Hallo ihr Lieben,
ich (22) habe mich heute hier angemeldet, weil ich ein Problem habe und nicht weiß, mit wem ich darüber reden soll. Das Ganze bringt mich langsam echt zur Verzweiflung, deshalb erhoffe ich mir hier Rat.
Seit Anfang dieses Jahres bin ich mit meinem Freund (25) zusammen. Wir haben uns in der Uni kennengelernt, verstanden uns auf Anhieb super und es dauerte nicht lange, bis ich mich in ihn verliebte. Er war zwar ganz anders als die Männer, in die ich mich sonst verliebe, aber er hat mich einfach total fasziniert (unglaublich lieber, hilfsbereiter, ehrlicher, verständnisvoller Mensch mit dem ich mich stundenlang unterhalten kann). Der Kontakt zwischen uns ist schließlich immer mehr geworden und wir kamen zusammen.
Am Anfang war alles wunderschön, ich war mir sooo sicher, dass ich total verliebt bin, wollte ständig bei ihm sein, vermisste ihn, war traurig, wenn er mir nicht sofort auf meine sms zurück schrieb etc. Ich war total glücklich mit ihm. Das Ganze war in der Prüfungsphase, was bedeutet, dass wir damals nicht übermäßig Zeit füreinander hatten, zwar täglich schrieben, aber auch nicht zu viel. Gesehen haben wir uns fast täglich auf einen kurzen Kaffee in der Uni und ansonsten so 2-3 mal länger, bei ihm, bei mir oder irgendwo anders. Es war immer wunderschön und ich habe mich auf die Semesterferien gefreut wie noch nie.
Und dann hat sich plötzlich alles verändert. Ich kann nicht sagen, woran es lag, aber von einer Minute auf die andere war dieser Gedanke/ dieses Gefühl in mir: Ich liebe ihn nicht mehr. Damals bekam ich eine regelrechte Panikattacke, konnte tagelang nicht schlafen, weil dieser Gedanke/ dieses Gefühl einfach nicht mehr wegging. Ich hatte solche Angst, dass diese schöne Zeit plötzlich vorbei ist, dass ich ihn verliere, dass ich ihm so weh tun muss (er hat eine sehr schlimme Beziehung hinter sich).
Ich habe dann versucht, mich zusammenzureißen und es ist Stück für Stück wieder besser geworden, die Gefühle kamen immer wieder ein kleines bisschen zurück, aber es war einfach nicht mehr so, wie davor. Und immer die Angst, bei ihm zu sein und nichts mehr zu spüren, die Angst, ihn verletzen zu müssen. Wie gesagt, es wurde für 2-3 Wochen besser und dann vor 2 Wochen schlagartig schlimmer.
Ich weiß nicht, ob ich allgemein ein Problem mit Beziehungen habe, zumindest hatte ich noch nie eine, die länger als 1,5 Jahre dauerte und auch damals habe ich ihn schon bald nicht mehr geliebt (war aber zu jung, um das richtig zu merken und meine Konsequenzen zu ziehen, so dass die Sache noch weiter lief und ich mir einredete, dass alles gut ist - bis ich mich in einen anderen verliebte). Laut meinen Eltern führe ich ständig "instabile Beziehungen", was auch immer das heißen mag.
Ich für mich kann nur sagen, dass ich mit Beziehungen irgendwie nicht zurecht komme. Habe ich keine, dann wünsche ich mir Geborgenheit und einen festen Partner, mit dem ich endlich mal eine richtige, lange Beziehung führen kann. Wenn ich aber in einer Beziehung bin, geht es mir nach kurzer Zeit wie jetzt: Ich will weg, will raus, will frei und ungebunden sein. Ich fühle mich eingesperrt und eingeengt, auch wenn mein Partner das gar nicht tut. Ich fühle mich ständig genervt, habe das Gefühl, dass mir jemand die Luft zum Atmen genommen hat, dass ich kein eigenständiger Mensch mit einem eigenen Leben habe.
Und ich entwickle dann auffallend viel Interesse an anderen Männern, will mich ausprobieren, flirten, undabhängig sein. Plötzlich kann ich es mir nicht mehr vorstellen, mit meinem Partner für immer zusammen zu sein, will etwas Neues.
Ich verstehe mich einfach nicht. Ich habe so einen lieben, tollen Partner. Und was mache ich? Bin gereitzt und genervt, ziehe mich zurück. Es nervt mich, wenn wir so viel schreiben, fühle mich erdrückt. Will lieber alleine sein, wenn wir zusammen sind, habe keine Lust mehr auf Sex. Interessiere mich für einen anderen. Interessiere mich allgemein für viele Männer, will flirten, frei sein, Neues erleben.
So geht es mir jedes mal, im Sommer habe ich deswegen (kam damals auch von einem Tag auf den anedren) nach ein paar Monaten mit einem sehr lieben Mann Schluss gemacht und ihn sehr verletzt. Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt. Ich bin gar nicht der Typ, der sich ausprobiert, bin eher schüchtern und hatte immer nur Sex in Beziehungen. Aber trotzdem will ich mich, sobald ich ein paar Monate in einer Beziehung bin, austoben, ausprobieren, mein Leben leben. Die Vorstellung, für immer mit meinem Partner zusammen zu sein erschrickt mich und ich will das nicht, will doch noch so viel vom Leben haben. Und dann denke ich mir, was macht eine Beziehung für einen Sinn, wenn man sich nicht vorstellen kann, dass es für immer ist? Eine Beziehung, bei der man das Ende absehen kann, ist doch unnötig, oder?
Und seltsamerweiße ist das Verlangen, sich auszuprobieren, sehr viel geringer, wenn ich Single bin. Dann ist mir das gar nicht mehr so wichtig, will dann eher Nähe und Geborgenheit. Was stimmt denn nicht mit mir?
Vielen Dank fürs Lesen :-)
Lilly