Wenn Steine Papageien werden
Kar. one
Ein weißer Ort. Meine weiße Wiege voll von Farben. Mausgrau der trockene Staub in allen Ecken, unverborgen in den verwegensten Ritzen des Tisches. Weiß lässt sich spalten in Regenbogengraue Freundlichkeit. Wundervolle Welt. Ich nehme sie in den Arm und schlafe weiter.
Da schläft jemand um die Mittagszeit seinen persönlichen unruhigen Schlaf. Lächelnd einschlafen. Aus einem Verwirrenden Traum erwachen. Verängstigt wieder einschlafen. Aufwachen aus einem schönen Traum. Unter Tränen einschlafen. Freudig belebt erwachen mit dumpfen verschwiegenem Schrei.
Plötzlich stand mein Pfleger da. Schon immer trägt er neben der üblich gefärbten Arbeitskleidung ein, meine Augen anwiederndes Haweihemd. Heinrich,das ist sein Name. Heinrich, ein abstoßend schmal gebauter Mann, geistig etwas zurückgeblieben, aber das sind sie alle, alle die mit der Welt dadraußen in Berrührung kommen, in ihr leben.
Ich bin Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt. Die Schilderungen meiner Fluchtversuche sind meinem verstorbenen Freund gewidmet, der keine Gelegenheit nutzte und nun, zwar als Hülle nicht tot ist, aber alles andere an ihm ist schon vor langer Zeit verstorben. Ja, es gibt lebende und tote Menschen. Die meisten toten versuchen täglich aufs neue die lebenden zu imitieren, manche davon schauspielern mit großen Erfolg andere lassen sich schnell entlarven. Einige haben sich aufgegeben und ertrinken freiwillig in der Welt. Zu letzterer Gruppe gehört Marc. Er war mein Zimmergenosse. Da seine ärmliche Famile, die nicht einmal die Mittel hatte um selbst über die Runden zu kommen und dies seit der alte Herr des Hauses auch noch so schwer erkrankte sich nur noch verschlimmerte, hatte vor zwei Jagren eine hohe Geldsumme in der Loterie gewonnen. Seit dem wurde Marc in ein Krankenhaus, in der Nähe von Wien verlegt. Dort soll das Wetter draußen besser sein als hier und auch dem ganzen Gebäude soll man anmerken, das dort die gut betuchte, geisteskranke Gesellschft residiert. In diesem Moment wird mein Freund sicher wie immer aus dem Fenster starren und keine Wand wie früher sondern einen Baum sehen - da hat sich jemand mächtig verbessert. Jemand, der einer der wenigen ist für die ich ehtes Mitleid emfinde.
Ich hasse die Menschen! dieser zoo! alle drehen sich im Kreise um mich herum und bemerken weder ihre ausweglosen bahnen noch die, die sich dem kreis entziehen konnten! sie irren durchs leben, wissen nicht woher sie kommen und wohin sie gehen!
Einige wenige haben dien kreis durchschaut, sie brechen aus. Aber einmal draußen zu sein heißt auch das es keinen weg zurück gibt!
Wir haben uns ausgeschlossen, gehen entweder zu grunde, wie es zu oft der fall ist, oder bringen - sofern das gegebene talent optimal genutzt wird - wundervolles hervor.
Was ist das für ein talent? die menschen zu durchschauen, die primitive Weise ihrer handlungen zu erkennen? von oben auf das geschehen herab zu schauen und sich nicht hinunter trauen aus angst man könnte sich infizieren!
Aber hier ist es sicher.
Die seltenen Pflichtbesuche einiger Verwandter bringen mir nichts außer die Stifte und das Papier. Eine weiße matte Fläche hinter der sich Welten verbergen, Welten fliehen; eine codietrte Welt voller Rätzel! ich hoffe meine Post kommt an.
Auch bieten mir die wenigen Besuche reichlich Raum um mich über die Besuchenden lustig zu machen. Ich lasse mir das natürlich nicht anmerken.
Kar.two
Sich verschränkend, verwicklnd mit schmerzendem Nacken fällt er. Kein bezugspunkt mehr. Es ist eine Piste auf der ich erwache.
Es begab sich als er den Abhang, der in der schönsten Natur lag hinunterschwebend verließ. Seine Ski sind bereits stumpf geworden, auf der abgelegenen Piste fühlt er sich auch recht wohl, zumindest wohler als innerhalb der Menschenmassen. Kleine Schneeflocken treffen in seeliger gelassenheit schwebend hin und wieder die Nasenspitze. Die hohen Kiefern halten allen Wind ab der diese unsagbare Ruhe stören könnte. Er fühlt eine mächtige Wärme in sich aufsteigen und legt sich daher in den am Wegesrande aufgetürmten Schneeberg, genießt die linderung verschaffende Kälte, beobachtet die vom Winde umhergetriebenen Kronen der Bäume, eine Träne schleicht sich an seiner Wange entlang und schlummert bei langsam aufkommendem Sonnenschein ein. Gewollt. Ungewollt.
"Ich hatte viel geträumt, vom Leben, von dessen schönster, herrlichster Seite. Allein durch die Liebe die ich mir Erdacht war die Welt eine Wiese voll von Blumen umgeben von den herrlichsten Erscheinungen die der Allmächtige einem nur zuteil werden lassen kann. Ich bin der einzigste Mensch auf Erden. Niemandem, Niemandem geht es besser als mir denn ich bin der Auserwählte, darf das höchste Glück genießen, schwebe in grenzenloser Wonne über einer Welt die so schwarz, so verständnislos und kalt ist das das Volk zumeist nicht mehr in den Spiegel schauen kann ohne eine verschwommene, ausdruckslose Gestalt zu vernehmen. Oh, erkenne dich selbst! habt ihr eure Seele verkauft!
Ich befand mich in diesem Zustande für einige Stunden. Erlebte einige Höhen, wunderschöne Höhen."
Erwachen
Es ist hieß, so heiß auf der Haut, es ist kaum auszuhalten. Die Sonne scheint mir unerbittlich in den Nacken und um mich herum fühlt sich alles ausgesprochen trocken und tot an. Es ist schon eine merkwürdige Sache, die Streiche die einem der Verstand manchmal spielen kann.
Ich will meine Augen öffnen um Klarheit über die Situation zu erlangen. Doch schon die geringste Bewegung meiner Augenlieder erforderte große Anstrengung. Meine Augen sind trocken und voller Sandkörnchen. Überhaupt alles was ich um mich herum ertasten konnte fühlte sich nicht nach dem Ort an an dem ich zuvor war. Ich konnte den Wind in den Baumkronen nicht mehr hören, fühlte nicht mehr den weißen Wind in meinem Haar. Alles war still. Doch da! gleich neben mir, da konnte ich einen großen, hölzernen Gegenstand ertasten, dessen weichheit und angenehmer Geruch mich für einen Moment völlig ruhig werden ließen. Ich schmiegte mich um das unbekannte Ding bis ich wieder einschlief...
Jetzt ist es Zeit Du hast lange genug geschlafen, was ist los! wo bin ich! was hab ich nur getan! Ich kratzte mir den feinen Sand, nicht ohne Schmerzen aus dem Sehwerkzeuge. Obwohl ich nun sah versperrte mir die strahlende Sonne den Blick. Ich konnte erkennen das es ein merkwürdig Ding war das da neben mir lag. Zu meinem Erstaunnen mußte ich feststellen: es war ein Kahn, übrigens ein besonders schöner mit bunten Bemalungen aber ohne Ruder.
Langsam wird die Gegend deutlich: Es ist eine leblose Wüste. Ich verstehe nicht - es war kein Traum. Ich richte mich auf, entdecke nichts als kahles Land. Der Boden ist wie glühend heißer Puder, der Wolkenlose Himmel wirkt alles andere als beruhigend. Ich bin alllein, abgesehen von diesem Kahn; was soll das? Vieleicht ist hier in der Nähe Wasser, ich bin sowiso heimlich durstig. Den Kahn nehm ich, falls ich ein Fortbewegungsmittel benötige, besser mit. So etwas Schönes kann ich hier nicht allen lassen. Er wird mir ein guter Schutz vor Sandstürmen sein. Ich hob ihn mit einem kräftigen Ruck auf während ich dessen leichtheit auffiel, so konnte ich ihn problemlos auf dem Rücken schleppen.
