Meiner Meinung nach...
... verbeißt Du Dich in die Vorstellung, dass Dein Freund Dich jetzt "vernachlässigt" und nicht für Dich da ist, dass er sich irgendwie von Dir distanziert aufgrund seiner Therapie. Dabei tut er nur das, was im Augenblick in Anbetracht seiner Depressionen das Beste für ihn ist: Grenzen setzen. Er ist richtig, wenn man die Probleme der anderen nicht zu seinen eigenen macht - auch wenn es der eigene Partner ist! Für sein Leben ist jeder selbst zuständig, der Partner ist nicht der Problemlöser, der Rat in jeder Lebenslage weiß und und immer sofort zur Stelle zu sein hat. Sowas ist freiwillig und darf nicht trotzig eingefordert werden mit: "Aber ich mach das alles doch auch für ihn - und er macht gar nichts!" Dein Freund KANN Dir im Moment nicht helfen, weil er selbst hilfsbedürftig ist! Zu seinem und auch zu Deinem eigenen Glück hat er jedoch eingesehen, dass er sich Hilfe von außen holen muss und nicht die Verantwortung auf Dich abwälzen darf. Genau das ist nämlich das, was Du gerade tust: Du erwartest, dass Dein Freund Deine Probleme löst, anstatt Dich selbst darum zu kümmern.
Eine Therapie wäre möglicherweise auch für Dich eine gute Lösung, da nicht nur Dein Freund Depressionen hat, sondern möglicherweise auch Du Deiner Selbstbeschreibung zufolge.
Wenn zwei Menschen mit negativen Gemütszuständen aufeinandertreffen, führt diese Kombination selten zu einer glücklichen Beziehung. Man muss ja erst mal wieder lernen, seine Probleme allein in den Griff zu kriegen - dann kann man sich auch wieder auf jemand anderen einlassen, ohne ihn ständig als denjenigen zu sehen, der das eigene Leben regelt. Wenn man selbst in der Lage dazu ist, muss man auch nicht alles immer in Frage stellen, was der Partner tut oder unterlässt. Gleichzeitig wird es beiden viel leichter fallen, füreinander da zu sein, so paradox sich das auch anhört.
Nur was freiwillig gegeben wird, kommt von Herzen... ;-)