Liebe Katze811..
...ich will Dir mal etwas von mir erzählen. Das wird Dir zwar keine Hilfe sein, aber vielleicht wirst Du verstehen.
Ich bin 56 Jahre alt. Nach dreimonatiger stationärer Therapie mit Traumabehandlung und nun dreijähriger ambulanter Therapie im wöchentlichen Rhythmus bin ich immer noch nicht geheilt. Immer noch verfolgen mich die Bilder, sehe ich meinen "Vater" vor mir, der mich ca. acht Jahre lang mißbraucht hat. Mein Vater ist tot, mein Schmerz bleibt. Aber das ist nicht das Problem.
Jahrelang litt ich unter Migräne, mehr als 25 Jahre. Nachdem mein Vater starb, schickte mich meine Hausärztin in Therapie. Ich habe meine Frau verlassen, obwohl sie immer für mich da war. Ich hatte andere Frauen, wurde aber nicht glücklich. Irgendwann erkannte ich, daß ich ständig Sex mit Liebe verwechselte. Da muß ich heute noch höllisch aufpassen, daß ich das auseinander halten kann. Ich weiß, daß das von meinem Mißbrauch herrührt, immer wenn ich meinem Vater zu Willen war, hatt er mich lieb. Heute glaube ich, wenn eine Frau mit mir schläft/schlafen möchte, dann hat sie mich lieb. Viel lieber als meine eigene Frau, die ja natürlich manchmal nicht mit mir schlafen möchte. Also wende ich, der kleine Junge, der nie erwachsen wird, wende ich mich also den Frauen zu, die mit mir schlafen, mich lieb haben.
Trotzdem zog es mich immer wieder zu meiner Frau zurück, ständig habe ich sie besucht, wir wohnten nicht weit auseinander. Ich nahm sie mit in Urlaub, fuhr nicht mit anderen Frauen.
Aber die Trennung tat uns gut. Heute sind wir wieder zusammen, wir haben jetzt seit einem Jahr wieder eine gemeinsame Wohnung, feiern dieses Jahr unser dreißigjähriges Zusammensein. Wir haben getrennte Zimmer, damit jeder seine Traurigkeit auch mal ausleben kann. Damit ich meine Depressionen ertragen kann.
Warum schreibe ich Dir dieses alles? Nun, ich habe gelesen, wie viele Leser Deinen Freund für schwach halten, da er Dich jetzt verlassen hat. Ich bin da ganz gegensätzlicher Meinung. Ich halte ihn für sehr stark und zuverlässig. All die Jahre, in denen Du keine Hilfe hattest, hat er Dich gestützt und getragen. Hat Dir Mut gemacht und wahrscheinlich oftmals seine eigenen Wünsche, Nöte, Ängste usw. hinten an gestellt. Nun sieht er, daß Du Hilfe
bekommst, ihn nicht mehr unbedingt als Stütze brauchst. Vielleicht erkennt er auch, daß er Dir jetzt nicht helfen kann. So tritt er ohne zu klagen beiseite. Damit Du kein schlechtes Gewissen bekommst, damit Du Dich ganz auf Deine Heilung konzentrieren kannst, sagt er, er habe eine neue Freundin. Aber vielleicht hat er die gar nicht!
Es ist einfach so, daß Du jetzt bei Dir bleiben mußt, zu Dir schauen mußt, auf Dich achten und für Dich sorgen mußt. Dein Freund kann Dir jetzt nicht helfen. Betrachte es mal als Fürsorge, daß er Dich jetzt alleine läßt.
M;ach Deine Therapie und ich wünsche Dir viel Erfolg und hoffe Du lernst, mit Deiner Verletzung zu leben. Deine Seele wird nichts vergessen, aber vielleicht kannst Du weiterleben.
Wenn Du "reden" möchtest, schreib mir an
freundindora@arcor.de
Freundin Dora daher, weil ich lieber eine Frau wäre, weil ich mir einbilde, dann hätte mein "Vater" mich nicht berührt. So möchte ich gerne Brüste haben und Damenwäsche tragen. Dann fühle ich mich wohl und sicher. Ich tue das aber nicht aus Respekt vor meiner Frau und weil ich froh bin, daß sie wieder bei mir ist.
Alles Gute
schwaebli