Ich lese hier nun schon seit Wochen mit, wahrscheinlich in der Hoffnung Antworten zu finden...In mir herrscht ein absolutes Chaos an Gefühlen und meine Urangst verrückt zu werden ist wieder sehr präsent. Ich versuche verzweifelt an meiner Entscheidung festzuhalten und wieder, oder doch eher endlich an meinem Selbstvertrauen zu arbeiten. Es ist derzeit ein Kampf.
Ich bin 27 Jahre alt, habe 1 Tochter und war bis vor 2 Monaten noch zusammen mit meinem Mann und lebte in der Ilussion, wir seien nach unserer von mir ausgegangenen Trennung vor 1 1/2 Jahren, auf einem guten Weg, hätten mehr Tiefgang in unserer Ehe erreicht in dieser Zeit... Erschreckend ist für mich, dass ich selbst davon überzeugt war, ihn damit nicht wissentlich angelogen habe, um dann doch festzustellen, dass ich das so nicht mehr kann. Ich denke ich werde zu eurem Verständnis etwas ausholen müssen. Mein Mann und ich kennen uns nun schon über 10 Jahre, habe damals in der Kneipe meiner Tante gekellnert, in die er immer kam mit seinen Kumpels. Waren Bekannte bis wir vor 6 Jahren zusammengekommen sind. Es war von Anfang an keine klassische Liebesbeziehung mit Schmetterlingen im Bauch, man hat einander eher durch davor viel erlebtem Kummer zu lieben und respektieren gelernt und hatten eine Menge Spaß zusammen! Es war mit uns einfach so herrlich unkompliziert, wir waren es beide damals Leid immer wieder vorn vorne beginnen zu müssen, seine jeweilige Lebensgeschichte wieder auspacken zu müssen...Beide verbunden von dem Wunsch einer eigenen kleinen Familie, anzukommen und Geborgenheit, Beständigkeit und Sicherheit zu finden in dem jeweils anderen. So ging dann alles sehr schnell. Wir zogen nach kurzer Zeit zusammen, heirateten 1 Jahr später und bekommen ein halbes Jahr später unser Wunschkind, zogen in das von ihm geerbte Haus seiner verstorbenen Eltern, heirateten dann kirchlich und nun standen wir da. In kürzester Zeit alles abgerannt an großen Dingen im Leben und ich stand dort und fragte mich, ob das nun alles gewesen sein sollte. Es hatten sich schon Monate davor leise Zweifel und Unzufriedenheit angeschlichen, die ich immer von mir geschoben habe, abgetan habe, bis es immer mehr an mir nagte. Als ich merkte, dass es anscheinend doch eine große Rolle für mich spielen muss, fing ich an mit meinem Mann darüber zu reden. Er hat es immer abgetan, nie wirklich ernst genommen, bis ich ihm sagte, dass ich so nicht glücklich werden könne und wie es oft in diesem Fall ist hatte es zwischenzeitlich schon ein anderer Mann geschafft mich emotional zu berühren (ich muss dazu sagen, dass es da nie über das Schreiben hinaus gegangen ist). Ich habe meinen Mann darüber recht schnell informiert und ehrlich mit ihm gesprochen, was da bei mir und diesem Mann läuft und da wurde mein Mann dann wach. Seither hat er viel versucht sich für meine Seite, meine Bedürfnisse zu öffnen (und das habe ich ihm sehr hoch angerechnet!) aber heute glaube ich war es da bereits zu spät. Auf einmal war alles wie rollenvertauscht. Er wollte, arbeitete an unserer Ehe und an mir prallte alles ab, natürlich auch verblendet durch den anderen Mann den ich in meinem Kopf hatte...Ich hatte uns bereits aufgegeben. Ich war leer, verwirrt über meine Gefühle und getrieben von der Angst, dass wir den Respekt voreinander verlieren und ein normaler Umgang, gerade für unsere Tochter, nicht mehr möglich gewesen wäre (ich bin selbst ein Scheidungskind das miterleben musste, wie Mama und Papa sich bekriegen und ihre Kinder mit reinziehen und ihnen damit aufzwingen eine Rolle zu übernehmen in dem Ganzen, wofür so eine zarte Kinderseele nicht bereit ist) und dann wollte ich die räumliche Trennung um mir meiner Gefühle, unserer Situation klar zu werden um dann gemeinsam zu entscheiden, ob wir an unserer Ehe festhalten. Das hat mein Mann dann so mitgemacht. Waren dann 5 Monate "getrennt", das mit dem anderen Mann hat sich dann auch schnell als "Träumerei" rausgestellt und mein Mann kam dann all 2 Tage um mit uns zu Abend zu essen, unsere Tochter ins Bett zu bringen und hatte sie jedes Wochenende für eine Übernachtung. Unsere Tochter war damals 3 und hat das als kleines Abenteuer aufgefasst. Wir haben grad weil wir nicht wussten wie es nun ausgehen würde alles dafür getan, es relativ "normal" für sie zu halten, um sie nicht unnötig zu verwirren. Das ist uns gut gelungen, heute ist sie 4 1/2 Jahre und weiß davon nichts. Wir haben in dieser Zeit beschlossen uns noch eine Chance zu geben, weil die Gefühle nicht komplett weg waren und wir nicht leichtfertig alles aufgeben wollten. Mein Mann eh nicht, sagte er mir doch immer deutlich, dass er glücklich mit mir sei, wenn da nur nicht ich wäre, die immer wieder ausbrechen wollen würde...
