Mein Mann ist ein sehr liebenswerter Mensch. Wir sind ein echt gutes Team, haben viele gemeinsame Interessen. Er hat selbst überhaupt keine Wünsche, Wir machen gemeinsam den Haushalt, obwohl ich schon in Pension bin, mein Mann aber noch arbeitet. Das haben wir aber schon immer so gemacht. Die einzige Arbeit, die er überhaupt nicht mag, ist die Gartenarbeit. Da gibts dann schon manchmal Stress, weil ich öfter überfordert bin. Ich mach dann meist alles alleine, von Rasenmähen, bis zum Heckenschneiden. Wir verbringen die gesamte Freizeit miteinander. Er selbst hat keine Freunde, da er früher ständig unterwegs war, und keine Gelegenheit dazu hatte. Ich selbst habe einen großen Freundeskreis. Jeder der uns kennt, sagt daß ich sein Lebensmittelpunkt bin. Und so ist es auch. Und er ist mein Lebensmittelpunkt.
Das ist die eine Seite der Medailie, aber da gibt es auch die andere Seite. Und die zieht mir gerade den Boden unter den Füssen weg, und meine Welt scheint zu zerbrechen. Ich fang einmal von vorne an. Ich bin vor 6 Wochen von einer Reha zurückgekommen. (Hatte im Herbst einen Herzinfarkt). Er hat mich 2 mal besucht, und am Ende abgeholt. Wir verbrachten eine echt schöne Zeit an diesen Tagen. (Das Rehazentrum ist in einem anderen Bundesland).
Einmal habe ich ihn einen Teil meiner Wäsche mit nach Hause gegeben. Als ich schon eine Zeit zu Hause war, habe ich meinen Unterwäscheschrank zusammengeräumt, und siehe da, ich finde einen fremden Slip. Natürlich folgten Gespräche ohne Ende. Natürlich hat er gesagt, dass er das Ding nicht kenne und keine Erklärung hat, woher dieser Slip kommt. Ich würde ihn glauben, wenn es da nicht schon mehrere Untregelmäßigkeiten in unseren gemeinsamen Leben gegeben hätte.
Vor einigen Jahren war er beruflich ein dreiviertel Jahr in Rumänien tätig. Ich habe ihn gleich bald besucht, und es war richtig schön. Aber schon im folgenden Sommer (er war natürlich auch öfter für einige Tage zuhause)habe ich etwas an seinen Verhalten gemerkt, dass ich nicht beschreiben kann. Es war einfach komisch. Ich war extrem verunsichert, und habe etwas gemacht, daß man eigentlich nicht macht. Ich bin ihn nachgeflogen, um ihn zu überraschen, und um ehrlich zu sein, um auch nachzusehen, ob etwas im Busch brennt.
Er hat sich sehr gefreut. Erst nächsten Tag ist mir aufgefallen, dass der Frühstückstisch für zwei gedeckt war und das meine Schminksachen die ich im Frühling mithatte und dagelassen habe, vor den Spiegel aufgereit waren und teilweise gebraucht. Er hatte eine echt fadenscheinige Ausrede dafür. Und ich wollt einfach Gras über die Sache wachsen lassen.
Ein andermal war er ein halbes Jahr in Deutschland. Auch da habe ich ihn öfter besucht. Gleich das erste Mal ist mir aufgefallen, dass er im Auto einen Duftstein aufgehängt hatte. Dieses Zeugs haßt er zu Hause. Er hat seine Achselhaare rasiert. Das macht er zu Hause NIE, NIE und NIE. Auch dafür gab es fadenscheinige Ausreden. Auch da hab ich Gras über die Sache wachsen lassen. Und da gab es im Laufe der Auslandsjahre noch mehr oder weniger
Dinge, die zwar nicht aufregend waren, er aber gelogen hat, das die Balken sich biegen.
P.s ... Ich habe schon sehr viel grausliche Sachen erlebt, (Krebserkrankung, 15 Jahre Angstzustände, der Herzinfarkt vor einen halben Jahr, eine Mama die 10 Jahre schwerste Alzheimer hatte, eine Schwester, die nun auch diese unheimlichen Krankheit hat, zwei erwachsene Kinder die äußerst schwierig waren, Schwiegereltern die plötzlich verstorben sind, meine zwei Schwager die plötzlich verstorben sind) habe aber nie meine Lebensfreude verloren, und ich bin eigentlich eine gücklicher, fröhlicher Mensch.
P.S ... mein Mann und ich kennen uns schon 40 Jahre und sind seit 36 Jahren verheiratet.
Vielen Dank fürs zuhören.