Fremdgängers! Wie es angefangen hat, wie es war und wie es endete. Könnte etwas länger werden.
Meine Frau und ich sind schon sehr lange verheiratet, haben die silberne Hochzeit bereits hinter uns. Meine Frau ist einige viele Jahre jünger als ich, was aber mit meinem "Fremdgang" nichts zu tun hat.
Zu meiner Geschichte:
Wir waren bis vor 2 Jahren selbständig und meine Frau ging dieses Geschäft über alles. Sie war mehr mit dem Laden verheiratet als mit mir. Ich hatte meinen eigenen Beruf und konnte mit diesem Geschäft nicht so viel anfangen. Ende 2004 ging ich in den Vorruhestand und das war schon der Anfang vom Ende. Da ich nun viel Zeit hatte, versuchte ich, mich in das Geschäft einzuarbeiten, allerdings nur mit Widerwillen, muß ich zugeben. Es war für mich eigentlich nur ein Zeitvertreib und das ging voll in die Hose.
Während ich nur ein paar Stunden am Tag im Geschäft war, kam meine Frau selten vor 23.00 Uhr nach Hause. Ich verbrachte die Abende alleine und merkte, dass wir uns immer mehr entfremdeten. Eines Tages sprach ich sie darauf an und sagte ihr, dass unsere Ehe wohl in einer Krise steckt. Sie meinte nur, wenn es denn so ist, dann ist es so. Das geht auch schon wieder vorbei. Sie interessierte sich nicht mehr für die Familie, sie lebte nur für das Geschäft. Finanziell brauchten wir den Laden nicht, aber sie brauchte ihn wohl zur Selbstbestätigung.
Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass unsere Ehe am Ende ist und fing an, im Internet zu suchen, wenn man es tatsächlich so nennen möchte. Meine Frau ließ mich spüren, dass ich "nur" noch Rentner war und das tat schon recht weh. Na ja, auf jeden Fall lernte ich eine nette Dame in meinem Alter kennen.
Vom äußeren her das komplette Gegenteil meiner Frau. Na ja, wie es eben so ist, in meinem Alter verliebte ich mich noch einmal und genoß die Stunden mit der Frau. Ich wurde umsorgt. Ich fand das toll.
Kurze Zeit später - meine Ehe war ja beendet (nun auch von meiner Seite) zog ich bei der Frau ein. Doch jetzt zeigten sich die Macken im Alltagsleben, die man ja vorher nicht mitbekommen hatte. Ihre und auch genauso meine. Vorher war es so, dass man gepflegt essen ging, gute Gespräche führte usw. usw.
Jetzt stellte sich aber heraus, dass diese Frau in ihrem "hohen" Alter ständig auf die Rolle gehen musste. Jeden Abend Action pur. Das war ihr Leben, aber nicht meines. Es macht mir zwar Spaß ab und zu einmal auszugehen, aber bitte nicht Abend für Abend.
Ich merkte sehr schnell, dass es ein Fehler war, so mir nichts, dir nichts auszuziehen und nicht um unsere Ehe zu kämpfen. Aber leider wurde meine Generation noch so erzogen, dass man nicht viel über Gefühle spricht, sondern einfach handelt, egal ob richtig oder falsch. Aber als richtig sieht man eh das an, was man gerade macht. Erst im nachhinein stellt sich heraus, dass es doch nicht so ganz richtig war.
Ich sehnte mich nach meiner Frau zurück. Sehnte sie sich auch? Mittlerweile wusste meine Frau, dass da eine andere Partnerin in mein Leben getreten war. Ich muß ihr hoch anrechnen, dass sie diese Frau niemals beschimpft und mir nie Vorwürfe gemacht hat. Sie hat die Fehler fast ausschließlich bei sich selbst gesucht, was natürlich auch nicht richtig ist. Einer alleine hat nie schuld.
Wir setzten uns in vielen Gesprächen zusammen (das fiel mir unendlich schwer) und beschlossen, es noch einmal miteinander zu versuchen. Das Geschäft haben wir aufgegeben und sind in eine andere Stadt gezogen.
Die andere Frau konnte es lange Zeit nicht verstehen, warum ich wieder gegangen bin. Sie wollte mir eine teure Urlaubsreise bezahlen, nur hat sie dabei nicht bedacht, dass ich mich niemals von einer Frau abhängig mache. Und das wäre in diesem Fall, wenn ich die Reise angenommen hätte, geschehen. Ich bin nicht käuflich.
Ich redete mir selber ein, das ich diese Frau liebte, doch war es nur ein Verliebtsein, wie mir nachher bewußt wurde. Meine Frau hingegen liebe ich aufrichtig und all das hätte nicht sein müssen und wir beide - meine Frau und ich - bereuen es zutiefst. Vor allem ich.
Ich habe nur an mich und mein Wohlergehen gedacht und der Schuß ist nach hinten losgegangen. Noch monatelang erhielt ich SMS'en von ihr; ich habe nicht darauf reagiert und irgendwann hat sie es dann aufgegeben. Meiner Frau habe ich alle SMS'en gezeigt, auch wenn es ihr sehr wehgetan hat. Ich wollte aber nicht, dass sie meint, dass ich sie weiter hintergehe.
Es ist auch heute noch nicht ganz einfach, aber wir führen wieder eine gute Ehe und wissen, dass wir uns lieben. Wir haben noch einmal geheiratet. Und unser beider letzter Satz bei der Zeremonie war: "For the rest of my life". So soll es sein.
Das war nur eine Kurzform der Geschichte und ist mir auch nicht leichtgefallen, das aufzuschreiben. Ich wollte eigentlich nur damit sagen, dass auch wir Fremdgänger Gefühle haben, auch wenn wir sie nicht immer so ausdrücken können, wie die Frauen es möchten.
LG
Mortimer43