granya_12886977Buenooooo....
Liebe Tapina,
Ich bin vor 6 Jahren nach Andalusien gezogen, und für mich steht meine Auslandserfahrung noch immer an erster Stelle – ich würde sie gegen nichts tauschen mögen. Auch zieht es mich nicht nach Deutschland zurück. Das mal vorab gesagt.
ABER:
Es gibt drei Dinge, die Du Dir unbedingt vor Augen halten solltest:
1. Des “Touris” Paradies hat nicht unbedingt was mit dem täglichen Leben des Einheimischen zu tun. Was Du als Tourist siehst – selbst wenn es einige Monate waren – ist nichts weiter als die Fassade des Schönen, was wir, die aus den nordischen Ländern kommen, SEHEN WOLLEN. Ewige Sonne, Strand und Meer, südliches Flair, Wein, Tanzen und fröhliche Menschen. Die Realität ist aber auch so: superlange Arbeitszeiten (wo Du auf einmal nichts mehr vom Privatleben hast, es sei denn Du bleibst als “Mama” im Haus), schlechtes Sozialsystem, mögliche Job- und somit Geldsorgen (bei unzureichendem Sozialsystem! – Lang Lebe Vater Staat Deutschland, ehrlich!), schlechte bis supermiese Arbeitsbedingungen auf Ausbeute (gegen die Du noch nicht mal was unternehmen kannst “contratos de basura” im Spanischen).
2. Der Mentalitätsunterschied. Ja, sie erscheinen uns so offen und fröhlich diese Südländer, ach und dieser tolle Familiensinn! Vorsicht, hier ist mehr Schein als Sein angesagt. Denn wenn Du in Not bist und Freunde brauchst, dann sind sie auf einmal nicht mehr da, diese “offenen” und “fröhlichen” Leutchen! Und DAS werden Dir ehrliche Südländer sogar über Ihre eigenen Landsleuten bestätigen. Familien zeigen Ihren Familiensinn oftmals nur nach aussen hin dem Fremden, sind aber innerhalb a) entweder zerstritten, oder b) es gibt wenig Privatleben, und die “Familie” hängt ihren Rüssel überall hinein. Andererseits: sollte Dein Mann Dir mal irgendwann Unrecht tun, dann sei Dir bewusst, dass seine Familie a) immer hinter ihm stehen wird, egal, was er gemacht hat – man wird schon eine Ausrede für ihn finden, und b) Du nur so lange die “liebe und süsse” deutsche Schwiegertochter bist, solange es bei Euch gut láuft! Südländische Mamas würden für ihr Kind – besonders das männliche (!!!) – morden!
3. In den südlichen Gefilden ist es noch immer der Mann, der das Geld nach Hause bringt und NORMALERWEISE auch mehr verdient. Dein Freund ist Eisverkäufer überleg’ Dir gut, ob er a) damit klarkommen wird, dass seine Frau mehr verdienen wird als er (da Du ja ein Studium absolvieren wirst) , b) intelligenter ist (da einfach sich durch das Studium einen viel reicheren geistigen Horizont zulegt), und c) OB DU ALS HAUSFRAU UND MAMA glücklich sein wirst, nur um im sonnigen Süden zu leben??? Wenn Du das Zeug zum Studieren hast, dann wirst Du irgendwann mal eingehen wie eine Primel, wenn Du geistig nicht gefordert wirst. Mit einem Kind bindet er Dich ans Haus – und an ihn. Eine Abhängigkeit, die ich hier unten immer wieder sehe, schlimmer als in Deutschland. Denn das soziale System ist Mist, was also tut eine Frau mit Kind, die aus einer Beziehung in diesen südlichen Gefilden heraus will??? Ausserdem: Eine Frau ändert hier unten ganz schnell den Status von der heissblütigen schönen Geliebten zur fürsorglichen Mama und Hausfrau (Hausangestellten). Bist Du Dir sicher, dass Dein Freund gebildet genug ist, um zu verstehen, dass DAS nicht DEIN ZIEL IST? Die Frauen erziehen hier unten noch immer zweigeteilt: Frauen sind zum Kinderkriegen und für den Haushalt da (da man heutzutage allerdings nebenbei auch noch einen Job haben muss, um kostenmässig überleben zu können, dürfen Frauen EBEN ALLES ZUSAMMEN ALLEINE MACHEN!), während es als normal angesehen wird, dass der Mann nur arbeiten geht, sich dann an den gemachten Tisch setzt und danach Fernsehen guckt, während Frau alle anfallenden Hausarbeiten erledigt und die Wohnung streicht (hier in Spanien Frauenarbeit, Hausstreichen).
Ich war 2 lange Jahre mit einem Sevillaner verheiratet und bin nun GLÚCKLICHST geschieden!
LG Chata.