Könnt ihr euch vorstellen, was es in einem Plattenbauviertel, in dem ich bekannt war wie ein buntscheckiger Hund, für ein Getratsche gab, nachdem man mich als verheirateter Mann früh Halb Fünf Uhr auf dem Balkon einer 25 Jahre jüngeren, alleinstehenden Frau und Mutter von zwei Töchtern, die beide meine doch nicht ganz alltägliche Haarfarbe haten, mit ihr und einer Zigarette in der Hand sahen?
Dass ich dort nur zum wecken war, weil sie einen wichtigen Arzttermin hatte, hat uns natürlich keiner geglaubt. Entrüstete Anrufe bei meiner Frau nach dem Motto: "Dein Alter geht fremd!" waren noch das Geringste unserer ach so lieben Nachbarschaft damals.
Aber was interessierte uns das Getratsche anderer, meine Frau wusste um die sehr enge Freundschaft mit dieser jungen Frau, sie wusste auch, dass es bei meinen Gefühlen auch etwas mehr als nur Freundschaft war, es war eine grenzenlose, aber platonische Liebe für mich. Aber sie wusste auch, dass diese Freundin von uns nie mit einem mann in die Kiste steigt, der in einer Beziehung lebt. Was sie aber hatte, war ein grenzenloses Vertrauen mir gegenüber. Mehr, als sie vermutlich je gegenüber einem anderen hatte!
Und nein, der Altersunterschied hätte für sie keine Bedeutung gehabt. Es war nur meine Ehe, die uns nie zusammen kommen ließ.