hatten. Ursprünglich wollten wir schon Ende Mai fahren, doch ihrerseits hatten sich die Dinge nach hinten verlagert, wodurch wir in die pralle Hitze kamen. Wir hatten zwar Klimaanlage in der FeWo, doch tagsüber brachten mich die Temperaturen draußen fast um. Da wir alle lieber länger schliefen, unternahmen wir vorrangig abends was zusammen oder ich ging schonmal früh zum Wochenmarkt, um für alle was zu kochen. Der Hund war auch mit und wir teilten uns in die Gassizeiten sowie die gemeinsame Urlaubskasse.
Soweit, so gut. Ein echt klasse Urlaub, möchte man meinen.
Doch schon am zweiten Tag erhielt ich den Schreck meines Lebens, da - wir beide abends in einem Freisitz je einen Cocktail genießend - ihre Mutti samt Hund vorbei kam. Daraufhin hat sie ihr eine Szene gemacht, sie wisse doch genau, daß sie keinen Alkohol trinken darf, wenn sie sie noch einmal dabei erwischt, 'bringt sie sie eigenhändig um' bzw. 'kommt gleich wieder in die Geschlossene'.
Jup.
Dazu muss im Kontext gesagt werden, daß meine (nun leider Ex-Freundin) stets offen mit mir über ihre Vergangenheit war, mit der sie, wie ich jedoch annahm, abgeschlossen hatte und nach vorn blickte. Wir sind beide Mitte zwanzig, doch leider musste sie bereits in Behandlung wegen Magersucht und vorangegangenen drei (!!) Suizid-Versuchen. Das liegt aber schon einige Jahre zurück.
Wir waren wie gesagt noch nicht allzu lang zusammen, als daß ich da alle Beweggründe von ihr erfahren und verstehen konnte, aber dennoch lange genug, um im Nachgang über die Konfrontation mit ihrer Mutti reden.
Jedoch nicht gleich im Anschluss, denn ich war erstmal baff und habe das vielleicht auch erstmal verdrängt. Ich würde von mir behaupten, sehr harmonie-orientiert zu sein, brauch' aber auch mal meinen Abstand. Als es am Tag drauf extrem gewitterte und ich ganz schön in den Seilen hing, frag mich meine Ex-Freundin, ob irgendwas nicht in Ordnung sei. Ich verneinte dies und verwies auf das Klima. Dazu muss man sagen, daß auch sie gern mal tagsüber schläft, also war ich da nicht allein. Vielleicht war ich auch etwas gedankenversunken, da meine Eltern in der Heimat zur der Zeit viel Stress hatten und ich mich untätig fühlte, stattdessen im Urlaub zu sein.
Sie meinte jedoch vehement, 'und da sei' sie nicht alleine', daß ich irgendwie anders bin als sonst. Ok, zwei gegen einen. Ich versuchte ihr klarzumachen, daß ich dieses beständige Fragen von ihr nicht gewohnt war und fragte im Gegenzug, ob denn mit ihr alles ok sei. Dann fiel mir der Abend und diese schroffe Ansprache ihrer Mutti wieder ein.
Da meine Ex-Freundin sich stets mit Alkohol zurück hielt, wurde mir aufgrund von Fällen von Bekannten im Studium der Zusammenhang bewusst, daß es sich um Anti-Depressiva handeln könnte. Meine Vermutung wurde mir dann bestätigt, als ich den Namen auf der Tablettenpackung googelte, die ich ihr stets zum Frühstück reichte (auch wenn ich bei ihnen zu Hause zu Besuch war). Noch weit vor dem Urlaub sprach ich beide daraufhin an und sie meinten, das sei vorbeugend, um sie vor einer erneuten Anorexie zu schützen. Jedoch sei sie auf einer 'abklingenden Dosis', weil man diese Tabletten nicht so einfach absetzen kann. Das nahm ich alles zur Kenntnis und ging auch stets vertrauenvoll damit um.
