Ja...
.. ich habe sehr ähnliche Erfahrungen gemacht, aber weiss noch nicht, was das richtige ist.
Ich bin genau so alt wie Du und auch seit fast einem Jahr verheiratet, nur kennen wir uns noch nicht ganz so lange -
"erst" 5 Jahre. Überhaupt sind unsere Geschichten wohl sehr, sehr ähnlich - auch ich hatte immer das Gefühl, dass unsere Beziehung viel von meinen Entscheidungen lebt. Ich habe ihm auch den Heiratsantrag gemacht... auch sonst, bei Streit und Problemen, bin immer ich die, die sich hinsetzt, nachdenkt, an allem arbeitet, Lösungen sucht. Und ich war auch für lange Zeit die einzige, die sich Kleinigkeiten ausgedacht hat, Dinge die wir unternehmen könnten, um nicht in den Alltag zu fallen, kleine Briefe für ihn, ... was man eben so macht, wenn man jemanden liebt. Natürlich hatten wir auch immer mal wieder Streit deswegen, also weil ich das Gefühl hatte, dass er nicht ganz so für die Beziehung da ist und mehr einfach mitläuft - aber er ist ein extrem ruhiger und zurückhaltender Mensch, und ich glaube, mit der Zeit habe ich alles auf diese Eigenschaften geschoben und mir gesagt, dass er nun mal so ist und dass wir beide ja nicht gleich sein müssen. Ich dachte, niemandem fliegen die perfekten Beziehungen einfach so in den Schoss, und wenn ich eben bei uns beiden diejenige bin, die etwas mehr "geben" muss, dann ist das einfach so und nichts schlechtes per se. Ich habe auch heiraten wollen, weil ich glücklich war (war ich das oder hab ich mir das eingeredet?).
Zwei Monate nach der Hochzeit hat er mir dann eine Sache gestanden, die sich über die 4 Jahre davor hingezogen hat und mein Vertrauen und so einiges andere komplett zerstört hat. Es war kein Fremdgehen, aber für mich trotzdem ein ähnlicher Vertrauensbruch. Wäre ich nicht verheiratet gewesen, wäre ich vermutlich gegangen, aber so... ich war und bin der Meinung, dass man in einer Ehe noch viel mehr als in einer Beziehung versuchen sollte, über seinen Schatten zu springen und zu retten, was zu retten ist. Sonst ist dieses Versprechen für mich ziemlich sinnlos, denn eine Ehe halten, wenn alles läuft wie geschmiert ist wohl nichts schweres...
Gut, ich habe also versucht und versucht. Er bemüht sich seither auch ehrlich, ihm tut alles leid, er strengt sich sichtbar an. Aber trotzdem ist das Gefühl nie mehr geworden wie vorher, und durch dieses "Loch" fallen mir eben wieder die Dinge ein, die auch schon früher mal Thema waren - alles, was mir so manchmal fehlt oder nicht perfekt läuft.
Und damit die Sache so richtig schön kompliziert wird, ist jetzt wohl ein anderer in diese Gefühlslücke gerutscht.. ich habe mich verliebt und das macht alles noch soviel komplizierter.
Wäre es nur das verliebtsein, würde ich vermutlich einfach sagen: ich bleibe bei meiner Entscheidung, und früher oder später geht das wieder vorbei. Ehe ist eine Entscheidung. Aber meine grösste Angst ist, dass ich mich selbst belogen habe, dass ich mir eingeredet habe, dass wir gut zusammen passen, dass ich geheiratet habe, weil ich Kinder wollte (er ja auch) und im Unterbewusstsein der Verstand das Gefühl übertönt hat... das macht mir wirklich riesige Angst. Ich will nicht in 30 Jahren aufwachen und mir denken, dass da noch soviel anderes hätte sein müssen. Aber ich kann auch nicht einfach sagen, sorry, habe mich doch falsch entschieden - das widerspricht wie schon gesagt meinen Vorstellungen vom heiraten, denn dann hätten wir auch einfach in einer "normalen" festen Beziehung bleiben können.
Du siehst also.. ich bin auch ziemlich hilflos.