Hallöchen.
Ich bin momentan in einer unschönen Situation und denke, es kann nicht schaden, abseits von Familie und Freunden auch mal vor Fremden darüber zu reden. :)
Kurz zu meiner Lage. Ich (m, 22) war die letzten drei Jahre mit jemandem - sagen wir mal 'Anna' (22) - zusammen. Insgesamt kennen wir uns über 10 Jahre und waren vorher einige Jahre gut befreundet. Die komplette Beziehung über haben wir zusammen gewohnt und uns recht schnell gegenseitig als Teil der Familie betrachtet. Die Art der Beziehung war auch sehr gebend und liebevoll. (Mir war/ist es besonders wichtig, ihr Vertrauen und Rückhalt zu geben, da sie aus einer schwierigen Familie kommt, von der sie immer wieder angezweifelt wird. Man kann sagen, wir beide waren die drei Jahre stets so gut für einander da, wie wir nur irgendwie konnten)
Laute Auseinandersetzungen oder Vorwürfe gab es während der Beziehung nicht und wir haben auch die schwierigen Themen in Ruhe diskutiert.
Zwei Sachen haben sie immer mal wieder belastet. Zum einen ist in meinem alten Freundeskreis eine Person, in die ich vor der Beziehung mal verliebt war. Hab es dieser Person gesagt, sie hat nichts dergleichen empfunden und wir sind lieber Freunde geblieben. Sie ist dann recht weit weg gezogen und da ich mit Beginn meiner Beziehung wusste, wie Anna das verletzen würde, wenn ich weiter viel Kontakt zu ihr habe, hab ich mich darauf beschränkt, ihr eins, zwei mal pro Jahr zu Geburtstag/Weihnachten Grüße zu schreiben, maximal kurz zu fragen, was sie so macht und anderweitig den Kontakt zu unterlassen. Das hab ich Anna auch offen so mitgeteilt aber sie hat bis zuletzt Angst gehabt, dass ich irgendwo noch Gefühle für diese Person hab.
Das zweite Problem für Anna war, dass sie immer mal wieder Angst hatte, dass sie mir nicht genüge. Sie macht nach ihrem abgebrochenen Studium gerade eine Ausbildung, ich studiere Raumfahrttechnik, bzw. bin ich hier und da ein kleiner Nerd und sie hat manchmal Angst gehabt, dass es mich stört, wenn sie irgendwo nicht mitreden kann oder mag. Jedoch denke ich, dass das gut ist, wenn jeder auch mal ein oder zwei Interessen ganz für sich hat, bzw man sich dadurch gegenseitig bereichert.
Wir haben irgendwann angefangen über unsere Zukunftsvorstellungen zu reden und waren uns da bei allem sehr einig. Ab dem letzten Jahr bis zur Woche vor der Trennung haben wir auch regelmäßig über wegziehen/heiraten/Familie gründen geredet.
So viel zu unserer Beziehung.
Ab August hatte sie wegen ihrer Ausbildung ein 11-Wochen Pflegepraktikum. Dadurch haben wir uns unter der Woche kaum gesehen, haben jedoch versucht, das ganze durch Wochenendausflüge schön zu machen, bzw ich hab zuhause so viel wie möglich an Aufgaben übernommen um sie ein bisschen zu entlasten.
Drei, vier Wochen vor der Trennung ist dann ein Mitarbeiter ihrer Praktikumsstelle - sagen wir 'Thomas' (Mitte 30) - aus dem Urlaub wiedergekommen. Dessen Freundin (23) hat ihn um die Zeit für wen anderen verlassen und er hat auf Arbeit hauptsächlich mit Anna darüber geredet. Zum einen hat Anna die Entscheidung von Thomas' Ex verurteilt, zum anderen sich aber regelmäßig beschwert, dass Thomas unverantwortlich sei und sich bei der Arbeit oft aus Aufgaben rausrede.
Eine Woche vor der Trennung ist dann in der Einrichtung ein tödlicher Unfall passiert. Da musste das komplette Team sehr doll für einander da sein. Anna war dann an dem Tag erst mit ein paar Kolleginnen und dann mit Thomas was trinken, ist dann zu mir und ich hab bis in die Nacht versucht, ihr Trost zu spenden. Die folgenden Tage war sie weiterhin sehr traurig, jedoch auch zunehmend distanziert bzw ist sauer geworden, wenn ich versucht hab, für sie da zu sein. Sie war in der Zeit zwei, drei mal nachmittags bei Thomas (hat mir das aber offen so gesagt) und meinte, dass sie sich gerade distanziert fühlt und ein wenig Zeit für sich braucht, um den Tod zu verarbeiten.
Ende der Woche meinte sie dann plötzlich, dass sie sich für eine Weile trennen möchte und dass sie in Thomas verliebt ist und erstmal ihre Gefühle sortieren muss. Eine Trennung auf bestimmte Zeit wollte sie nicht, meinte aber, dass wir nach ein paar Monaten schauen können wie eine Zukunft zwischen uns aussieht. Die komplette Trennung lief persönlich, aber ohne Streit oder sonstige Sachen ab.
Ich bin dann in meine Heimatstadt um ihr die Distanz zu geben, bis sie eine neue Wohnung gefunden hat. Als ich wegen ein paar Möbeln nochmal vorbeikommen musste, hat sie mir dann vor Ort mitgeteilt, dass sie mittlerweile mit Thomas was am laufen hat und gerade bei ihm wohnt, bis sie ihre Wohnung hat. Zu unserer Trennung und dem Distanzplan meinte sie dann, dass sie das nicht will und die Trennung habe sich ja schon lange angekündigt und das mit Thomas sei halt nebenbei passiert und er sei so lieb und habe wegen der Sache auch ein ganz schlechtes Gewissen.
Danach hab ich ihr ehrlich gesagt, dass sie sich wirklich erstmal Zeit für sich nehmen und sich nicht in die nächste Beziehung stürzen soll, gerade auch weil Anna und Thomas in so ziemlich jeder großen Zukunftsfrage unterschiedlicher Meinung sind und er gerade erst aus einer Beziehung kommt.
Die Trennung ist jetzt knapp drei Monate her. Vor zwei Wochen haben wir uns auf ihr Bestreben hin erstmals für ein paar Stunden auf was zu trinken getroffen. Anderen Kontakt hab ich bis auf organisatorische Sachen nicht. Von ihr selber weiß ich, dass sie von der neuen Wohnung enttäuscht ist, dass sie sich einsam fühlt und seit der Trennung ziemliche finanzielle Probleme hat. Vor ein paar Tagen hab ich mal einen guten gemeinsamen Freund gefragt, wie es ihr so geht. Sie ist immer noch mit Thomas zusammen, bzw will das auch immer noch, hat aber anscheinend schon seit ein paar Wochen Zweifel, ob er sie liebt oder nur über seine Ex wegkommen will.
Ich weiß nicht, worauf das ganze hinausläuft aber ich habe wirklich große Angst, dass er sie ausnutzt.