Das soll keineswegs stigmatisierend klingen, als würde ich deswegen schlecht von ihr denken. Im Gegenteil! Ich bewunderte sie, wie sie damit fertig geworden war, aber halt noch nicht ganz, und wollte die Kondition besser verstehen, um ihr effektiver zur Seite stehen zu können.
Laut besagter Standpauke wegen des Cocktails meinte ihre Mutti dann aber noch im Nebensatz zu ihr 'Wir sind nicht umsonst gerade auf doppelter Dosis'.
Bevor wir uns die eine Runde Cocktails gönnten, fragte ich sie sogar noch, ob das nicht schädlich sei doch sie wunk ab, das kleine bisschen sei mal ok. Gegenüber ihrer Mutti zog ich es vor, dies unerwähnt zu lassen und nahm sogar noch die Schuld auf mich, ich hätte sie eingeladen und nicht an das Medikament gedacht. Ebenso unerwähnt wie die Zigaretten, die sie ab und zu raucht, aber von denen unter ebenso angedrohten, morbiden Konsequenzen niemals ihre Mutti erfahren durfte!
Zurück also zur vehementen Frage von ihr an mich, was mir denn auf dem Herzen läge. Also erkundigte ich mich in neutralem, aber bestimmten Ton um generell bekannte Nebenwirkungen, wie z.B. Paranoia (ein äußerst unklug gewähltes Wort, wie sich später rausstellte.) Ich konnte es sofort in ihrer sprachlosen Reaktion sehen. Also verwies ich darauf, da mir bis dato was von einer 'abklingenden Dosis' erzählt wurde; ich also wissen wollte, was da Phase ist, und daß ich es nicht in Ordnung finde, wenn ich in dieser Hinsicht fehlgeleitet werde.
Ob denn so eine starke Frau wie sie sowas, nach wohlbemerkt mehr als fünf Jahren, noch nötig hat (auch das vielleicht, unklug formuliert, denn mit Depression kann man nicht planen, ob sie wiederkommt). Weil ich sie auch noch nie so verzweifelt mich hab' befragen sehen.
Den Tag darauf hatte ich eine aufwedig und nicht gerade günstige Überrauschung geplant, die auch durchaus in ihr Interessengebiet fällt; wir fuhren mit dem Zug hin, doch sie zeigte mir vor Ort dann unterschwellig, daß es ihr nicht so gefällt; ging dann raus, rauchte eine und telefonierte mit ihrer Mutti (die das natürlich weder sah noch roch). Daraufhin wollte sie unbedingt gleich los, obwohl die (sichtlich geplatzte) Überraschung noch lange nicht vorbei war. Vorwand war, daß es dem Hund nicht so gut ginge.
Dem ging es (meines Erachtens) jedoch zurück vor Ort blendend. Bis auf einen gemeinsames abendliches Essen und Spaziergänge, bei denen ich glaubte, daß wir wieder zueinander gefunden hatten, wurden - sämtliche - Vorschläge meinerseits, was zu unternehmen, meist beim Frühstück noch bejaht, doch dann spätestens zum Abend hin in Wohlgefallen aufgelöst. Generell wurde sie immer distanzierter zu mir, aber auch nur hin und wieder.
Ich schob' es darauf, daß ihre Tage anstanden, und nahm demensprechend Rücksicht.
Kochte umso mehr, bereitete Frühstück vor, wusch ab, ging öfters mit dem Hund als sonst. Und nicht aus Pflichtgefühl, sondern weil ich sehr gern für sie da bin und über alles liebte.
Obwohl ihre Tage inzwischen schon längst vorbei waren, war sie nach wie vor abweisend. Am letzten Tag klapperte ich dann im Alleingang sämtliche Museen mit einem Tages-Kombi-Ticket ab, obwohl sie selbst eigentlich durchaus kunstinteressiert ist.
