Liebe Gigi,
als damals ganz junger Bursche habe ich des öfteren erlebt, daß ein Mädel sich besonders hochnäsig, arrogant oder "aus Patrizierfamilie" stammend aufführte. Das vertrug ich überhaupt nicht und mehrmals habe ich abgebrochen, weil ich sowas für komplett verblödet gehalten habe.
Jetzt, mehr als ein halbes Jahrhundert später, denke ich immer noch so. Zudem denke ich, was für ein kleinmütiges, armseliges Ego bzw. Selbstwertgefühl er haben muß, um derart verletzend mit seiner Partnerin zu reden! Oder wie verletzend es ist, wenn er schon bei den ersten Worten die Rolladen runterläßt!!! Und das wird sich kaum ändern, weil er sich dessen leider nicht bewußt ist.
Der spannende Teil wird sein, ihn vom Familienvergleichen grundsätzlich wegzubringen und über sein kleines oder mangelhaftes Selbstwertgefühl zu reden. Wie verletzend es sich für dich anfühlt. Meine Familie hat mich zwar aufgezogen, erzogen und geformt, aber ich bin zum größeren Teil ein eigenständiger Mensch. Vielleicht habe ich mit diesem oder jenem Familienmitglied sogar eine besonders gute und liebevolle Verbindung.
Familien sind in aller Regel/manchmal durchwegs schwierig/kompliziert/belastend, aber es ist völlig sinnlos und kindisch, zu vergleichen: mein Vater ist Mittelschullehrer, deiner "nur" Volksschullehrer, ätschepätsch! Meist befetzen sich Kinder unter zehn Jahren mit solch tiefsinnigen Aussagen, aber doch nicht Erwachsene?
Wir führen doch die Beziehung *miteinander* und nicht mit unseren Familien! Eine ganz besondere Herausforderung ist es doch, Familie bzw bestimmte Familienmitglieder mit Fingerspitzengefühl auf richtigen Abstand zu halten, damit keine Einmischung/Bevormundung/Dreinreden etc erfolgen kann.
Ich bin sicher, daß du dieses Gespräch unbedingt führen mußt und daß es verdammt schwierig wird. Aber wenn du das nicht klären kannst, sehe ich keine schöne Zukunft.
Viel Kraft und gute Gespräche wünscht
Pi