Hallo,
in meiner Not bin ich nun hier gelandet, weil ich einfach nicht mehr weiß wohin mit meinen Gefühlen. Ich habe mich gestern, nach gut drei Jahren, von meinem Freund getrennt. Es lief schon länger schlecht und ich habe schon öft über Trennung nachgedacht, obwohl ich noch sehr starke Gefühle für ihn habe, aber gestern hat seine Schweigsamkeit das Fass zum überlaufen gebracht, und ich habe ihn vor die Tür gesetzt.
Erst dachte ich, ich komme schon irgendwie damit klar, aber gestern Abend ging die große Heulerei los. Im Grunde weiß ich, dass es keinen anderen Weg gab als diesen, aber ich kann diese Entscheidung nicht mit meinem Herzen vereinbaren. Heute morgen bin ich wie in Trance aufgestanden und dann zur Arbeit gefahren. Kaum dort angekommen, ging die Heulerei schon wieder los. Nachdem ich meine Tränen auch eine Stunde später kaum zurückhalten konnte, bin ich dann nach Hause gefahren, hatte einfach keinen Sinn. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich so starke Emotionen habe, mich nicht im Griff habe.
Will hier gern noch etwas ausführlicher beschreiben, was in unserer Beziehung nicht stimmte und warum ich letztendlich Schluß machte.
Für mich war es beim Kennenlernen ein Problem, aber als ich mich in ihn verliebt hatte, war es mir egal, dass uns ein Altersunterschied von fast 12 Jahren trennte. Ich wäre vorher nie auf die Idee gekommen, mich in einen soviel jüngeren Mann zu verlieben, aber es passierte halt. Als wir zusammen kamen, war er 25 und ich 36. Die ersten Wochen trafen wir uns heimlich, weder seine noch meine Familie wußten über uns bescheid. Wir merkten schnell, dass es tiefere Gefühle waren. Ich war die erste, die dann die Familie, ich habe auch einen Sohn, er war damals 17, aufklärte. Nach kurzem Erstaunen waren die Reaktionen von meiner Familie dann aber durchaus positiv.
Er tat sich schwerer, er wohnte zu diesem Zeitpunkt noch im Haus seiner Eltern, also schon ein wenig das Muttersöhnchen aus gutem Hause. Er hatte Angst davor, seiner Familie zu gestehen, dass ich soviel älter bin. Optisch fiel das bei uns nicht ganz so extrem auf, da ich etwas jünger wirke und er eher älter. Aber er tat sich sehr schwer. Nachdem wir unendlich lange über seine Familie und deren konservative Haltung diskutierten, hatte ich dann irgendwann keine Geduld mehr, auf sein Handeln zu warten und beendete unsere Beziehung.
Um Abstand zu bekommen, fuhr ich für eine Woche weg. Als ich wieder nach Hause kam, bekam ich dann eine SMS von ihm, dass er seiner Familie alles erzählt hätte, er ohne mich nicht sein könne.
Ich war unendlich glücklich...endlich konnten wir ganz offiziell unsere Liebe zueinander genießen. Ich lernte seine Familie kennen, er meine, wir verstanden uns sehr gut.
Ca. ein habes Jahr später musste ich mit meinem Sohn aus unserer damaligen Wohnung ausziehen. Wir beschlossen dann, im Nachbarort seiner Eltern eine gemeinsame Wohnung zu beziehen. Alles schien mir prima, ich war glücklich, ich liebte ihn, mein Sohn und er verstanden sich sehr gut, wir bekamen trotz unseres Altersunterschiedes ständig positive Rückmeldungen, wie gut wir doch zusammen passen. Also keine Probleme.
Als wir dann kurze Zeit zusammen wohnten, bekam ich eine seltsame E-Mail. Wir waren beiden bei den sogenannten Social Networks angemeldet, wovon es ja einige gibt. Ein Mann schrieb mir damals, ich solle doch darauf achten, was mein Liebster so im Internet treibt! Ich war total irritiert und schrieb zurück, was er meint und ob das nicht eine Verwechslung sei. Er antwortete dann, mein Freund würde anderen, meist viel älteren Frauen im Net unmoralische Angebote machen, sprich Cyber Sex betreiben.
Ich konnte das nicht glauben, immerhin wohnten wir zusammen, und ich hätte doch was merken müssen. Ich sprach meinen Freund darauf an und er sagte mir sofort, der Kerl wäre ein Spinner und ich solle ihm nichts glauben.
Leider bekam ich kurze Zeit später von dem Herrn eindeutige Beweise. Mein Liebster hatte sich prächtig im Internet ausgetobt, wenn ich auf der Arbeit war. Ich war außer mir, wollte unsere Beziehung beenden, weil er mich belogen hatte und ich nicht verstehen konnte, wo wir doch so glücklich waren, warum er überhaupt das Bedürfnis hatte, mit anderen Frauen zu schreiben. Er meinte, dass wäre einfach wie eine Gewohnheit aus der Zeit wo er Single war. Er wäre nicht mit Gefühlen dabei oder der Absicht, eine andere Kennenzulernen, es ginge nur um die Spannung.
Ich sagte ihm, dass es für mich wie ein Betrug wäre. Er versprach mir hoch und heilig, es nie wieder zu tun, jetzt wo er wüßte, dass es für mich ein Betrug sei. Ich ließ mich wieder auf die Beziehung ein, aber mein Vertrauen war angeknackst.