Sie ging dann auch mit ihrer Mutti einmal fast ohne mich an den Strand, obwohl wir sonst immer zusammen gingen, machte sich Abendbrot und setzte sich allein auf den Balkon (also nicht mal fragte, ob ich auch Hunger hätte). Dazu sei gesagt, daß beide schon vor meiner Ankunft bereits zwei Wochen zusammen dort verbrachten, ich also erst in der zweiten Hälfte dazustieß. Da dachte ich mir so meinen Teil; ich bin auch kein über-anhänglicher, aber fragte mich vor allem, was konnte ich gesagt oder getan haben, daß ihr Verhalten derart rechtfertigt?
Die Antwort erhielt ich prompt am Tag nach ihrer Wiederkehr nach Deutschland. Eine ganz knappe Nachricht, ich solle ihr bitte mal nochmal den Link zu unserer (bereits neuen, für den Herbst gebuchten) FeWo schicken. Hintergrund ist, daß sie von seiten ihres Fern-Studiums Prüfungen in einer anderen, weit entfernten Stadt ablegen muss und wir hatten schon vor Monaten geplant, Unterkunft rausgesucht, ich hab' mir frei genommen; wollte mitkommen und mich um sie kümmern/ihr versuchen den Druck zu nehmen. Ok, schicke ihr also den Link ohne Rückfragen.
Daraufhin die ebenfalls kurze Nachricht, sie habe soeben die Vermieterin dort kontaktiert; sie fahre jetzt mit ihrer Mutti statt mir, weil diese dort (passenderweise) was zu erledigen hat und ich dacht mir so 'wow, das hätten wir doch zusammen besprechen können, kein Thema, dann schreib' ich der Gastgeberin direkt'. Das schrieb' ich meiner Freundin dann auch und bekam nur zurück, sie könne da nix machen, 'die Situation sei so, wie sie sei'.
Dann kamen die sonst häufigen Nachrichten ihrerseits gar nicht mehr, und ich schrieb' ihr, wenn ihr doch irgendwas auf dem Herzen liege, sie aber nicht darüber reden will, ist das ok; vielleicht zu einem späterem Zeitpunkt.
Der wird vermutlich nie kommen, denn tags darauf erhalte ich (per WhatsApp!) die äußerst formell gehaltene Mitteilung, daß ihr der Urlaub gezeigt hatte, daß wir nicht zusammen passen, bzw. unsere Auffassung davon, 'wie man miteinander in einer Bezieung umgeht'.
Und dass ich die Beziehung als beendet zu betrachten hab.
Dazu sei gesagt, daß ich sie vergöttert habe, auf Händen getragen, und wenn ich mal eine freche Bermerkung gemacht hatte bezüglich ihrer Kleiderwahl (sie hatte da teils sehr flippige Ansichten, doch das mochte ich gerade), hab' ich mich daraufhin auch gleich entschudligt.
Nun kommt's: Da ich noch ihren Schlüssel bei mir hatte (sonst nix!) bat sie mich, diesen alsbald in ihren Briefkasten zu legen. Am darauffolgenden Abend würden sie mir dann meine Sachen bringen.
Ich konnte selbstverstädlich die halbe Nacht nicht schlafen und setzte mich (zum Glück!) schon früh an einen Brief, da ich mir schon recht sicher war, nicht mehr viel Gesprächsgelegenheit zu haben. Den verfasste ich auch, wie ich meine, überwiegend positiv. Daß, wenn das wirklich ihre finale Entscheidung sein sollte, ich dies akzeptiere, aber beim besten Willen nicht verstehe. Bedankte mich auch für die bis dahin schöne gemeinsame Zeit.
es war gerade erst Nachmittag und ich saß' grad an einer Auftragsarbeit, da klingelt's und an der Sprechanlage heißt's, 'meine Sachen stehen unten'. Ich rief noch durch 'Wartet bitte, ich komm' runter'. Kaum war ich dort angekommen, waren sie schon über alle Berge, der Beutel mit Sachen stand traurig im Türrahmen und ich noch trauriger daneben.