Ich lief den restlichen Tag immer gerade aus, in der Hoffnung die Situation würde sich baldig aufklären, bis es langsam dunkel und immer kälter wurde, lief trotzdem immer weiter, weiter in den Morgen. Einen Sonnenaufgang vernahm ich nicht, sie war plötzlich einfach da. Kann ich je wieder nach Hause! ich muß doch. Ich werde das schöne, wundervolle wiederfinden das ich zuvor hatte. Hinter dem Horizont wartet schon Rettung. Irgendjemand hat mich sicher nicht vergessen, irgendjemand wird mich vermissen, nach mir suchen - ganz sicher. Da fand ich auf meinem Wege einem Zettel liegen, er stammt aus dem einstigen Winterwalde. Nach einem Gruße und mienem Namen war dort ein Verprechen Niedergeschrieben"Ich werde Dich auf jeden Fall im nächsten Monat da raus hohlen!" Das ist in einem Monat, ich werd warten, geduldig warten, die Rettung ist nah. Aber warum erst so spät - hauptsache überhaupt eine. Oh, wie ich mich freue, ich bin nichr vergessen nicht allein, da hat jemand an mich gedacht.
Ich schwebte diese vier Wochen vor mich her, nur das rettende Ereignis vor den Augen. Mir ist schwindelig, meine Lippen sind trocken, wie es die Sinne ebenso sind. Ich träume nur noch von der Heimat, nur dort kann ich leben, nur dort bin ich glücklich, wo ich meinen Seelenfrieden fand und endlich ist die Zeit gekommen. Durch mein Zählen der Tage bin ich darauf gekommen das es bereits der 26. März war. Ich bin überglücklich! endlich! endlich!
Doch die Tage verstrichen und plötzlich war das März vorbei. Am letzten Abend des Märzes weinte ich die bittersten Tränen. So viel hatte ich noch nie geweint, aus welchem Grunde auch, ich war doch weitaus glücklicher als jeder andere Mensch auf der Welt und nun waren alle Träume, Wünsche, Hoffnungen mit einem Schlag zur Nichte.
In den nächsten Monaten hatte ich mich nur gekwählt. Die Hoffnung war doch noch nicht ganz gestorben. Tief in meinem Innersten glaubte ich noch an eine Rückkehr, vieleicht würde ich von ganz allein hier raus finden, nein, nein das schaffe ich nicht, bitte rette mich. Was ist denn mit dir los, ist dir was zugestoßen oder hast du mich vergessen? Lieber Gott hilf mir doch.
Das Menschen so geschaffen sind, sich von anderen abhänig zu machen. Sein eigenes Leben nicht in dem Mittelpunkt zu stellen sondern das eines anderen.
Im Walde war es rundum wohlig kühl, hier!
Ein Jahr und zwei Monate sitze ich auf meiner Düne. Es ist Ende Mai in ganzes Jahr vergangen und bin immernoch hier. Kein Alptraum aus dem ich wieder erwachen kann und nach einer kleinen schreckenspause ist alles wieder bestens. Ich bin so allein. Und mein schöner Kahn, ich weiß nicht warum ich ihn immernoch mit mir herumschleppe, verliert langsam seine Farben. Einige male versuchte ich ihn stehen zu lassen, die Last einfach abzustellen aber er ist mir mitlerweile näher als alles andere. Mein Ein und Alles?
Langsam fühle ich das ich verhundere aber sicher ist da der Ausweg. Wenn ich nun sterbe ist das der Weg nach Hause. Sicher, wird der Allmächtige uns, nach dem Tod weiterleben lassen. Ich hab doch nie etwas Böses getan und wüßte von daher nicht warum das nicht so sein soll.
Ich sehe sogar schon den Wald am Horizonte, schleppe mich in diese Richtung aber je schneller und freudiger ich laufe desto weiter rückt er in die Ferne. So liege ich nun auf dem Rücken, mach mir so meine Gedanken, unsinnige Gedanken, wichtige Gedanken, verrückte Gedanken. Ich hebe immer mehr ab, diese Welt in der ich lebte wird immer fremder. Lebe mit mir. Er akzeptiert langsam die Umgebung, duch Gedankenspiele wird ihm die jede Realität fremd. Diese hier weil sie unerträglich ist und die alte weil, er sich nur noch in der Fantasie dort hin bewegt, so viele Dinge mit der Zeit verfählscht werden.
Oft genug ziehe ich mich in die Träume zurück...
