Hallo zusammen, bin neu hier. Ich weiss ist ein Cliché das zu sagen aber: Ich hab mir noch nie Hilfe in einem Forum geholt daher fühlt sich das grad etwas speziell an für mich. Aber ich denke ich brauche ein paar Ratschläge von klugen Frauen die hier drin rumschwirren.
Folgende Situation also:
Vor 2.5 Jahren habe ich mit einem Mann ein Interview für eine meiner Arbeiten geführt. Was daraus entstand war eine Freundschaft über Whatsapp und Email. Willkommen im digitalen Zeitalter hab ich mir gesagt, das klappt ja wunderbar. Wir verliebten uns nach einer Weile ineinander. Die Eckdaten: Er ist 40 ich 30. Er hatte gerade eine langjährige Beziehung hinter sich, ich nicht. (Sie hatte Schluss gemacht). 900km trennten uns. Ich bin an meinen Job hier gebunden, er ist flexibel was Arbeit angeht da Freelancer.
Ich entschied mich also nach einem Jahr Freundschaft ohne einander jemals in Person gesehen zu haben hinzureisen und den Mann kennen zu lernen. Schliesslich hatten sich Gefühle auf beiden Seiten gebildet und ich konnte die Reise zu ihm mit etwasem Verbinden.
Wir sahen uns und es funkte ganz heftig. Was folgte war ein Jahr Fernbeziehung. In diesem Jahr bin ich 3x zu ihm gereist. Er kam nur einmal zu mir.
Ich muss sagen, ich war naiv als ich mich auf diese Beziehung eingelassen habe. Ich dachte ich wäre stark genug über die Distanz hinweg zu sehen. Geduldig zu bleiben und zu hoffen, dass er als Freelancer vielleicht mal spontan in den Zug steigen würde... Aber daraus wurde nichts. Er hatte immer irgendwie irgendwas grad zu tun. Er beteuerte mir seine Liebe. Schenkte mir ein Schmuckstück das aus der Familie stammte, machte wirklich süsse Pakete von Zeit zu Zeit und natürlich schrieben und telefonierten wir so oft es ging.
Als ich im Oktober letzten Jahres bei ihm war, fühlte ich mich aber langsam ausgelaugt. Ich hatte noch einen Zweitabschluss an der Uni vor mir und arbeitete daneben. Die Distanz zu ihm machte mich zunehmends traurig. Fragen drängten sich hoch, "wo führt das alles hin? Haben wir überhaupt eine Zukunft zusammen?"
Ich konfrontierte ihn mit der Sehnsucht die ich hatte. Dass ich ihn jeden Tag vermisste und dass der Leidensdruck ür mich langsam zum Problem wird. Seine Antwort war: "Ja das wäre schon nicht so toll wenn es zu einem Leiden werden würde"
Ich fragte ihn was er denn für Pläne habe bezüglich uns. Wie ernst es ihm denn sei, und dass es mir inzwischen recht ernst sei.
"Ja, ich kann jetzt grad nicht so viel Druck gebrauchen, weil ich meine Karriere am aufbauen bin." Und weil er irgendwie immernoch dabei war seine alte Beziehung zu verarbeiten (das war damals bereits 2 Jahre her).
Nun jedenfalls... Für mich wurde das Leiden tatsächlich immer stärker. Gegen Weihnachten hatten wir wieder ein ähnliches Gespräch und ich selbst war kurz vor meinen Abschlussprüfungen. Und dann begann das neue Jahr. Er kam mich besuchen jedoch nur auf Einladung von jemandem aus meinem engeren Kreis. Es sollte eine Überraschung sein. Ich war im ersten Moment so Glücklich. Und dann nach und nach zerrann die Freude. Denn ich fühlte in mir, dass sich bei mir etwas verändert hatte. Ich fragte ihn wann er beabsichtigt gehabt hätte zu kommen wenn die Einladung nun nicht gewesen wäre... Er meinte er wäre im Februar schon gekommen. Oktober, November, Dezember, Januar, Februar wäre das dann also gewesen. Ich war ein wenig schockiert. Ich begann zum ersten Mal nach klareren Antworten bezüglich unserer gemeinsamen Zukunft zu suchen. Doch es kam reichlich wenig, ausser dass er versuche dieses Jahr etwas mehr bei mir zu sein.
Ich weiss nicht was in dieser Zeit geschah, doch das hohe Leiden der letzten Monate, sein Zögern und auch seine unflexible Art wie er sich in meinem Freundes und Familienkreis benahm fingen an sich zu einem unangenehmen Gefühl zu formen. Ich fühlte plötzlich, dass ich das nicht mehr will. Ich war müde von den hunderten nächtelangen Telefonaten. Müde vom Hoffen und Warten. Und vor allem müde von der Ungewissenheit.
Ich machte nach ein paar Wochen des hin und her Diskutierens mit ihm Schluss. Was danach folgte waren die übelsten 5 Monate die ich je mit einem Mann durchleben musste.
Plötzlich liebte er mich über alles, wollte Kinder mit mir und ein Leben mit mir aufbauen. Und er liess mich nicht mehr in Ruhe. Er schrieb meterlange Emails und machte richtig Druck. Ganz zu schweigen von dem schlechten Gewissen, dass er mir unterschwellig immer wieder reindrückte weil ich ihn verlassen hatte. Für mich gibt es aber kein Zurück mehr, denn ich habe erkannt dass dieser Mann nicht zu mir passt. Das reicht vom flegmatischen Charakter bis hin zu seiner Unfähigkeit im Voraus etwas planen zu können. Ich würde bei einem richtigen Zusammenleben wahnsinnig werden mit ihm und da konnte unserer Verbindung noch soulmate like sein.
So. Und nun kommt er hier her um mich zu sehen. Er hatte mich schon im März sehen wollen, doch ich war nicht bereit dazu. Ich war damals so enttäuscht über wie alles verlaufen war zwischen uns, geschweige denn von dem Schmerz den ich mit mir rumtrug. Denn schlussendlich, waren die Gefühle ja nicht einfach von einem Tag auf den anderen verschwunden.
Also liebe Frauen... Er kommt nächste Woche. Ich will nichts mehr von ihm. Ich weiss nicht wirklich wo das Treffen hinführen wird auf gesprächlicher Ebene. Ich für meinen Teil habe genug oft erklärt was meine Beweggründe waren. Und ich habe ihm weiss Gott lange zugehört wie er sich bei all dem fühlt. Ich bin am Ende meiner Kräfte was das anbelangt. Aber nun gut, er will mich noch einmal Face to Face sehen. Dann soll es sein.
Irgendwelche Tipps wie ich mich selbst auf das Treffen vorbereiten kann? Hat jemand ähnliches durchlebt? Was denkt ihr womit ich rechnen muss von seiner Seite?
Das Problem ist, dass ich emotional werden könnte. Ich habe die Trauer inzwischen besser im Griff doch ich spüre, dass ich noch immer verwundbar sein könnte. Ich will ihm unter keinen Umständen Hoffnungen machen mit ungestümen Tränen die nicht in meinen Augen bleiben wollen!
Entschuldigt den halben Roman! Aber ich wollte euch ein gutes Bild verschaffen.
Danke schon im Voraus für die Zeit die ihr euch nehmt.
Es grüss die Akropolis