Hallo,
ich bin neu hier. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dieses Forum hier das Richtige ist, würde mich aber über Antworten freuen.
Ich bin weiblich, 43 Jahre alt, und es geht um meine Freundin. Freundin im freundschaftlichen Sinne. Wir kennen uns schon viele Jahre, waren lange Kolleginnen, ganz kurz war sie auch mal meine Chefin, bevor sie "zwangsversetzt" in eine andere Funktion kam. Sie ist 12 Jahre älter als ich und ist ein sehr warmherziger, fürsorglicher Mensch. Da wir gut 100km voneinander entfernt wohnen, sehen wir uns nicht ständig, sondern sind auch per email viel im Kontakt.
Vor einigen Tagen schrieb ich ihr wieder und bekam eine Antwort, die mich irritiert hat.
Hintergrund ist der, dass mein Mann Anfang des Jahres in einer schwierigen beruflichen Situation war. Monatelang drohte ihm die Arbeitslosigkeit, er war aktiv auf der Suche nach einer neuen Stelle. Schlussendlich hat das nach über fünf Monaten auch geklappt, er ist jetzt neu gestartet, alles ist gut. Dennoch waren diese Monate nicht einfach für uns, wir haben fest zusammen gehalten, aber es war natürlich eine Belastung nicht zu wissen, wie es weitergeht.
Meiner Freundin habe ich in dieser email davon geschrieben. Und auch davon, dass wir uns sehr über die neue Stelle gefreut haben, dass danach aber bei mir ein wenig die Fassade zusammengeklappt ist und ich mich einige Tage überempfindlich und sehr verletzlich gefühlt habe. Wohlgemerkt, es gab keine Vorfälle, ich habe mit meinem Mann zwar über meine Gefühle gesprochen, wir hatten aber keine Auseinandersetzung oder ähnliches. Es waren einfach ein, zwei Wochen, in denen ich mich müde und ausgelaugt gefühlt habe, zumal ich selber in meiner Arbeit aufgrund vieler Vertretungen viel zu tun hatte.
Als dann die Antwort meiner Freundin kam, war ich echt irritiert. Sie hat zwar sehr warmherzig und verständnisvoll reagiert, schrieb dann aber, dass ich ja auch "seelisch zart besaitet sei". Eine solche Aussage empfinde ich als eine Aussage, die in die Richtung geht, dass ich schwächlich, mimosenhaft sei. Ich frage mich, ob es wirklich so unüblich ist, nach monatelangem Bangen mal auch eine Zeitlang k.o. zu sein, und empfinde diese Aussage als kränkend.
Was meint ihr und wie würdet ihr reagieren?
Allgemein sind die Treffen mit meiner Freundin häufig so, dass sie viel davon erzählt, was sie alles für Schwierigkeiten meistert (die natürlich immer viel schlimmer sind als meine - auch, als ihr Mann arbeitslos geworden) ist und wie sehr sie ihren "Mann" steht im Leben. Wir sind deswegen keine Kolleginnen mehr, weil ich vor drei Jahren gegangen bin. Ich habe mich massiv überlastet gefühlt (meine Stelle wurde auch im Anschluss mit zwei (!) vollen Stellen nachbesetzt), und als der Chef auch nach mehreren Gesprächen keine Änderungen zeigte, habe ich mir eine andere Stelle gesucht. Meine Freundin ist ebenfalls überlastet, hat aber nach mehreren erfolglosen Bewerbungen aufgegeben.
Was meint ihr?
Lieben Dank!