Liebe Community,
ich schreibe hier, weil ich ein „Problem“ habe, für das mir im Bekanntenkreis leider nur wenig Verständnis entgegengebracht wird. Nun würde ich gerne wissen, ob ich tatsächlich aus „nichts“ ein Problem „kreiere“ (wie mir manche unterstellen) oder ob es auch Personen gibt, die mich verstehen und mir Tipps geben können wie ich mich am besten verhalten sollte.
Folgende Situation:
Mein Partner und ich sind seit ca. 4 Jahren zusammen und führen bisher auch eigentlich eine harmonische Beziehung. Als wir uns kennenlernten hatte ich ein monatliches Nettoeinkommen von ca. 2100,- EUR, er verdiente ca. 3400,- EUR netto im Monat. Uns beiden ging es finanziell gut, wir hatten Rücklagen gebildet und keine weiteren Verbindlichkeiten.Meiner Meinung nach hat man den Gehaltsunterschied im Alltag gar nicht so sehr bemerkt. Wir beide kamen schließlich mehr als gut über die Runden. Jeder von uns hat Miete, eigene Hobbys etc. selbst bezahlt. Er hat allerdings normalerweise die Kosten für gemeinsame Aktionen übernommen (z.B. Kino, Restaurantbesuche, etc.).
Vor zwei Jahren habe ich dann mein Studium begonnen. Er wusste seit unserem Kennenlernen, dass ich beabsichtige nochmal zu studieren und hat mich in diesem Vorhaben auch von Anfang an bestärkt. Ich habe ihn diesbezüglich nie um finanzielle Unterstützung gebeten (und habe das auch nicht vor). Dass mit Studienbeginn mein Einkommen wegfallen würde und ich mich dadurch finanziell deutlich einschränken muss, war mir immer bewusst. Die Miete für mein Ein-Zimmer-Appartement übernehmen netterweise meine Eltern, alle anderen monatlich anfallenden Kosten bezahle ich von meinem Ersparten. Für mich ist das absolut in Ordnung so, zumal es sich ja nur um einen begrenzten Zeitraum handelt, große Sprünge sind aber eben nicht mehr drin.
Aufgrund meines Studiums führen wir aktuell eine Wochenendbeziehung (mal treffen wir uns bei ihm, mal bei mir). Dass wir bei mir den Schreibtisch auch als Esstisch nutzen müssen und nur eine Toilette haben, hat er immer mit Humor genommen („Studentenleben“), auch wenn er natürlich mehr „Luxus“ gewöhnt war. Aber dass ich / wir hier auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind, hat ihn schon sehr gestört (für mich nicht ganz nachvollziehbar, da die Anbindung eigentlich ganz gut ist). Ich habe die Anschaffung eines Autos immer abgelehnt, weil mir A) die Kosten dafür zu hoch waren und ich es B) eh kaum nutzen würde. An der Uni sind kaum Parkplätze vorhanden und nur fürs Einkaufen finde ich eine solche Anschaffung zu kostspielig. Das Ergebnis: Vor fünf Wochen hat er mir einfach ein Auto geschenkt (Wert ca. 10.000,- EUR). Ich solle mir auch um die Nebenkosten keine weiteren Gedanken machen, für Versicherung, Steuern etc. würde er schon aufkommen.
Mein Problem: Ich will das nicht! Ich wollte nie von irgendwem abhängig sein. Mir fiel es schon schwer die Unterstützung meiner Eltern anzunehmen. Und dieses Auto ist wirklich nicht notwendig. Ich weiß, dass er sich dieses „Geschenk“ locker leisten kann. Nur dankbar bin ich ihm dafür nicht wirklich. Er kann das absolut nicht verstehen, schließlich hätte ich ja jetzt mehr als vorher. Da er auch keine Gegenleistung fordere, versteht er wohl auch dieses „Abhängigkeitsargument“ nicht. Zumal er nach vier Jahren Beziehung davon ausgeht, dass eine solche „Unterstützung“ dann völlig normal wäre. Ich solle mich doch bitte einfach freuen. Dass ich das nicht tue, trifft ihn offensichtlich sehr. Dabei haben wir da bestimmt schon seit einem halben Jahr drüber geredet und er kannte meine Argumente BEVOR er das Auto gekauft hat. Er erwartet, dass ich jetzt einfach dankbar für seine „Unterstützung“ bin und mein schlechtes Gewissen sei absolut unbegründet.
In meinem Bekanntenkreis habe ich jetzt ganz oft Sätze gehört wie „Sei doch glücklich, das macht nicht jeder Mann“ oder „Ich an deiner Stelle würde mich freuen“. Offenbar versteht niemand, dass ich dieses Auto nicht als „Geschenk“ sondern eher als „Unterstützung“ betrachte, um die ich nie gebeten habe.
Wie seht ihr das? Übertreibe ich? Bin ich undankbar?Ich weiß, dass es Luxussorgen sind. Aber ich möchte mir auch nicht sagen lassen, ich würde mich von ihm aushalten lassen und habe das Gefühl, meine Bedürfnisse wurden übergangen. Würdet ihr euch auch unwohl fühlen mit einem Geschenk in dieser Größenordnung? Vergleichbares kann ich ihm jedenfalls absehbar nicht zurückgeben.
Danke für eure Antworten!