Ist das auch für euch ein reales Problem ?
Der Anfang eines Artikels aus der Zeitschrift Men's Health.
Frauen wollen vor dem Sex Zärtlichkeit, eine romantische Atmosphäre, Kerzenschein und sanfte Musik. Dachte man bisher, stand in Frauenzeitschriften zu lesen. Gut, dass wir mal nachgefragt haben: Frauen wollen leidenschaftlichen Sex, spontan, sofort, schnell. Das sagen jedenfalls diejenigen Frauen, die wir um ihre Meinung baten.
Deutlicher kann ich nicht werden. Zwei Stunden lang höre ich ihm nun schon zu, lache über seine Witze, werfe von Zeit zu Zeit meine Haarpracht nach hinten, damit er meinen schlanken Hals sieht, an dem sich seine Lippen längst hätten festsaugen können. Er aber kramt in seiner Plattensammlung, zeigt mir mit Begeisterung alte Fotos, zum Beispiel er als Junge auf dem Roller. Ich will jetzt aber keinen blonden süßen Jungen mit Roller, sondern einen Draufgänger, der mich packt und auf der Türschwelle nimmt oder meinetwegen noch bis in die Küche auf den Herd trägt. Mir fällt Timm ein, mein Ex; als Freund nicht der Rede wert, aber was für ein Temperament! Ein Blick, die Funken sprühten und ab ging's hinter den nächsten Baum oder in den dunklen Hausflur.
Mein Gott, ist der Junge blind, oder was? Alle versteckten Zeichen hat er ignoriert. Ebenso die offensichtlichen. Soll ich einfach aufstehen, mit einem lasziven Lächeln auf den Lippen meine Schuhe ausziehen und ihn an meinen Zehen saugen lassen? Eine Sekunde lang spiele ich mit diesem Gedanken. Aber halt! Das hat der nicht verdient. Ich bin doch diejenige, die begehrt werden will, auf der Stelle und sofort.
Ich unterdrücke ein Gähnen. Dieser Bursche hat eben den richtigen Zeitpunkt verpasst. Was hätte man nicht alles anstellen können mit ihm, schon vorhin im Auto, er hätte nur meine Hand zu nehmen brauchen, die ich bereitwillig in der Nähe seines Schenkels platzierte. Oder danach auf der Treppe, als ich vor ihm hochgelaufen bin, damit er einen Blick auf meine halterlos bestrumpften Beine wirft. Mir reicht's, ich gehe. "Schon?", fragt er mich und sieht mich mit seinen rehbraunen Augen an, der Abend hat doch gerade erst angefangen, und - ich kann es nicht fassen - er drückt mich gegen die Wand, sieht mir das erste Mal an diesem Abend tief in die Augen und lässt seine Hände unter meinen Rock gleiten. So viel Mumm hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Aber in Gedanken bin ich schon längst woanders. Nämlich in meinem Bett, und zwar allein, mit einem seligen Lächeln der Vorfreude auf den Lippen. Denn morgen, ja morgen, da rufe ich Timm an.
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