Hallo,
Ein guter Freund und ich sind uns in den letzten drei Jahren immer wieder mal näher gekommen. Allerdings nicht häufig und mit Unterbrechungen, wenn ich in einer Beziehung war. Er hatte sechs Jahre eine offene Beziehung und ich fühlte mich immer eher zu Frauen hin gezogen gefühlt.
Sie haben sich vor etwa 1,5 Jahren getrennt. Vor etwa einem Jahr fing es an, dass wir uns immer häufiger getroffen haben. Wir ließen es als eine Affäre laufen. Weder er noch ich hatten das Bedürfnis nach einer Beziehung.
Im August habe gemerkt, dass meine Gefühle etwas über Freundschaft-plus hinaus gingen. Ich habe ihm das damals mitgeteilt und ihm auch erklärt, dass mir das Angst macht. Ich habe in meinem Leben einige Erlebnisse mit extremer Vertrauensverletzung gehabt. Ich bin immer sehr schlecht darin gewesen, mich gefühlsmäßig voll fallen zu lassen. Einfach aus Angst davor, wieder verletzt zu werden und damit nicht zurecht zu kommen. Ich muss dazu sagen, dass ich an sich inzwischen eigentlich stabil bin. Ich habe Therapien gemacht und habe ein sehr schönes Leben und eine fantastische Tochter. Zu diesem Zeitpunkt war ich allerdings ein wenig angeschlagen, da mein Ex das plötzliche Bedürfnis hatte, mir meine Tochter weg zu nehmen. Eine zusätzliche Belastung wäre einfach zu viel gewesen.
Er reagierte sehr verständnisvoll und meinte er würde schon auch etwas mehr empfinden. Er wäre allerdings nicht verliebt. Da ich das zu diesem Zeitpunkt auch nicht wirklich war, ließ ich es weiter laufen.
Kurz darauf wollte ich eine Unterbrechung, da mir klar wurde, dass ich dabei war, mich zu verlieben. Ich hoffte darauf, dass die Gefühle sich dann wieder legen. Nach drei Wochen haben wir uns getroffen. Ich hatte mich in der Zeit auf reine Affäre ohne größere Nähe eingestellt. Bei dem Treffen meinte er dann, dass er das alles sehr vermisst hätte und auch etwas verliebt wäre. Naja damit fing es dann richtig an. Wir haben uns wahnsinnig oft gesehen. Viel gekuschelt, grandiosen Sex gehabt, Wochenenden gemeinsam verbracht, er hat auf meine Tochter aufgepasst, wir haben viele gemeinsame Hobbys angefangen. So, dass ich teilweise zu viel hatte. Es war aber weiterhin eine Affäre. Er sagte auch, er wolle auf keinen Fall, dass meine Gefühle weniger werden, dass seine Mutter mich treffen will, es für ihn aber "noch" zu früh wäre, er will, dass wir das Gefühl, verliebt zu sein, länger genießen können, er darüber nachgedacht hat, mich zu fragen, ob wir eine Beziehung haben könnten, aber zu sehr genießt, diesen Status nicht zu haben, er umklammerte mich beim kuscheln, als ob er mich festwachsen lassen wollte...
Gleichzeitig sagte er aber immer wieder, er hoffe, dass ich mich auf nichts festlege, dass ich mir keine Hoffnung auf zu viel mache, ...
Naja ich habe immer wieder Gespräche angezettelt. Er wollte das auch explizit so. Er wollte, dass ich ihm alles mitteile, was sich, in der Hinsicht, bei mir tut. Ich habe gemerkt, dass die Gefühle immer mehr wurden und das auch nicht zuletzt dadurch unterstützt, dass wir uns extrem nah waren, viel Zeit miteinander verbracht haben und er das auch eingefordert hat. Vor etwa einem Monat habe ich gemerkt, dass mich die Situation so langsam unzufrieden macht. Ich habe auch das angesprochen und ihm mitgeteilt, dass ich mit dem Gedanken spiele, dass zu beenden, da mich die Gefühlsdifferenz zu sehr stört bzw es mich traurig macht.
Nun kurz vor Weihnachten habe ich es beendet. Er hat das sehr locker hin genommen. Nach außen zumindest. Ich weiß, dass er kaum geschlafen hat, sein WG-Zimmer zwei Wochen nicht verlassen hat und für die Uni (wir haben ein gemeinsames Projekt) hat er auch nichts mehr gemacht.
Mich hat das ziemlich durcheinander gebracht. Ich wollte noch eine Antwort darauf, warum er das nicht beendet hat, wenn er, wie beim beenden behauptet, keine Gefühle hat und wusste, dass ich verliebt bin. Ich finde es unfair diesen Part dem Menschen zu überlassen, der, rein vom Hormonhaushalt aus gesehen, durch das verliebt sein, nicht dazu in der Lage ist. Zudem wollte ich wissen, warum das für ihn jetzt einfach so ok ist. Seine Antworten waren, dass er das schon auch genossen hat, er ein Bedürfnis nach Nähe hatte, ich da ganz recht kam und das deswegen nicht beendet hat und er aber keine Gefühle hatte und ihm die ganze Zeit klar war, dass das in den nächsten Monaten eh wieder aufhört.
Ich habe mich inzwischen dazu entschieden, das Projekt mit ihm zu machen und auch die Freundschaft nicht aussterben zu lassen. Ich kenne diese Seite nicht. Normalerweise bin ich weg gerannt, wenn ich mit der Nähe nicht klar gekommen bin oder ich war nicht ausreichend verliebt. Ich war allerdings immer sehr ehrlich und habe immer viel darüber geredet, was bei mir passiert.
Ich habe im Moment große Probleme mit den entstehenden Emotionen. Das verliebt sein hat er, durch seine letzten Aussagen nahezu ausgelöscht. Ich bin enttäuscht und weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Wir sind schon so lange befreundet und ich kenne das so nicht von ihm. Sein bester Freund und massenhaft andere gemeinsame Freunde, sagen die ganze Zeit, dass er definitiv verliebt war/ist, sich vermutlich nur nicht traut und es demnächst bereuen könnte oder er es selbst noch nicht gemerkt hat.
Ich bin ein Mensch, der zu 100% abschließt, wenn er es tut und dann nicht mehr zurück geht.
Zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass seine letzte Beziehung seine erste große Liebe war und sie die Beziehung auf eine sehr grausame Art beendet hat.
Ich bin gerade total überfordert.
Danke für jegliche Art von Tipps, Hilfe, Zuspruch, etc. Kann gerade alles brauchen.