Also gaben wir uns eine weitere Chance, er zog wieder ein, wir nahmen uns viel vor und ich war davon überzeugt diese Zeit hätte uns näher zusammen geschweißt und ich könnte nun auch glücklich werden wie er davor... Hatte mir denke im Nachhinein Jahre eingeredet glücklich sein zu MÜSSEN mit so einem tollen Mann (denn das ist er! Er ist der beste Papa den ich mir für unsere Tochter wünschen könnte, so einen habe ich immer sehnlichst als Kind vermisst, er ist loyal, treu, fürsorglich, humorvoll und verantwortungsbewusst, alles Dinge die ich doch auch wert schätze und mir unheimlich wichtig sind!) aber ich konnte damit allein trotzdem nicht glücklich werden. Als Familie waren wir eine Einheit, das perfekte Bild! Aber als Paar hat es für mich so sehr an dem emotionalen Band gefehlt, zwischenmenschlich und auch körperlich was Nähe angeht war mir das einfach zu wenig und als er mir das dann geben wollte hat es sich für mich nicht gut angefühlt und ich konnte es nicht annehmen. Das letzte Jahr hatten wir es geschafft, dass ich das zulassen kann und ich dachte nun haben wir es geschafft und dann kam wieder ein anderer Mann in mein Leben getreten und hat wieder etwas in mir berührt (auch da lief nie etwas körperliches) und das habe ich dann wieder bekämpft und mir mittlerweile als was was wohl normal ist wenn man eine weile verheiratet ist eingeredet..Aber das ist mir dann natürlich um die Ohren gehauen und ich habe meine Konsequenz drauß gezogen und mich vor 2 Monaten endgültig mit allem was dazu gehört von meinem Mann getrennt. Er ist schnell mit einer Wohnung fündig geworden und wir managen alles bisher wohl vorbildlich was unsere Tochter angeht und ihr geht es gut, was für uns das wichtigste ist. Was sie angeht haben wir immer an einem Strang gezogen und ich wünsche mir sehr, dass dem so bleibt und wir das weiter im Auge behalten. Gesprochen darüber, unsere endgültige Trennung, haben wir bis heute nicht. Er hat mich als er noch hier wohnte immer von der Seite gestichelt, aber sobald ich näher drauf eingehen wollte ist er sauer geworden und wollt nichts von mir hören....Klar hatten wir das alles bereits letztes Jahr, aber es verletzt mich dennoch irgendwie... Die ersten Tage der Trennungen waren die Hölle, auch wenn ich wusste, dass es die einzigst logische Konsequenz ist, ansonsten wären wir schnell an den Punkt gekommen den Respekt voreinander zu verlieren, hätten dieses Kartenhaus vielleicht noch weiter aufgebaut und mit der Zerstörungskraft wäre ich nicht mental fertig geworden das weiß ich! Ich gehe so grad schon durch eine harte Zeit und das als Verlassende! Jetzt sind 2 Monate vergangen, alles spielt sich langsam ein und ich fühle mich einsam ohne Mann an meiner Seite, aber auch nicht direkt die Sehnsucht nach ihm...Ich habe Zukunftsängste..Angst davor doch irgendwann wach zu werden und alles zu bereuen...So hatte ich wenigstens eine intakte Familie und solide Partnerschaft...Aber das kann doch auch nicht richtig sein?! Und das wäre absolut egoistisch von mir und nicht mehr vertretbar! Aber warum nur kann ich mich nicht "befreit" und einfach nur glücklich fühlen mit dieser Entscheidung? Warum macht es mir solch eine panische Angst, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster verfalle und Angst davor habe durchzudrehen!? Ich habe mir selbst das Gefühl der Sicherheit genommen und heule jetzt so rum...Wer jetzt noch immer mit liest vor dieser Person ziehe ich den Hut! Weiß auch gar nicht, was ich nun erwarte...Wahrscheinlich musste ich dieses Forum gerade einfach mal als " Tagebuch " mißbrauchen...Es tut mir Leid....