Ich fragte mich, womit ich das nur verdient habe, doch dann kam Wut hinzu; ich stürmte zurück, holte Autoschlüssel und fuhr hinterher, um ihr den Brief zu geben. Da ich wusste, wo sie meist parken und meist dort noch eine Runde mit dem Hund gehen, hatte ich Glück, alle drei anzutreffen. Sie waren sichtlich überrascht, da ich ja noch vor fünf Minuten an der Hausklingel als erfolgreich abserviert galt. Ohne, daß ein Wort fiel, übergab' ich den Brief, blickte noch einmal eindringlich in die Runde, drehte mich um und ging von dannen.
Keine Reaktion ihrerseits bis jetzt; lediglich am gleichen Abend ihre Mutti per WhatsApp, da ihre Tochter und ich ja nun 'bedauerlicherweise' nicht mehr zusammen fahren im Herbst, daß ich ihnen ja noch 250€ schulde. So.
Später sah ich, daß ich am gleichen Abend von AirBnB die Anzahlung (Hälfte des Gesamtpreises) der Ferienwohnung zurückerstattet bekommen habe (sie haben also eine neue Buchung in ihrem Namen vorgenommen und nicht einfach nur die Namen abändern lassen). Zur Verständlichkeit: Diesen Betrag (gleich ihrer Hälfte im Herbst) hatte ich vorher von meinem Anteil der gemeinsamen FeWo am Mittelmeer abgezogen, damit sie mir nicht nochmal die gleiche Summe nach dem Urlaub zurückgeben müssen; machte es halt einfacher.
Also rief ich sie an, meine Ehre verbietet es mir, jemandem selbst unter den jetzigen Umständen Geld vorzuenthalten (obwohl ich jeden Grund dafür gehabt hätte!), natürlich bekomme sie es und fragte im Gegenzug, ob es denn die gängige Art ist jemanden, den man schon länger besser kennt, auf so unmenschliche Weise abzuservieren, wohlgemerkt mit ihrer Hilfe (denn sie war gefahren; Freundin hat noch keinen Führerschein). Sie war zumindest noch so fair, noch fast eine Stunde mit mir zu telefonieren, womit ich wenigstens ein bisschen Licht ins Dunkel bekam.
Sie meinte dann, ich hätte ihre Tochter sehr gekränkt mit der Frage, ob 'sie denn unter Paranoie leide'. Das musste ich erstmal klarstellen, denn so stimmte das nicht; ich fragte lediglich, ob es eine der generellen Nebenwirkungen ist, von denen ich wissen sollte. 'Sie hatte im Bad geweint und war sehr entsetzt über so einen 'Vertrauensmissbrauch'.
Jetzt frage ich euch, liebe Netzgemeinde, dieses Wort will doch hier so ganz und gar nicht passen? Wenn man jemanden unter vier Augen danach fragt, ist es doch eher eine Bestätigung des vorhandenen Vertrauens, weil man sicht ja 'traut', die Frage anzusprechen. Von 'Vertrauensmissbrauch' würde man reden können, wenn gelogen, gestohlen oder fremd gegangen wäre.
Ich im Gegenzug wollte von ihr, daß sie die - wenn auch nur sinnbildlichen - Morddrohungen gegenüber ihrer Tochter bitte zurücknehmen solle. Sie meinte, ich müsse mich verhört haben; hatte ganz bestimmt 'sie bringt sich noch um' gesagt, wenn sie so weiter mache, doch hier weiß ich 100%ig, was ich gehört habe, und das nicht nur einmal! Also mir dann noch versuchen, das Wort im Munde rumzudrehen, war schlichtweg eine bodenlose Frechheit.
Um der ganzen Sache noch die absolute Krone aufzusetzen, bekommt ihr jetzt noch diese, vielleicht wichtigste Information: Da sie von Beruf Psychaterin ist hat sie es sich schon seit Längerem zur Aufgabe gemacht, die Medikamentierung und 'Betreuung' ihrer Tochter in Eigenregie festzulegen, um ihr den 'Gang zum Psychater zu ersparen'.
Unabhängig davon wurde mir gesagt, es ist überhaupt nicht üblich, Familienangehörige zu medikamentieren. Die Gefahr, daß der objektive Blick verloren geht, ist einfach viel zu groß.