So einsam! Ich kann ihn nicht mehr schleppen. Es bricht mir das Herz wenn ich sehe das er langsam zerbröckelt, wie erst die wundervolle Farbe abplatzt und dann das Holz. Ich kann nicht mehr, bin es leid so leiden zu müssen, werde zurückkommen, wenigstens in der Vorstellungskraft. Mit dem Gefühle das man der einzigste Mensch auf der Welt ist der je hatte so leiden müssen, will er nicht mehr weiterleben. Mein Herz ist gebrochen, selbst wenn ich dich wiederhaben könnte, könnte es nichts mehr fühlen. Ich bin sowiso schon tod, ich bin schon ein Geist. Niemanden nehme ich mehr wahr, keine aufrichtige Anteilnahme mehr für irgendetwas aber auch keine Angst mehr nur noch Verzweiflung. Was würde ich dafür geben um dich noch einmal wiedersehen zu können, dich in den Arm zu nehmen und dich festzuhalten. Ich habe solche Angst dafor das das nie mehr passiert, das ich keine Chance mehr habe, das du mich wegstößt, das hast du ja längst getan. Vieleicht sind es Böse Geister die sich mie mir einen Spaß erlauben. Vielleicht tat ich etwas böses und kann mich nicht mehr daran erinnern oder hab es übersehen. Ich log ihn einmal? Wenn ich doch den Grund wüßte.
Vor. Zurück. Wohin? Es war doch nur ein Traum. Kennen sie dieses Gefühl. Ununterscheidbare Grenze zwischen Vorstellung und Einbildung. Ich denke ich seteele mir vieles vor, aber bilde mir nur wenig ein - das war eine Einbildung. Das war keine Flucht. Irgendjemand hat mich verschleppt, versuchte mich von meinem Weg abzubringen. Ich habe Angst. Unheil. Unbehagen. Unglück.
Kar. three
Es geht schon wieder besser. Es sind seit dem Erlebnis einige Tage vergangen, wie viele weiß ich nicht. Von wegen Flucht: ich steuere meinem Ende entgegen. Ich folge mit viel zu großer Geschwindigkeit dem Roten Faden des Lebens. Man stelle sich das Leben als Funktion in einem Koordinatensystem vor, indem die x-Achse die Zeit darstellt. Nun gibt es verschiedene Kurven, Lebenskurven. Je geradliniger das Leben insgesammt verleuft, ohne nennenswerte Höhen oder Tiefen, desto geringer die letztlich reale Länge der Funktion im auseinandergezogenem Zustande. So ein Mensch hatte, obwohl ihm die selbe Zeit zur verfügung stand wie jedem anderen, ein kürzeres Leben als der, der zwischem positivem und negativem Bereich hohe, weite Bögen schlägt. Je tiefer dieser in den negativen Bereich rutscht, desto mehr kraft hat er um auszuholen. Ausholen für den fast geraden Sprung nach oben. Ein kräftiger Sprung, hüher und glänzender, als es der Andere jemals schaffen wird. Mein Roter Faden hat sich geglättet seit ich hier bin. Vielleicht schreibe ich eine Geschichte, keine fröhlich gestellte, keine hässlich gemachte, keine, die nicht an menschlichem Verhalten begründet ist. Ich habe die studiert. Ich erforsche diese besseren Affen und gehe sogar mit einigem Interesse durch den Zoo. Dieser Übergroße Zoo - alle Zahlen sie Berge von Geld und viele sogar ihren Verstand um eintreten zu können. Viele von ihnen finden in diesen Zustande den Ausgang nicht wieder. Neben der riesigen Eingangshalle, die einfach nicht zu übersehen ist, ist der Ausgang ein kaum benutztes, vermickertes Türchen, das von einem kleinen Mädchen bewacht wird. In einem übervollen Papkarton hortet sie neben sich die beim Eintritt abgegebenen Seelen und Verstände, wohlwollend bereit jedem seins zurückzugeben bevor er geht. Sie Verotten fast ausnahmslos in der Kiste. Die kleine meint es sei schade drum. Einige wenige sind in der Lage ihren Verstand zu behalten. Einige belustigen sich an der kranken Vorstellung, die die anderen liefern. Ich muß schon zugeben, manchmal ist es schon komisch, vorallem wenn sie im Kreise laufen und die häfte von ihnen plötzlich die entgegengesetzte Richtung einschläge und sich alle ganz schrecklich den Kopf stoßen. Ich möchte eine Geschichte aus den Zoo erzählen.
Kar. five