Hi Werdandi
Ich stimmte Dir voll und gaz zu, dass:
* Fremdgehen ein Symptom ist, aber eben auch die Ursache von schwerwiegenden Problemen, oder sagen wir mal das ans-Licht-kommen sowieso schon vorhandener Probleme. Richtig ist auch, dass "Beziehungs-Hopping", also von einer Baustelle zur Nächsten kontraproduktiv ist.
Du sagst:
"Viele Menschen wollen ihre innere Leere mit einem Partner füllen. Ich habe keinen Anspruch darauf, dass mein Partner für mich mein Leben in die Hand nimmt und mir zeigt wo es im Leben lang geht. Entweder wird der Partner als Therapeut missbraucht oder er muss die Rolle eines Elternteils übernehmen. "
Ich denke auch, dass diese "innere Leer" wohl die Ursache, nicht nur vieler Beziehungen, sondern auch Urasche des Endes vieler Beziehungen ist.
Falsch verstanden denke ich hast Du das von mir verwendete Wort "Anspruch". Wenn ein anderer Mensch in Dein Leben tritt, dann wird es sich zwangsläufig ändern, Du wirst Dinge nicht mehr so tun können wie zuvor (das ist jetzt ohne Wertung gemeint), Du gehst Kompromisse ein (das ist der Beziehung inherent). Es gibt einen "Anspruch" jedes Menschen, das einem dies zukommt in einer Beziehung. Wenn es das nicht gäbe, dann gäbe es wohl nicht so viele Menschen, die sagen:" ich wünschte er/sie würde mehr Zeit für mich aufbringe, der Fussball/Einkaufen wäre nicht wichtiger als ich etc." Wieweit dieser Anspruch geht, dass entscheidet jeder Mensch für sich selbst.
Das Du sagst:
"Ich habe keinen Anspruch darauf, dass mein Partner für mich mein Leben in die Hand nimmt und mir zeigt wo es im Leben lang geht."
Das verstehe ich in Hinblick auf das von mir gesagt nicht.
Du schreibst:
"Hoffnungen können enttäuscht werden und Forderungen halte ich persönlich für den Todesstoss jeder Beziehung."
Ja, die Erfahrung lehrt, dass Hoffnungen enttäuscht werden können. Aber Hoffnung ist der Motor menschliche
n Handelns (ich hab da eher philosophisc gedacht).
Forderung sind etwas wichtiges. Bedürfnisse und Forderungen sind für eine Beziehung entscheidend. Ich muss meine Grenzen "einfordern", ich muss auch etwas "fordern" können.
Du darfst Forderungen nicht gleich negativ belegen. Es gibt durchaus gute/positive Forderungen.
Und ich bin der Meinung, wenn mehr Menschen zu ihren Bedürfnissen stehen würden und diese auch "einfordern" würden, dann wären sie viel glücklicher.
Du sagst:
"Man sollte sich allen Ernstes einmal fragen, was man von einer Beziehung erwartet und was man bereit ist dafür zu tun. Eine Beziehung ist kein Kuhhandel und wenn es zu einem solchen wird, ist das bereits das Ende einer Beziehung. "
Da sind sie wieder die Erwartungen/Bedürfnisse. Eine Beziehung ist wirklich kein Kuhhandel, kein "ich geb Dir das, Du mir jenes", zumindest in der Theorie. Das Leben sieht doch oft anders aus, da werden Fakten geschaffen, weil einer gibt, der andere nimmt, es geben niemals beide gleichzeitig. Die beste Beziehung ist die, wo sich das Geben-Nehmen zeitlich abwechselt in einem gesunden Ausmaß.
Und sind nicht doch viele Beziehungen ein "Kuhhandel".
Beispiel:
"er/sie hat mich betrogen/hintergangen/schlecht-behandelt, wie kann ich vergessen/verzeihen/neu anfangen" Ist das kein "handeln"? Ich versuche etwas zu geben (verzeihen/vergessen), versuche also zu arbeiten, in der Hoffnung die Beziehung wird besser? Ein Kuhhandel mit stark verzerrter Gewichtung, aber vielleicht doch einer? Nur ein Denkanstoß!
Du sagst:
"Hast Du bei dem Kennenlernen eines Partners immer schon einen Lebensplan griffbereit ? Weisst Du mit ziemlicher Sicherheit schon von Anfang an, wohin die Reise mit dem neuen Partner führt ? "
Lebensplan? Man weiß nie wohin es einen führt, aber ich habe dazu in meinem Posting noch gar nichts gesagt. Ich habe versucht eine Bestandsaufnahme zu machen. Und da gibt es dann IMHO die genannten Möglichkeiten.
Das man von "nur-Sex" zu "nur-Freund" kommen kann, oder umgekehrt usw., steht ausser Frage.