Am Telefon meinte sie, hätte ich SIE in erster Linie nach Nebenwirkungen fragen sollen, nicht ihre Tochter allein. Das wäre aber leider in meinen Augen eher die 'hintenrum'-Variante gegenüber der Freundin gewesen, findet ihr nicht auch? Sie führt sich also auf wie ihr Vormund.
Sie nimmt, wie ich finde, generell starken Einfluss auf ihre Tochter; meine Ex-Freundin erzählte mir mehr als genug, Streit mir ihr (wegen Lappalien!) gehabt zu haben, wonach sie ebenfalls weinen musste und sich meist zehnmal entschuldigen musste, bis der Haussegen wieder gerade hing (ich war selten persönlich dabei; aber sie erzählte mir, ein Frieden ist nur wiederherstellbar, wenn die Meinung ihrer Mutti gewinnt). Sie wohnen zusammen und machen auch sonst so ziemlich alles gemeinsam. Irgendwo hin kommt sie halt auch nur mit ihrer Hilfe und Auto. Das macht natürlich Stress-Situationen für sie nicht einfacher. Aber auch sonst so gibt ihre Mutti ihr unterschwellig öfters das Gefühl, sich z.B. um den Hund nicht genug zu kümmern (obwohl sie das mehr als tut). Also um sie selbst so ein bisschen an der kurzen Leine zu halten, vermute ich, oder wenigstens übergroßen Protektionismus. Wiederum bekommt sie auch jeden Wunsch erfüllt, so ist es nicht. Sie leben auch nicht gerade bescheiden. Aber wie sagt man so schön, 'Zuckerbrot und Peitsche'. Auch war, wenn ich's im Nachhinein betrachte, unsere gemeinsame Zeit (noch vor dem Urlaub) stets auf ein ein-zwei Abende in der Woche, und maximal über's Wochenende beschränkt gewesen. Das lag natürlich an ihrem nicht kleinen Pensum für's Fernstudium, aber der Urlaub war im Prinzip das erste Mal, daß man mal länger zusammen ist. Trotzdem kann es doch kaum, weil wir ja zu dritt dort waren, als ausschlaggebender Gradmesser für die gemeinsame Zukunft zu zweit gewertet werden?
Ihr Ex-Freund war wohl sehr gemein zu ihr gewesen; davon wurde mir auch stets lang und breit erzählt und ich musste schon darum bitten, doch wenigstens im Urlaub keine Horror-Stories mehr von ihm hören zu müssen. Doch mit ihm hat sie es hingegen über drei Jahre ausgehalten, inkl. vielen Nachgesprächen und Neu-Anfängen (es war, dazu gesagt, ihre erste Beziehung, und da hat sie anscheinend noch viel Hoffnung reingesteckt).
Doch daß ich dann nach einer (bis auf das Ende) sehr erfüllenden Beziehung so derart vor den Kopf gestoßen werde, passt halt einfach überhaupt nicht zu ihr... Ohne Nachgespräch bis jetzt, wohlbemerkt.
Ich habe genauso meine Ecken wie Kanten, aber so ein Unmensch kann ich nie und nimmer gewesen sein, um das zu verdienen.
Ich fand es traurig zu hören und schämte mich auch deswegen, sie habe wegen meiner Worte weinen müssen, doch habe ich das im Gegensatzt zu ihrem Ex nicht absichtlich und aus Sadismus heraus getan!
Dass ich das mit der 'Paranoie' auch diplomatischer hätte verpacken können war, ist mir bewusst. Sie selbst meinte zu mir ein paar Tage darauf noch im Urlaub, ihr Ex hätte die gleichen Worte gebraucht, und das hat wahrscheinlich alte Wunden wieder aufgerissen. Ich sagte ihr, das war in keinem Falle meine Absicht, und daß mir das Leid tut.
