Meine Freundin (24) hat vor 1 1/2 Monaten mit mir (23) Schluss gemacht. Wir waren etwas über ein Jahr zusammen und es war meine erste "richtige" Beziehung. Davor hatte ich Affären und ONS's, aber nie einen Menschen getroffen, mit dem ich wirklich auf einer Wellenlänge war. Einen Menschen, den ich für seinen Optimismus und Begeisterungsfähigkeit geliebt habe und bei dem ich mich glücklich schätzen konnte, mit ihm zusammen zu sein.
Die Beziehung war schön, hatte jedoch auch viele Streitmomente. Ich würde die meisten Streitverläufe so beschreiben: Ich mache/sage etwas, was die Gefühle meiner Freundin verletzt, ohne es zu merken und sie regt sich darüber auf. Der Stein wird ins Rollen gebracht und endet in großem Streit. Ich: unachtsam & unsensibel; meine Freundin: übersensibel & stolz. Streitthemen waren oft auch, dass ich der Beziehung zu wenig Zeit/Stellenwert einräume (neben Uni, Musikmachen und Freunden). Und dies war letztendlich auch der Grund, warum sie mit mir Schluss gemacht hat. Das Schlussmachen kam unerwartet, nicht aus einem Streit heraus, aber ich konnte es gleichzeitig nachvollziehen, da sie sich Änderungen in meinem Verhalten gewünscht hat, die ich auch nach einem Jahr Beziehung nicht wirklich umgesetzt habe. Generell habe ich mich eigentlich meistens als Schuldigen gesehen, und die Trennung so auch schnell akzeptieren können, da ich sie irgendwie verstanden hab.
Komischerweise hatte ich keinen übertrieben starken Liebeskummer, wie ich ihn erwartet hatte. Also natürlich Liebeskummer mit klassischen Symptomen, aber es hielt sich in Grenzen, ich hatte auch in den ersten Wochen trotz einiger graugrauen Tage viele glückliche Momente. Und nach ein paar Wochen sagte ich mir, als ich morgens aufwachte und mir ausmalte, dass meine Ex vielleicht gerade mit irgendeinem Typen Sex hat: Du musst abschließen. Ich versuchte also wirklich, nicht mehr allzuviele Gedanken an meine Ex zu verschwenden.
Nach einem Monat Trennung kam dann plötzlich ihr Anruf (wir hatten davor sporadisch Kontakt, aber nicht viel und vor allem für Notwendiges wie Eigentum etc.) und sie meinte, sie würde mich immer noch superstark vermissen und ob man nicht reden könne und es vielleicht wieder versuchen könne. Bäm. Ich meinte zu ihr, dass ich gerade dabei sei, abzuschließen und dass mich das alles ziemlich durcheinander bringe. Ich sagte weder Nein noch Ja. Daraufhin ging ich für einen Monat in die Türkei um einen Sprachkurs zu machen - auch mit dem Ziel, mir meiner Gefühle klarer zu werden um eine eindeutige Antwort zu geben.
In der Türkei befinde ich mich immer noch, nächste Woche geht es zurück nach Deutschland. Und ich bin leider keinen Deut schlauer. Ich denke jeden Tag an sie (wobei ich damit auch nur sporadische Momente meine) und vermisse sie nicht wirklich hier. Ich mag auch mein Single-Leben. Und doch denke ich, dass ich so jemanden wie sie nie wieder finden werde. Ich habe mich bei ihr immer unendlich wohl gefühlt. Aber irgendwie ist es noch zu früh für mich, jetzt wieder eine Beziehung einzugehen. Jetzt als Single will ich irgendwie wieder mich selber kennenlernen. Und doch weiß ich, dass mir so die Wärme und Geborgenheit durch sie fehlen wird. Mir geht es gut, aber die Welt ist auch kälter.
Kennt jemand so etwas? Natürlich könnt ihr mir keine Tipps geben, das muss ich schon selber wissen, aber vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht. Vor allem hilft es mir schon, das niederzuschreiben. Danke an jeden, der diesen langen Text tatsächlich gelesen hat :mrgreen: