Ich danke euch
für eure Antworten. Ja, es ist keine Antwort dabei, die für ihn tendiert. Er ist gerade im Entzug, allerdings in keiner Entzugsstation. Die sind immer belegt, habe mich auch selbst darum kümmern wollen, nachdem er immer nur Absagen bekam. Er wurde vertröstet und solle Dienstag nochmal anrufen. Leider gibt es sehr viele Leute auf der Warteliste. Dahingehend lügt er nicht, ich war bei den Telefonaten dabei.
Er möchte den Entzug und hält ihn bisher auch durch. Er hat Entzugserscheinungen und geht damit arbeiten, obwohl das wirklich ungeschickt ist. Er meint, es lenke ihn ab. Er ist zur Zeit besessen davon, trocken zu werden. Das war er bisher noch nie. Er möchte das zwingend für uns und unsere Zukunft. Als ich sagte, er solle das in erster Linie für sich und seine Zukunft machen, bekam er sofort Angst ich würde vorhaben ganz abzuhauen. Er besteht darauf, den Entzug und die Entwöhnung für uns zu machen, nicht nur für sich alleine.
Ja ihr habt Recht, auch für mich ist die Geschichte mit dem Bordell absolut unlogisch, sinnfrei und vor allem verletzend. Wir reden nahezu jeden Tag darüber. Er kann nicht mehr sagen als dass er zusätzlich von manchen Leuten angestiftet oder bekräftigt wurde mitzugehen und auch mit ihr aufs Zimmer zu gehen. Es war seine Entscheidung, auch wenn er felsenfest dabei bleibt, dass er am allerletzten Drücker trotz Alkoholintus dachte "Scheiße, was mach ich da nur? Ich liebe sie doch! Ich kann nicht, ich will nicht mit dieser ... schlafen"
Er steht mir gegenüber zu seiner Labilität, er hätte sich blenden und mitziehen lassen. Noch dazu war er sauer und verletzt, dass ich gegangen bin. Er habe die Zeit nicht zum nachdenken genutzt, anstelle ist diese Scheiße passiert. Er sagt, er sei ihm vor allem durch die ganze Geschichte bewusst geworden, wie tief er bereits gesunken ist und hat sich nun zu seinem vorher verharmlosten, ignorierten oder heruntergespielten Alkoholismus bekannt.
Nein, er hat es mir nicht selbst gesagt. Das tut zusätzlich weh. Ich habe es (leider) genau von den beiden Leuten erfahren, die selbst auf die Idee gekommen sind und ihn weiter dazu gehetzt haben, nun mitzukommen. Ich kenne die beiden und beide sind frustrierte Singles, einer davon auch Stammgast im Bordell. Mein Partner wurde derart brav und hatte sehr wenig Kontakt mit den beiden. Sie haben seine Labilität zu Alkohol und auch meine Abwesenheit in einer schlimmen Art und Weise ausgenutzt. Sie vermissen ihren "alten Kumpel", der mit ihnen nächtelang um die Häuser zog und vor allem großzügig im Ausgeben von Alkohol war. An einem Abend haben sich die Jungs wohl etwas in die Haare bekommen. Andernfalls hätten sie es mir nicht direkt nach der Auseinandersetzung gesagt, so die Version meines Partners.
Dass die Jungs kurz zuvor mit ihm gestritten haben, sagten sie mir bei ihrer Ankunft auch. Sie leiteten scheinheilig das Gespräch mit einem "Weißt du denn, was zur Zeit mit ihm los ist? Wir machen uns Sorgen um ihn" ein und fingen schleppend das Erzählen an. Dass sie ihn allerdings ständig mental zum Puffgang und zur Sauferei angestupst haben entkam ihren Mündern jedoch nicht.
Ich erfuhr von den beiden aber auch, dass er vorhatte, mir einen Antrag zu machen. Das ahnte ich bereits, denn während unseres Schriftkontakts und wohl ziemlich genau 1-2 Tage nach dem Bordellbesuch hatte er mir gegenüber dieselbigen Anspielungen gemacht. Das ist natürlich das allerletzte, woran nun zu denken ist.
Ich bin nun soweit, mit ihm den Entzug durchzustehen und für ihn da zu sein, er möchte mich unbedingt dabei haben da er es ohne mich nicht schaffe. Auch werden wir gemeinsam zur nachsorglichen ambulanten Therapie gehen, sollte er den Entzug überstanden haben (ca 10 Tage, solange eben bis der Körper entgiftet ist und er keine Entzugserscheinungen mehr hat wie Durchfall, Schwindel, Schwitzen, Frieren, Nervosität, etc). Ich habe mich bei einer Alkoholberatungsstelle beraten lassen, wie ich mich am besten bei dem Entzug am Wochenende verhalte, was ist wann zu tun und so weiter. Der Sozialpädagoge plädierte, dass ich mich nicht übernehmen soll. Sollten er das Krampfen anfangen oder schlimmere Entzugserscheinungen bekommen, ist der Sanka zu rufen und in die Notaufnahme der Entgiftungsklinik zu bringen. Der Rest ging eher in die Richtung, dass er einige kennt, die es geschafft haben und man sich keinesfalls von Rückfallquoten negativ beeinflussen lassen soll. Auch soll ich mir überlegen, ob ich diesen Partner weiterhin möchte und quasi eine "alleinerziehende Mutter" sein möchte, die immer auf ihr "großes Kind" aufpassen und absolute Rücksicht nehmen muss, damit es so wenig als möglich mit Gefahren des Alkohols konfrontiert wird. Ich hätte laut ihm ein Recht auf einen Partner, der genauso ist wie ich: An Alkohol, Drogen und Schulen desinteressiert und mit beiden Beinen fest im Leben stehend.
Das waren harte Worte von einem christlich orientierten Sozialpädagogen...
Gibt es denn in euren Familien- oder Bekanntenkreis einen Alkoholiker, der es geschafft hat, von dem Teufelszeug loszukommen und bis heute trocken ist oder zumindest einen sehr verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol hat? (Z.b. nur dezentes Trinken an Silvester etc)