Ich habe mich belesen, dass in einzelnes Wort oder ein Déjà-Vu an etwas kann hier als Trigger fungieren kann, einen von außen nicht erfaßbar schlimmen, inneren Gemütszustand auszulösen. Vielleicht ist auch etwas schlimmeres in ihrer Vergangenheit vorgefallen, von dem ich nichts weiß.
Selbst einem wildfremden Pärchen hatten sie gemeinsam in meinem Beisein im Wohnzimmer eine stundenlange Paartherapie vollzogen, und bei uns - eine knappe Nachricht, das war's. Nicht zu fassen.
Ich mache mir keine Hoffnungen mehr, sie zurück zu gewinnen. Die Sache ist leider mehr als durch! Und doch stellt sich mir die Frage, als einzige Hoffnung, ob sie es bewusst so schmerzhaft beendet hat, damit ich auf keinen Fall sie nochmal kontaktieren würde? Oder ob sie dazu bewegt wurde...? Weil noch irgend was anderes, was ich nicht wissen kann, in der Luft hängt. Scheinbar hatte sie die Entscheidung schon während des Urlaubs getroffen und sich über die Maßen hineingesteigert. Warum kann man da nicht nochmal wenigstens drüber reden, wie zivilisierte Leute, oder wenigstens 'Hey, ich brauch ne Auszeit' oder so.
Die abschließenden Worte klangen jedenfalls nicht sehr nach ihrem Schreibstil...
Ich blocke das grad irgendwie schon halbwegs ab und versuche damit fertig zu werden, das ist nicht das Problem. Ich habe das alles hier nieder geschrieben, weil ich mir vorrangig um SIE große Sorgen mache; was muss vorgefallen sein, um jemanden so 180 Grad zu wandeln?
Nachts kann ich schon gar nicht mehr schlafen weil ich mir ausmale, sie wurde auf direktem Wege 'wieder in die Geschlossene' gesteckt oder tut sich irgendwas an. Wie kann ich ihr nur helfen? Warum wurde sie auf eine verdoppelte Dosis gesetzt? War es schon viel länger geplant, und ich war nur 'gedulteter Freund auf Zeit' von seiten der Obrigkeit?
Und dabei meinte eben diese am Telefon, in bewusst besänftigendem Ton (ich fühlte mich schon selber wie auf der Couch!), ihre Tochter habe SEHR an mir gehangen, aber kommt l-e-i-d-e-r über diese Kränkung nicht hinweg (nochmal, wohlbemerkt, EINE!). Soll ich ihr (letzteres) wirklich glauben, oder hatte sie letzendlich den harten Schnitt heraufbeschworen, weil sie auf einmal vielleicht Angst bekam, ich könnte 'sie ihr wegnehmen', wenn wir uns so gut verstanden...? Das ist jetzt natürlich nur eine wilde Vermutung, aber mittlerweile ziehe ich alles in Betracht.
Dazu sei' noch gesagt, dass sich ihre Mutti und echter Vater schon früh in der Beziehung trennten, und sie seit dem mit kurzen wie längeren, aber anscheinend nie ernsten Partnerschaften Vorlieb nimmt (sie ist selber schon deutlich älter und nun ist die Tochter alles, was sie hat). Das färbt bestimmt auch ab. Vielleicht gönnt sie auch unser gemeinsames Glück nicht, aber so schätze ich sie nicht ein. Aber vielleicht weiß sie als Psychaterin auch ganz genau, wie man sich glaubwürdig freundlich in Szene setzt( denn die Fassade ist jetzt mehr als abgebröckelt!)
Generell jedoch, wenn eine Beziehung nicht so einen Dämpfer verkraftet, wäre sie wahrscheinlich bei der nächstbesten, anderen Gelegenheit in die Brüche gegangen. Aber wie gesagt, auch das passt überhaupt nicht zu der Freundin, die ich kennen und lieben gelernt hatte.
Irgendwas ist hier arg faul, aber was?
Vielen Dank für's Lesen des doch nun länger gewordenen Beitrags.
Bin gespannt auf Eure Ansichten bzw. Erfahrungen