Die von mir genannten Szenarios sind nur als Beispiele genannt. Und ich wollte damit darauf hinweisen, wie unmöglich es eigentlich ist, daran festzuhalten, denn wie ich schon sagte, oft verliebt man sich dann eben doch.
Du schreibst:
"Man verfügt bei einem Partner über keinerlei Besitzansprüche. Auch ist es möglich Menschen auf völlig verschieden Arten zu lieben. Liebe ist sehr vielfältig und man kann einen Partner seelisch, körperlich und geistig lieben. "
Schau Dir die Welt an, und sage mir, ob nicht doch allzu oft versucht wird Besitz zu nehmen vom Partner. Wir Menschen neigen wohl dazu. Ich finde das aber keineswegs gut. Der Mensch will doch so vieles "Haben". Wie ist es mit den Geigern und ihren Geliebten??
Wollen die Geiger nicht beides "haben", Frau und Geliebte. Geben KEINE von beiden frei?? Und werfen sich nicht manche Menschen solchen Leuten zu Füssen, quasi als "Besitz"?? Sehr harte Worte, die wieder zum Nachdenken anregen sollen!
Ja, Liebe hat viele Gesichter. Die Art von Liebe, von der wir aber in diesem Thread sprechen ist die Liebe auf der eine Paar-Beziehung (nicht platonisch) gründet. Und was darunter im Allgemeinen verstanden wird.
Zum Abschluss:
Du schreibst:
"Diesen Absatz verstehe ich in keinsterweise. Was hat ein Kind jetzt mit der Beziehung zu tun ? Haben Paare die keine Kinder wollen keine Beziehung zueinander oder haben Frauen kein Recht auf ein Kind wenn sie den Vater ablehnt ?"
und
"Erst beschreibst Du die Situation mit einem Kind und jetzt die Pille ... Kann ich jetzt meinen Partner nur verlassen, weil ich die Pille nehme ? "
Was ich damit meinte:
Mann und Fau besitzen die Möglichkeit ein Leben zu zeugen. Das macht eine solche zwischenmenschliche Beziehung (ob die beiden dass nun biologisch können, oder wollen ist erstmal nicht wichtig) erst mal einmalig. Das steckt einfach dahinter. Wenns das nicht gebe, dann gäbes es auch keinen Sex usw. Das ist jetzt alles mal etwas biologisch gesehen (ohne der Sache damit unrecht zu tun, oder sie zu schmälern btw).
Daraus ergibt sich, dass für so eine zwischenmenschliche Beziehung natürlich andere "Regeln" gelten, als für andere Beziehungen (Freundschaft usw.), das aufgrund der extremen Konsequenzen (Kind, Frau allein, Frau+Kind allein usw. usw.). Auch wieder sehr "biologisch" gedacht, und nur zur Erläuterung.
D.h. also, dass wohl uns allen (dem einen mehr dem anderen weniger) daran liegt (wenn auch nur unterbewusst) eine l ä n g e r e Beziehung anzustreben. Das mit der Pille sollte nur verdeutlichen, dass durch die Möglichkeit (biologisch) die Schwangerschaft zu verhindern, diese Konsequenzen etwas vermindert sind, ABER immernoch das Bedrüfnis nach einer festen Bindung besteht.
Und trotz des Bedürfnisses wird dann eine Regel verletzt und es wird fremdgegangen und GLEICHZEITIG wird eine neue Bindung eingegangen, für die das gleiche gilt, wie oben angesprochen. Und dass kann ja wohl kaum funktionieren (philosophisch gesehen). Das es auch in der Praxis selten funktioniert sei nur angemerkt (und dass es durchaus Beziehungsgeflechte gibt, bei denen die Frau mit der Geliebten befreundet ist, und von allem weiß, dass ist klar, aber es stellt sich auch hier die Frage, warum das funktioniert, was die Frau antreibt usw. ob soetwas frei von Verletzungen bleibt, ich weiß es nicht).
Zu guter Letzt:
"Ist wissenschaftlich bewiesen, dass Beziehungen durch einen Seitensprung gerettet werden können. Weil der Betrogene seinen Partner in einem anderen Licht sieht und weiss, dass er um seinen Partner kämpfen muss. Oder aber der Betrüger erkennt, wie wichtig ihm seine Beziehung letztendlich ist. "
Das mag stimmen, "maybe love is like that for me, maybe I can only see if you take away the light!. Manchmal braucht es wohl der Androhung des nahenden Verlusts, um aufzuwachen. Aber wir wachen doch alle jeden Tag auf und schlafen aber auch wieder ein.
Das der Sex nach einem Betrug auch oft besser ist, stimmt auch. Aber über der Beziehung schwingt trotzdem das Damokles-Schwert!