Umgang mit der Depression des Partners
Hallo!
Bei mir wurde vor kurzem eine Depression diagnostiziert. Ich muss lange auf einen Therapieplatz warten, weil alles total ausgebucht ist, deshalb muss ich momentan irgendwie selbst damit klar kommen und bin dabei natürlich auch auf die Unterstützung meiner Lieben (auch meines Freundes) angewiesen.
Als Betroffene kann ich dir vielleicht sagen, welches Verhalten mir am besten hilft.
Erstmal ist es wichtig, die Depression als Krankheit anzuerkennen. Es kann sein, dass dein Freund mal abweisend ist und sich von dir zurückzieht oder tottaurig ist und nichts, was du sagst, hilft ihm und das verunsichert dich vielleicht, weil du denkst, wenn ihr euch liebt, musst du ihm doch helfen können. Das alles macht dein Freund nicht mit Absicht. Es hat nichts mit dir und auch nichts mit der Persönlichkeit/den Ansichten/ den Wünschen und besonders nicht mit der Liebe deines Partners zu tun. Es ist die Depression, die einen auf bestimmte Art und Weise handeln lässt und nicht er selbst! Es ist eine Krankheit. Dein Freund liebt dich deshalb nicht weniger! Im Gegenteil: Er ist vermutlich gerade jetzt auf eure Liebe sehr angewiesen (merkt man ja daran, wie schlecht es ihm ohne dich geht) und auch, wenn sein Verhalten vielleicht scheinbar manchmal etwas völlig anderes auszudrücken scheint, liebt er dich.
Wichtig ist besonders, Verständnis und Rücksicht zu zeigen. Mache ihm keine Vorwürfe, denn Depressive quälen sich oft mit großen Schuldgefühlen (und erinnere dich: er ist so, weil er krank ist, also bringen Vorwürfe nichts). Stelle keine Ansprüche an ihn oder versuche ihn dazu zu bringen, irgendetwas zu tun, von dem du denkst, dass es ihm dann besser geht(z.B. "Denk doch mal positiv!"). Er wird sich selbst Vorwürfe machen, weil er sebst solche "Kleinigkeiten" nicht hinbekommt. Die Schuldgefühle werden verstärkt. Ein Arzt weiß am besten, was ihm hilft. Außenstehende können sich leider selten in die völlig andere und objektiv für sie falsch erscheinende Gedankenwelt des Betroffenen hineinversetzen (Depressive können ihre Lage nicht objektiv einschätzen) und so helfen solche Ratschläge - so gut sie auch gemeint sind - nicht, eher im Gegenteil.
Ermutige deinen Freund, wenn er Eigeninitiative zeigt, aber sei nicht enttäuscht, wenn das wieder vorbei ist.
Unterstütze ihm, indem du zeigst, dass du (so oft es geht) für ihn da bist und werfe ihm sein Verhalten nie vor.
Achte aber auch auf dich selbst und dass du dich nicht mit der Fürsorge überforderst. Es ist wichtig, dass du dein Leben auf die Reihe kriegst, dann kannst du dich um ihn kümmern. Es wäre für euch beide nachteilig, wenn auch du noch Probleme kriegen würdest!
Es gibt oftmals auch Anlaufstellen für die Angehörigen von Betroffenen, wo du dich über den Umgang mit der Depression informieren kannst.
Ich hoffe, das hilft dir etwas.
LG