Hallo Kitty,
durch Zufall habe ich deinen Beitrag gelesen und bin gerade am überlegen, ob ich mir den Schuh anziehe oder nicht.
Wenn ich über unsere Freundschaft nachdenke, kommen mir gewisse Dinge in den Sinn, die ich dir jetzt einfach " öffentlich " schreibe, da du mit diesem Problem auch an die Öffentlichkeit gegangen bist.
Mag sein, dass ich mich gewaltig irre und ich nicht der (MIT-)Grund für dein Posting bin. Aber ich denke schon, dass ich dir dazu den Anlass gegeben habe...
Ich ziehe mir nicht den Schuh an, dass ich dir nie zugehört habe. Ich ziehe mir nicht den Schuh an, dass du mir am Arsch vorbei gehst. Ich ziehe mir nicht den Schuh an, dass ich dir immer nur dann anrufe, wenn es mir schlecht geht.
Von einer Freundin erwarte ich, dass sie so frei ist und ihr Bedürfnis sprachlich artikuliert, wenn sie etwas auf dem Herzen hat.
Du rufst mich (sehr) selten an und wenn ich dir anrufe, auch nur um zu hören wie es dir geht, so hast du oft keine Zeit und/oder ich habe deine Sprechzeiten bis 21 Uhr einzuhalten, danach möchtest du nicht mehr " gestört " werden. Du bist am Wochenende nur Sonntag abends erreichbar. Meistens bin ich Sonntag abends nicht zu Hause, oder komme erst spät und kann dir deshalb nicht mehr anrufen. Und wenn ich dich anrufe, so hast du eine seltsame Begabung das Gespräch nach spätestens 20 Minuten abrupt zu beenden.
Zum Mailen fehlt mir gerade die Zeit und die Muse, weil ich ständig auf Achse bin. Aber wenn du mir eine geschrieben hättest, so hätte ich mir sicher die Zeit genommen und dir zurück zu schreiben oder dir angerufen.
Ich kenne ja dein Problem und auch ich mache mir sehr oft Gedanken darüber, wie es mit und bei euch weiter geht. Dass man in solchen Situationen gerne eine starke Schulter haben möchte, ist mir bekannt, denn dieses Problem habe ich auch schon hinter mir. Allerdings ist es eben so, dass man als Außenstehende sich gerade in solchen Situationen nicht gerne "anbiedert", weil es eine sehr persönliche Sache ist und man sich nicht gerne vorwerfen lassen möchte, dass man sich an dem Leid anderer ergötzen möchte.
Das Leben ist manchmal sehr hart und sehr ungerecht und jeder re-agiert in solchen Fällen anders. Dass man hin und wieder steinige Wege alleine gehen muss, ist nunmal der Lauf des Lebens. Freunden können nicht alle Eventualtitäten des Lebens abdecken. Jeder lebt in seiner eigenen mehr oder weniger grausamen Welt und jeder trägt für sich selber die Verantwortung.
Warum ich mich seit einigen Wochen nicht mehr sehr oft zum " Plausch " gemeldet habe, liegt einzig und allein daran, dass mir mein Leben Tag für Tag eine andere Überraschung parat hält und ich gar nicht so schnell begreifen kann, was da jetzt vor sich geht. Vorallem haben einige Ereignisse sehr viel in mir bewegt, die ich für mich gerne im Stillen ordnen will, bevor ich damit an die " Öffentlichkeit " gehen möchte. Ich hatte die letzten 2 Monaten auch noch eine sehr enge Freundin zu " betreuen ", die mir auch sehr am Herzen liegt und sich ihre Probleme mit einer meiner gerade zu 100 % deckten.
Das heißt jedoch nicht, dass du mir gleichgültig bist. Nur ist es eben vielleicht nicht unsere Zeit. Du kommst aus ganz anderen familiären Verhältnissen und unsere Lebensläufe und -situationen unterscheiden sich extrem. Das war für mich im Grunde kein Problem, weil ich dich in meinem Leben immer als Bereicherung angesehen habe. Ich weiß, dass ich eine sehr loyale Freundin bin und einige Freundschaften pflege, die schon viele Stürme zum Trotz standgehalten haben. Aber ich bin selber ein sehr unruhiger Mensch und daher auch nicht immer für alle Belange der anderen geschaffen. Wenn jemand von mir erwartet, dass ich zu jedem Problem Stellung nehmen muss, so bin ich am Überlegen, ob hier eine Freundin wirklich benötigt wird oder ob es nicht besser ist fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ich selber habe auch kein Problem damit, wenn der Kontakt von anderen zeitweise auf Eis gelegt wird, wenn ich bei bestimmten Problemen nicht der passende Ansprechpartner bin. Auch habe ich festgestellt, dass man das eine oder andere Problem mit Freundinnnen überhaupt nicht besprechen kann, weil in irgendeiner Form auch die eigenen Intimsphäre gewahrt werden muss. Man will/kann sich selbst in sehr engen Freundschaften nicht gänzlich "nackig" machen, weil man seine dunklen Seiten als solche überhaupt nicht erkennen möchte. Und man möchte selbst von engen Freunden nicht permanent " die nackte Wahrheit " hören.
Freunde sind für einen da, und die vielen Sprichwörter haben sicher auch ihre Berechtigung. Nur denke ich, dass man sich in erster Linie selber Freund sein muss, bevor das andere sein sollen.
Vielleicht solltest du einfach auch deine eigene Erwartungshaltung Freundschaften gegenüber überprüfen.
Ich habe dir schon einige Male angeboten zu mir zu kommen, wenn du die Schnauze mal wieder voll hast. Auf dieses Angebot bist du noch nie eingegangen und hast es noch nie vollzogen. Wir wohnen quasi um die Ecke von einander... Mehr wie anbieten kann ich es dir nicht.
Du kannst so sauer sein wie du willst, aber wenn du Hilfe nicht annehmen möchtest, werde ich zumindest, auch keine mehr anbieten. Weil ich dann davon ausgehe, dass du keine benötigst.
In diesem Sinne
Zaungast