mtl1344Ich habe oft im Ausland gelebt und gearbeitet, auch in Ländern, in denen mehrere Konfessionen und Ethnien koexistieren.
Ich verstehe einerseits durchaus, dass Angehörige gewisser Konfessionen oder Ethnien oder Gesellschaftssschichten beim Heiraten unter sich bleiben wollen, weil manches einfacher ist, insbesondere in traditionell ausgerichteten Kulturen. Aber eine Lektion, die in diesem Zusammenhang -meiner Meinung nach- zu lernen ist, ist, dass das Wichtigste ist, dass das heiratsfähige Familienmitglied einen guten Menschen zum Partner hat. Die andere Lektion wäre halt, wenn die Familie die entsprechende Toleranz nicht erübrigen kann, dass man im eigenen Kulturkreis Bindungen eingeht und heiratet.
Dein Titel ist ja doch etwas irreführend. Deine Mutter lehnt deine Freundin aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit ab. Die Ablehung geht ja offenbar ganz klar von deiner Mutter aus. Und deine Freundin ist aufgrund eines Merkmals an sich, das sie nicht ändern kann, Zielscheibe von Ausgrenzung und Diskriminierung. Gerade du, der in Deutschland mit Migrationshintergrund lebt, müsste doch wissen, wie unangenehm und unerfreulich und verletzend so etwas ist. Du solltest dich auch nicht belügen. Es ist relativ klar, wer hier wen ablehnt. Der von dir gewählte Titel lässt für mich den Schluss zu, dass du das Verhalten deiner Mutter beschönigst und jenes deiner Freundin als aktiven Teil des Konflikts präsentierst, wo deine Freundin doch der Ablehnung seitens deiner Mutter ausgesetzt ist. Dass man, wenn man so kategorisch wegen einer Eigenschaft, die man nicht ändern kann, abgelehnt wird, etwas kühl wird und möglicherweise in die Defensive geht, sollte jedem vernunftbegabten Menschen einleuchten.
Wir alle haben Vorstellungen davon, wen unser Kind, unser Bruder etc. heiraten soll, wer gut zur Familie passen würde. Dazu bedarf es noch nicht einmal einer anderen Religion. Die Frage ist, wie wichtig dir deine Freundin ist, inwieweit du hier etwas durchsetzen möchtest oder kannst. Denn wenn du in diesem Zusammenhang machtlos bist, rate ich dir zur Trennung und dazu, dir eine junge Frau aus deinem Kulturkreis zu suchen. Deiner Freundin sind die feindselige Haltung deiner Mutter und deine Passivität und Hilflosigkeit nicht zuzumuten.
Und besonders fein wäre es auch von dir nicht, dir an einer Deutschen die Hörner abzustoßen, um dann eine Jungfrau aus deiner Kultur zu heiraten, vor allem dann nicht, wenn es die Deutsche ernst mit dir meint. Denn Gefühle hat - selbst wenn diese durchaus kulturell geprägt sein mögen- weltweit jeder Mensch. Es ist nie gut, jemanden zu verletzen. Diese Worte richte ich an deine Mutter und dich. Wenn Tradition so eine große Rolle spielt, dann leb deine Religion - mit allen Konsequenzen. Das wiederum könnte ich vollends respektieren, selektiven Umgang mit Traditionen, der die Gefühle und die Würde jener der eigenen Kultur über Gefühle und die Würde Zugehöriger andere Kulturen stellt, aber gar nicht.