Also bei mir hats funktioniert...
... und tut es noch. Es kommt auf den Willen und auch auf den Charakter der Beteiligten an. Natürlich haben mein Mann und ich uns nicht um unsere Fernbeziehung gerissen, aber es ging eben einfach nicht anders, da wir sehr weit voneinander entfernt wohnten und beruflich beide nicht alles hinschmeißen wollten. In den mittlerweile viereinhalb Jahren haben wir es geschafft zusammenzuziehen (Wochenendhaushalt sozusagen), zu heiraten und schwanger zu werden. :mrgreen: Damit ist dann jetzt auf absehbare Zeit natürlich Schluss mit dem Pendeln, Gott sei Dank.
Eine Fernbeziehung funktionert dann, wenn beide Partner "gestrickt" dafür sind. Es gibt einfach Menschen, die können das nicht. Das ist nichts negatives, man muss sich nur darauf einstellen. Aus meiner Erfahrung ist wesentlich:
1. Vertrauen. - Wer ständig glaubt, der Partner könne fremd gehen oder wegen der räumlichen Trennung auf dumme Gedanken kommen oder ähnliches, für den ist eine Fernbeziehung nicht geeignet. Ich hab bisher nicht eine Sekunde meinem Partner NICHT vertraut.
2. Treue. - (Wenn es keine offene Beziehung ist.) Natürlich muss das Vertrauen auch dadurch untermauert werden, dass die Partner wirklich treu sind. Es gibt auch da verschiedene Menschentypen - welche, die könnens und wollens, und andere könnens oder wollens nicht. Da sollten sich dann natürlich zwei finden, die da auf dem gleichen Standpunkt stehen. Mein Mann und ich sind beide keine Fremdgängertypen, hatten auch vor unserer Beziehung jeweils wenige, dafür dauerhafte und monogame Beziehungen.
3. Freiraum und Nähe. - Der Freiraum kommt natürlich automatisch durch die räumliche Trennung, und den sollte man bei allem Schwierigen als etwas Positives begreifen. Unter der Woche bleibt für beide Zeit für individuelle Hobbys, unterschiedliche TV-Geschmäcker etc. Das gemeinsame Wochenende ist dann wirklich für die Partnerschaft reserviert. Ein Wochenendpaar sollte sich nicht genieren, überall zu zweit aufzutauchen und ständig zu busseln. Wer das die Woche über nicht kann, darf das am Wochenende erst recht. Freunde werden das verstehen, und wer lästert, hat keine Ahnung.
4. Streiten und Versöhnen. - Nicht jedes gemeinsame Wochenende ist automatisch ein Zauberwunderland. Nicht zuviel erwarten! Auch an den Wochenenden kann sich der Alltag oder Streit einschleichen. Dann sollte man keine Zeit verplempern, indem man klagt, dass der halbe Samstag verstritten wurde, sondern einfach schneller zur Versöhnung übergehen. ;-) Zeit für stundenlange Bockereien oder "Nicht-Miteinander-Reden" hat man nicht!!! Mein Tipp, aus jahrelanger Erfahrung bestätigt: Niemals ohne Versöhnung abends einschlafen. Ich könnte da gar nicht schlafen, glaube ich.
5. Zuhören und Reden. - Ist natürlich in jeder Beziehung wichtig. Aber bei Fernbeziehungen lernt man das zuhören ganz besonders, weil man auf Medien wie das Telefon angewiesen ist. Da kann man sich schlecht anschweigen. Wenn man telefoniert, hat man sich immer was zu erzählen, also macht das jeden Tag mindestens einmal. Das ist ein Riesenvorteil einer Fernbeziehung - dass man Zuhören und Reden nicht verlernt!!!
6. Rituale. - Das gemeinsame Frühstück am Sonntag, der immer gleiche Satz beim Gute-Nacht-Sagen, das Hinterherwinken beim Abfahren, ein gemeinsames Bad am Samstag - Rituale, die immer wiederkehren, bringen Geborgenheit und Vertrautheit in eine Beziehung. Bei Fernbeziehungen sind sie ganz besonders wichtig. Zum Beispiel, dass einer den anderen immer morgens per Telefon weckt. Oder dass der eine den anderen immer vom Zug abholt. Rituale bringen winw Linie in das vielleicht recht chaotische Pendlerdasein.
Es gibt sicher noch viel mehr zu sagen, aber im Prinzip ist eine Fernbeziehung nicht einfacher oder schwieriger als eine andere. Viel Glück.