Als ich in dieser Woche genüsslich meine Zeitung aufschlug, verschlug es mir nicht nur sprichwörtlich die Sprache, sondern auch mein inneres Gleichgewicht drohte schlagartig in eine Negativ-Stimmung umzuschlagen.
Der Grund dafür stach mir schwarz auf weiß in Form einer Danksagung direkt in die Augen.
"Danke Deutschland. Verehrte Singles, vielen Dank für die Nr.1!".
Eine Anzeige in einer bekannten Zeitung in Kooperation mit Elitepartner, in der 250 Elitepartner-Mitgliedschaften verlost werden.
Ah ja, die richtige Zielgruppe scheint man natürlich genau hier anzusprechen Ja hier, damit meine ich die beiden namenhaften Zeitungen. Denn Elitepartner wirbt ja schliesslich mit dem Slogan "Die Adresse für Akademiker und Singles mit Niveau". Ein ausgeklügeltes Marketing-Konzept, geschickt platziert, bringt mit Sicherheit den gewünschten Erfolg. Natürlich, denn als Marketing-Experte weiss ich ja selbst genau worauf es in der Werbung ankommt.
In den letzten Monaten allerdings musste ich doch mehrmals meine berufliche Erfahrung hinterfragen. Wie konnte ich mich als sogenannter Experte in Sachen Werbung von den Slogans und Versprechungen dieser Singlebörse blenden lassen?
Denn auch ich habe vor einiger Zeit eine Mitgliedschaft bei Elitepartner abgeschlossen.
Weiblich, 36 Jahre alt, attraktiv, beruflich erfolgreich, beliebt und weltoffen startete ich nach meinem einjährigen Singledasein mein Projekt "Partnersuche im Internet". Frei nach dem Motto wer viel zahlt, darf auch viel erwarten entschied ich mich nach einigen grenzwertigen Erfahrungen in kostenlosen Börsen, für den nicht gerade günstigen Porsche unter den Singlebörsen nämlich Elitepartner.
Zusammen mit dieser Erwartung wurde ich aber bereits nach kurzer Zeit wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geschleudert. Dabei möchte ich von mir behaupten, das sich meine Ansprüche an eine Singlebörse im Normbereich befinden. Nun denn, mit gehangen mit gefangen. Schliesslich habe ich viel Geld für eine Leistung bezahlt und diese wollte ich nun in Anspruch nehmen.
Aber da fing es schon an....Eingeschlossen in die Mitgliedschaft ist eine detaillierte Persönlichkeitsanalyse die sich in meinem Profil widerspiegelt (Wert 99,- Euro, die zudem beim zweiwöchigen Widerrufsrecht der Mitgliedschaft nicht von Elitepartner zurück erstattet wird). Erstaunlich dabei war allerdings, das ich innerhalb von 45 Minuten, das war die Zeit die ich ungefähr zum Ausfüllen der Fragen benötigte, ein Ergebnis erzielte, wo ich scheinbar unbewusst einen komplett neuen Menschen kreiert hatte.
Eine glatte Fehleinschätzung meinerseits war, dass diese Analyse nicht ausschlaggebend für meine Partnersuche sei. Denn aufgrund dieser Analyse werden von Elitepartner die Partnervorschläge erstellt, die man mehrmals wöchentlich per Mail erhält. Die Grundlage sind die sogenannten Matchingpunkte, die eine hohe Übereinstimmung der Persönlichkeiten, Ziele und Wünsche darstellen sollen.
Um kurz anzumerken, von Elitepartner werden netterweise die Fotos der Mitglieder unkenntlich gemacht. In einer Gesellschaft wo sich hohe Prozentzahlen der Menschen, an Äusserlichkeiten festlegen, finde ich diese Art der Partnersuche eher befremdlich. Denn auch Akademiker und Singles mit Niveau möchten doch sicherlich nicht nur mit den inneren Werten des Partners das Bett teilen.
Elitepartner würde nun mit Sicherheit argumentieren, dass sie kein Single-Katalog seien, sondern anhand der Persönlichkeiten und nicht aufgrund des Aussehens den perfekten Partner finden wollen. Welches mich nun aber wieder vor folgendes Problem stellte. Denn wie soll Elitepartner den für mich perfekten Partner vorschlagen, wenn ich mich mit meiner eigenen von Elitepartner erstellten Persönlichkeitsanalyse nicht identifizieren kann?
Gut, nun denn.Gespannt und neugierig bereite ich mich also innerlich trotzdem auf interessante Partnervorschläge vor. Auf Anfragen von männlichen Mitgliedern, die mir nett schreiben und ihre Fotos für mich freigeben. Auf nette Kontakte, Telefonate und eventuelle Dates was ja meines Erachtens der Sinn einer Singlebörse ist.
Um es kurz zu machen, was mich dort tatsächlich erwartete war weder niveauvoll noch akademisch wertvoll. Ich hatte mir die Mühe gemacht ein nettes Statement zu schreiben, schöne Fotos hoch zuladen und wartete darauf angeschrieben zu werden. Es passierte nichts. Kleckerweise kamen in den ersten 2-3 Wochen vielleicht 3 Partneranfragen von Männern an mich. Teilweise noch nicht mal mit eigenem Text oder frei geschaltetem Foto. Enttäuschend.
Aber selbst ist die Frau, scheinbar war hier Eigeninitiative gefragt. Ich nahm mir die Zeit und stöberte durch die Partnervorschläge von Elitepartner. Verfasste nette Mails für das Mitglied welches ich anschrieb, schaltete für denjenigen meine Fotos frei und drückte auf den Sende-Button. Um die 20 Mails brachte ich so in den nächsten Tagen auf den Weg und wartete gespannt auf Rückantworten.
Ich wartete, und wartete.. Teilweise entdeckte ich einige der potentiellen Anwärter als Interessenten auf meinem Profil. Ohne mir zu antworten. Nicht mal die von Elitepartner bereits vorgefertigte Absagemail erhielt ich.
Die Ausbeute der ganzen Aktion: zwei vorgefertigte Absagemails, sieben Besucher meines Profils, ca. elf Mitglieder die gar nicht reagiert haben! Wer rechnen kann müsste spätestens jetzt merken, dass dieses Ergebnis nicht akzeptabel ist.
Natürlich habe in der Zeit auch einige Partneranfragen von Männern erhalten. Anbei ein kleiner Auszug dieser Kommunikationsspezialisten:
" Wenn ich unsere Profile im Vergleich sehe, stelle ich fest das bei Dir Nähe eine hohe Punktzahl hat, bei mir ist genau das Gegenteil. Kann es vielleicht sein das Du klammerst?", oder "Du gibt's an das Du in der Kommunikation tätig bist, meinst Du damit das Du auch im Bett eine Quasselstrippe bist?".
Diese niveauvollen Anfragen wurden natürlich ohne Anrede, Gruss oder Fotoschaltung an mich gesandt. Einen weiteren Kandidaten fragte ich mal ob er Interesse hat mit mir zu telefonieren. Bisher hatten wir nur einige nichtssagende Mails ausgetauscht. Drei Tage nach meiner Frage erhielt ich den Terminvorschlag von ihm. Dienstag in drei Wochen hätte er vermutlich mal Zeit zu telefonieren! Derjenige befand sich weder im Urlaub, noch auf Geschäftsreise oder Ähnlichem..Puh....Ohne Worte.
Immer noch nicht entmutigt sondern eher angestachelt vom Misserfolg, startete ich einen erneuten Anlauf. Erstellte neue und interessante Foto-Collagen von mir, durchwühlte meine Partnervorschläge, schrieb und sendete Partneranfragen an Männer ab.
Parallel dazu durfte ich nun eine ganz neue Erfahrung machen.. Ich bekam Post von Elitepartner!
Meine Fotocollage mit verschiedenen Porträt-Mimiken von mir wurde abgelehnt und nicht frei geschaltet.
Ich gebe zu, mit dieser Mail hatte Elitepartner, die Partnerbörse Nr.1, meine Geduld deutlich überstrapaziert. Ich schrieb eine lange Beschwerdemail in der ich meinem Umnut Luft verschaffte. Zudem fragte ich, ob die Ablehnung meines Fotos persönliches Empfinden eines Mitarbeiters oder Vertragsbestandteil sei. Ich verlangte eine plausible Erklärung. Und siehe da, ohne weiteren Kommentar wurde mein Foto am darauffolgenden Tag frei geschaltet. Auf meine Beschwerde allerdings wurde auch nach mehrmaligem Nachfragen von Elitepartner niemals reagiert. Akademisch besonders wertvoll.
Meine erneuten Versuche der Kontaktaufnahme in der Singlebörse Nr. 1 für niveauvolle Menschen, scheiterten ebenso wie beim vorherigen Versuch. Nun habe ich das Interesse verloren, scheinbar wie der Großteil der Mitglieder. Ich schaue nicht mal mehr in mein Postfach, wenn mich eine Partneranfrage erreicht.
Fazit:
Wer sich unter über 1,5 Millionen Singles noch einsamer fühlen möchte als man es als Single bereits ist, zudem noch eine Menge Geld für diese Erfahrung investieren möchte.Ja, der ist hier unumstritten bei der Nr.1gelandet.
Ich für meinen Teil bin seit kurzem wieder in einer kostenlosen Börse angemeldet.
Ergebnis: Nach bereits drei Tagen vier nette Telefonate und nach sechs Tagen mein erstes Date.
Ob ich dort meinen Traumpartner finden werde, das lasse ich entspannt auf mich zukommen. Aber in einer Sache kann ich mir dort wenigstens sicher sein, der Kontakt zum anderen Geschlecht ist dort erwünscht und .... wird sogar erwidert!
Und obwohl ich bereits die hochkarätige Werbung von Elitepartner mit meinem Beitrag erfolgreich unterstützt habe, habe ich erneut die gleiche Summe in meine kommunikative Zukunft investiert. Nämlich in ein Fahrrad, mit dem ich im Sommer in unseren örtlichen Beachclub radeln werde!