Er hatte jegliche Möglichkeiten, sich weiterhin im Internet rumzutreiben, immerhin war er oft bei seinen Eltern, wo er auch noch einen Computer in seinem alten Zimmer hat. Er sagte mir dann immer, er müsse seinem Vater helfen. Ich fing an, ihn zu kontrollieren, schaute in sein Handy. Ich weiß, dass ich das letzte was man machen soll, aber ich hatte das Gefühl, ich sehe es ihm an der Nasenspitze an, wenn er war zu verbergen hatte. Volltreffer! Wieder gab es Theater! Er flehte und bettelte mich an, dass er mich über alles in der Welt liebe und er sich ein Leben ohne mich nicht vorstellen könne. Ich blieb.
Aber, das Vertrauen war weg. Immer wieder dachte ich darüber nach, warum er diesen Drang hat, wo er doch mich hat und mich doch liebt. Und er hatte doch am Anfang um unsere Liebe gekämpft, sich sozusagen vor seiner Familie geoutet! Also warum all das?
Durch das verlorengegangen Vertrauen lief es dann auch sexuell nicht mehr so toll. Ich dachte ständig, er würde mich vielleicht mit den Frauen aus dem Internet vergleichen, das nagte sehr an meinem Selbstbewußtsein. Ich verlor meine Lockerheit und das wirkte sich extrem auf unser Liebensleben aus.
Zudem fiel es mir immer schwerer, ihn zu seinen vielen Familienfesten zu begleiten, ich konnte vor seiner Familie einfach nicht so tun, als wäre alles noch in bester Ordnung, zumal es seiner Familie sehr wichtig ist, nach außen immer die heile Welt zu mimen.
Ich zog mich mehr und mehr zurück, seine Familie suchte nicht das Gespräch mit mir und er klärte sowieso immer alles bei seinen täglichen Besuchen bei seinen Eltern. Ich wurde nie gehört.
Da merkte ich natürlich dann auch, dass ich im Grunde lediglich akzeptiert wurde, aber nie wirklich dazu gehörte. Jegliche Versuche von meiner Seite, das Verhältnis zu seiner Verwandschaft zu vertiefen waren erfolglos. Sie waren alle so oberflächlich, nur darauf bedacht, das perfekte Familienbild darzustellen. Mir hingegen war es wichtig, die Menschen richtig kennen zu lernen, nicht nur über die bösen Nachbarn herzuziehen, sondern ich habe mich für meine Gegenüber interessiert. Aber dort passte ich nicht mit meiner offenen Art nicht so richtig rein, man war nett, aber mehr auch nicht.
Ich weiß...jetzt wo ich es schreibe, merkte ich, wie bescheuert diese ganze Situation überhaupt ist. Seine Familie akzeptiert mich höchstens, er sagt er liebt mich, sucht aber zu anderen Frauen Kontakt, ist obendrein an seine Familie gebunden, dass er keinen einzigen Tag ohne sie auskommt. Und in den letzten Wochen war es so, dass er nur noch zum Schlafen hier war.
Ja, das alles klingt total aussichtslos und ich weiß das auch, und genau deshalb habe ich gestern unsere Beziehung beendet. Das war genau das Richtige, auch das weiß ich, aber es ändert nichts daran, dass ich ihn immer noch liebe und nun die Hölle auf Erden durchmache.
Zudem war ich erschrocken, wie gefasst er gestern war, als ich ihn vor die Tür setzte. Er sagte immer wieder, es täte ihm leid, aber im Grunde hätte ich auch recht. So wie es zuletzt lief, könnte es nicht weitergehen und er könnte mir halt nicht mehr versprechen, dass er sich ändern würde. Punkt!
Fünf Minuten später waren alles seine paar Sachen in seinem Auto und er konnte wieder zu Mama und Papa flüchten. Wahrscheinlich habe ich ihm einen Gefallen getan und seiner Familie mit. Er hat wieder Kost und Logie frei und kann sich das Geld für ein neues Auto zusammen sparen.
Ich ärgere mich so sehr über mich selbst...denn obwohl ich genau weiß, wie es ist und was richtig ist, ist es so verdammt schwer, es zu akzeptieren. Ich erwische mich neben dem Heulen immer wieder bei dem Gedanken, dass er mich bestimmt vermissen wird. Ja, wenn ich ehrlich bin, hoffe ich darauf, dass er ankommt und mich anfleht, dass ich ihm nochmal verzeihe. Und ich wäre ein Trottel, wenn ich es tun würde!
Aber ich glaube, diesmal kommt er nicht, denn ich habe ihm die Entscheidung, die ja für ihn ein viel bequemeres Leben bietet, abgenommen. Diese Erkenntnis bricht mir das Herz. Ich kann nicht verstehen, wie leicht er es auf einmal nimmt, wo unsere Liebe an Anfang so besonders war.
Eines muss ich noch dazu sagen. Hört sich jetzt naiv an, aber ich denke seine Flirtereien waren nur über Internet, ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich nie mit einer der Frauen getroffen hat, weil er dort etwas verkörpert, was er nicht ist. In der Beziehung ist er sexuell eher unsicher, im Internet macht er auf großen Kenner. Er hat mir während unserer Krisengespräche anvertraut, dass er immer Angst hat, bei mir nicht alles richtig zu machen, weil ich ja mehr Erfahrung hätte als er! Das war mit ein Grund, warum ich diese Sachen im Internet nicht ganz so schlimm sah, wie ein Betrug. Im Nachhinein denke ich nun sogar manchmal, das ihn Cybersex mehr anmacht, als richtiger Sex. Es war schön mit uns, aber irgendwie schon anders, als bei meinen vorherigen Beziehungen.
Hat hier irgend jemand einen Rat für mich. Wie kann ich mit dieser Traurigkeit umgehen. Ich sehne mich nach ihm, weil ich ihn liebe, aber ich weiß auch, es gibt kein Zurück! Ich muß morgen wieder an die Arbeit und hoffe sehr, dass ich diesmal stärker bin und nicht wieder in Tränen ausbreche!
Ich hoffe auf Rat, vielen Dank!