Hallo ihr,
ich hoffe, dass ihr mir ein bisschen mit Perspektive weiterhelfen könnt - und wenn nicht, dann habe ich zumindest einen Ort gefunden, an dem ich wenigstens ein bisschen meine Gedanken loswerden kann. ;)
Das grundsätzliche Problem: ich weiß nicht, ob ich mich von meinem Freund trennen sollte. Ja klar, dass ich überhaupt hier sowas schreibe ist auch irgendwie eine Antwort, aber so einfach finde ich es leider doch nicht.
Wir sind seit bald 11 Jahren zusammen. Sowas passiert nicht "aus Versehen".
Wir wussten den größten Teil über unserer gemeinsamen Zeit über, was wir aneinander haben. Wir haben uns unsere Freiräume gelassen und uns gegenseitig akzeptiert, wie wir sind und haben uns glücklich geschätzt, den Menschen getroffen zu haben, mit dem genau das möglich ist.
Das heißt nicht, dass immer alles perfekt war, wirklich nicht.
Er hat mir z.B. nie gesagt, dass er mich liebt. Genauso, wie er überhaupt so gut wie nie über Gefühle spricht - es sei denn, ihm geht etwas wirklich, wirklich gegen den Strich und er will sich dagegen wehren. Aber so etwas wie "Pillow-Talk"...lass uns die Nächte durchreden, ich erzähl dir von meinen Träumen, meinem ersten großen Liebeskummer und wie ich mir die Zukunft mit uns beiden vorstelle, das hat es bei uns nie gegeben. Dass ich ihm fehle, hat er mir glaube ich zum letzten Mal gesagt, als wir frisch zusammen gekommen waren und uns dann mal 3 Wochen gar nicht gesehen haben. Seitdem gilt: muss man ja nicht wiederholen. (Übrigens auch der Hauptgrund, warum ich jetzt hier bin - wenn ich mit ihm reden will, blockt er komplett ab)
Wir haben seit einer Weile höchstens noch 1-2 mal pro Jahr Sex und der ist dann miserabel. Es liegt nicht daran, dass ich keine Lust auf Sex hätte, ich hab nur halt keine Lust auf ihn. Und wenn es dann doch mal soweit ist, bereue ich es ziemlich, weil er im wahrsten Sinne des Wortes lieblos mit mir und meinem Körper umgeht und im Endeffekt ich für meinen eigenen Höhepunkt "zuständig" bin.
Ich bin vor vier Jahren zu ihm gezogen, er hat es bis heute nicht geschafft, mal seinen Kram vernünftig auszumisten und Platz für mich zu machen. Weil er sich während Corona total in seine Arbeit zurückgezogen hat, strampelt er den Stress im wahrsten Sinne des Wortes im Schlaf ab - ich kriege das ab, kann daher nicht mehr in unserem gemeinsamen Bett schlafen, liege also regelmäßig auf unserer Gästeluftmatratze im "Rümpelzimmer", das mal mein Zimmer hätte werden sollen, damit ich überhaupt Schlaf kriege. Er zieht zwar auch ab und zu mal auf die Luftmatratze um, aber öfter als 1-2mal pro Woche ist mir das auch nicht vergönnt.
So. Jetzt habe ich mir mal so richtig die Wut aus den Fingern getippt, mir würde auch noch deutlich mehr Nörgelei einfallen und jede*r von euch wird vermutlich fragen "warum bist du noch da?!" - und das ist eben der Punkt, an dem es kompliziert wird.
Ich fühle mich nach wie vor wohl in seiner Gesellschaft und ich bin mir sicher, für jede Verletzung/Enttäuschung, die ich hier hintippen könnte, fällt ihm min. eine Sache ein, durch die ich ihn auch verletzt/enttäuscht habe.
Ich will nicht wieder Single und alleine sein. Ich denke mit Horror an all die Idioten, die ich daten müsste, bis wieder jemand von Interesse dabei ist. Und ich weiß, das ist kein Argument, aber mit 37 fällt mir "ex und hopp" eben auch nicht mehr so leicht wie mit 22.
Ein Teil von mir würde wirklich verdammt gerne an diesen Problemen arbeiten und dieser Teil hofft auch, dass ich ihm trotz allem wichtig genug bin, um mitzuarbeiten und sich mir zuliebe auch ein wenig zu verändern, genauso wie ich mich ihm zuliebe ein wenig verändern würde. Aber erstens bin ich mir nicht sicher, ob er bereit wäre, diese Art von Beziehungsarbeit zu leisten und zweitens: wenn wir uns gegenseitig komplett umkrempeln müssen, um im Alltag so etwas wie eine glückliche, erfüllte Beziehung zu führen - haben wir dann nicht ohnehin genau das verloren, was uns mal als Paar ausgemacht hat?
Und selbst wenn wir es schaffen sollten, unseren Alltag (nach Corona, mit ein bisschen gesundem Abstand zueinander, ist alles nicht so einfach zur Zeit, schon klar) wieder so zu gestalten, dass er für uns beide funktioniert und wir beide uns in dieser Beziehung wieder wohl fühlen: möchte ich wirklich den Rest meines Lebens mit miesem Sex und so ganz ohne Süßholz verbringen?
Unterm Strich: ich kann mir ein Leben ohne ihn einfach nicht vorstellen. Aber mit ihm eben auch nicht mehr.
Ich danke euch für eure Zeit, eure Meinungen und eure Ratschläge. ;)