Hallo Ihr beiden,
vor ein paar Jahren habe ich mal jemand kennengelernt, der erzählte mir gleich zu Anfang, er sei frisch getrennt von seiner Ex und die wäre gerade am ausziehen.
Als ich damals in seine Wohnung kam, standen da tatsächlich kaum Möbel und es war auch niemand sonst zugegen, weil die Ex angeblich schon bei einer Freundin untergekommen war.
Ein paar Wochen drauf hatte ich ein Vorstellungsgespräch in seiner Stadt und wollte mir auch schon mal Wohnungen dort anschauen. Ich rief ihn an und fragte, ob er Zeit habe, dann könnte ich es mit einem Wochenende dort verbinden. Eigentlich wollte ich mir eine kleine Pension suchen, aber er war gleich total begeistert und meinte, er freue sich und ich könne bei ihm wohnen, er werde beide Tage bei mir sein.
Es vergingen noch etwa zwei Wochen, dann nahte der Tag meiner Anreise und ich hatte noch nichts von ihm gehört, von wegen wann wir uns wo treffen, ob er mich am Bahnhof abholt oder ich lieber direkt zu seiner Wohnung rüberkommen soll - die in dessen unmittelbarer Nähe gelegen war.
Also schickte ich am frühen Abend vorher ein kurzes Mail, und schrieb er möchte sich doch bitte kurz bei mir melden, sandte ihm auch meine Handy-Nr., damit wir uns ggfs. kurzfristig zusammenrufen könnten.
Etwa zwei Stunden später kam die Antwort:
Es täte ihm sehr leid, aber seine Ex habe einen Streit mit ihrer WG-Partnerin gehabt und sei heute wieder bei ihm eingezogen. Ich möchte mir bitte ein Hotel nehmen, er werde aber beide Tage bei mir sein.
Ich war entsetzt, daß er es mir erst auf Rückfrage und dann auch noch so spät mitteilte.
Stinksauer bereitete ich ein mail vor, von wegen "O.k., hab' schon begriffen - wünsche Euch beiden alles Gute für die gemeinsame Zukunft, ciao, P."
Eigentlich wollte ich es erst zwischenspeichern und mir nochmal überlegen, ob ich es abschicke. Doch dann rutsche ich auf der Tastatur aus und weg war es.
Ich nahm das als Zeichen des Schicksals, suchte noch im Internet nach einem geeigneten Hotel, wurde fündig und legte mich schlafen.
Am anderen Morgen linste ich nochmal kurz ins Web und fand eine kurze Mail: "Sei doch nicht böse, ich kann doch nichts dafür und es sind doch nur zwei Wochen, dann ist sie garantiert weg."
Damals war ich noch der Meinung, man solle a) nicht zu kleinlich sein und b) nicht zu mißtrauisch und d) habe jeder Mensch eine zweite Chance verdient.
Also schrieb ich zurück, ich hätte ein Hotel gefunden, da und da, und er könne mich ja nach meiner Ankunft ab soundsoviel Uhr telefonisch über die Funk-Nr. erreichen, oder eben über die Hotelrezeption.
Tatsächlich rief er kurz nach meiner Ankunft an und wir machten uns für den Abend (tagsüber mußte ich zum Vorstellungsgespräch) einen Termin im Hotelfoyer aus. Er kam dann auch pünktlich, wir verbrachten den Abend miteinander, doch dann ging es weiter:
Das Handy läutete, er müsse dringend weg. Sein Kompagnon habe angerufen, wegen eines bis morgen fertigzustellenden Projektes (er war freiberuflicher Webdesigner). Kurz vor Mitternacht war der Abend also beendet.
Am anderen Morgen kam keine Nachricht, bis mittags nicht. Ich fand das seltsam, denn er hatte ja versprochen, beide Tage bei mir zu sein.
Also rief ich schließlich an und er ging auch sofort ran, allerdings nur um mir mitzuteilen, er könne heute leider nicht, weil das Projekt ihn den ganzen Tag in Beschlag nehme.
Nun war ich doch reichlich sauer und meinte nur noch, das sei ja wohl das Letzte, da hätte ich mir die ganze Hotelaktion ja wohl zur Gänze sparen können, schließlich wäre es auch möglich gewesen, morgens mit dem Zug zum Vorstellungsgespräch anzureisen und abends wieder abzufahren, so sei ich nun EUR 160,-- weiter, und wir hätten uns gerade mal 3 Stunden gesehen, wie er sich das eigentlich vorstelle?
Es folgte die Antwort wieso, er könne doch nichts dafür, weder für die Ex noch für seine Kunden, und er verstehe gar nicht, wieso ich mich so anstelle. Ich habe dann mittendrin einfach den Hörer aufgeschmissen, weil es mir zu blöd wurde.
Was soll ich sagen?
Weitere zwei Monate später, ich lebte inzwischen in seiner Stadt, in einer eigenen Wohnung, traf ich ihn zufällig wieder. Er sprach mich in einem Gasthaus an, wo er mich gesehen hatte und tat so, als wäre überhaupt nichts los gewesen. Ich spielte mit und wir tranken ein wenig, aber nicht zuviel. Schließlich schlug er vor, ob wir nicht zu mir gehen könnten. Ich fragte warum, seine Wohnung sei doch gleich um die Ecke.
Darauf die Antwort: "Aber Du weißt doch, warum das nicht geht..."
Ich habe ihn dann nur noch ausgelacht und war froh, die Sache damals schon innerlich abgehakt zu haben.
Stell Dir mal vor, ich hätte das getan, was Tigerle und Du hier so vehement einfordern, und mich in Toleranz geübt - na da wäre ich aber böse aufgewacht!
Ich finde, das einzige Fehlverhalten, das ich mir vorzuwerfen habe ist, überhaupt nochmal auf sein mail reagiert und ihn wiedergesehen zu haben. Zumindest die Hotelbuchung hätte ich mir sparen können, und die dümmliche Diskussion am Telefon doch wohl auch.
Nein, ich denke man kann gerade am Anfang nicht vorsichtig genug sein. Klar kann man eine Trennung auch soft durchziehen, aber wieso tut der Typ hier das dann nicht und lacht sich schon gleich wieder die nächste Frau an?
Er kann sich doch denken, daß das weder bei der Ex, noch bei der Neuen gut ankommt.
Und was ist brutal daran zu erwarten, daß jemand drei Monate nach der Trennung aus der Wohnung ausgezogen ist?
Was ist schlimm daran, wenn einige hier auch an die finanzielle Situation der Ex denken, die bald arbeitslos sein wird und somit vorschlagen, sie solle lieber zu den Eltern, als in eine eigene Wohnung ziehen, für die sie doch dann eh kein Geld mehr haben wird? Wovon will sie denn als Arbeitslose Kaution, Provision, Umzug, Renovierung, Ersteinrichtung bezahlen?
*Auch mit dem Kopf schüttel*
Perle