Guten Morgen,
ich wende mich an euch mit einer Geschichte, die sicherlich erschreckend und hart ist. Ich habe nie gedacht, dass ich mal in solch ein Drama rutsche. Ich bitte um vorsichtige Antworten ohne Angriffe, ich bin momentan sehr verletzbar.
Ich hatte bereits vor einiger Zeit einen Beitrag zu diesem Thema geschrieben, fange aber nochmal von vorn an ohne den Faden wieder aufzunehmen. Die Geschichte hat sich weiterentwicktelt und ich würde gern, dass ihr euch ein unabhängiges Bild machen kann.
Es geht um mich (32) und einen Mann, den ich auf einer Singlebörse kennengelernt habe (40). Das war im September 2011. Unser erstes Treffen war Kaffeetrinken, es war sehr schön. Ich habe mich gleich zu ihm hingezogen gefühlt. Glücklicherweise hat er sich auch gleich am nächsten Tag gemeldet. Ihm ging es ähnlich. Vor unserem 2. Treffen schrieb er mir eine Email, dass er mittwochs auf seinen Sohn aufpassen muss. Das 2. Treffen fand dann bei mir statt, was sicherlich sehr früh war. Dort erzählte er mir dann, dass sein Kind 5 Monate alt ist. Ich musste ersteinmal schlucken, denn ich habe kein Kind, keine Berühungspunkte mit Kindern, noch Erfahrung in einer Beziehung mit einem Vater. Ich wollte es langsam angehen lassen. Seine Geschichte zu dem Kind liess mich aber zweifeln, ob ich nicht in ein Familiendrama reinrutsche: er kannte seine Ex 2 Monate, als für ihn alles klar war. Er wollte Familie, und sie auch. Nach weiteren 2 Monate war sie schwanger und offenbarte ihm, dass sie nur einen Erzeuger suchte. Sie würde ihren Ex lieben, der aber kein Kind wollte. Sie mit ihren 38 Jahren aber schon. Mein Freund fand war enttäuscht, fand es aber gut, dass sie Unterstützung von ihm wollte. Er wollte auch für sein Kind da sein. Sie wohnen seither in einem Haus außerhalb meiner Stadt. Er zahlt die halbe Miete. Ihr Verhältnis ist sachlich-distanziert. Er bezeichnete sie als "Fehler".
Beim nächsten Treffen, als ich eine Wochenendaktivität planen wollte, teilte er mir mit, dass er auch die Wochenenden auf seinen Sohn aufpasst. Da gäbe es keine Ausnahme. Ich schluckte wieder und versuchte, dass Gute darin zu finden. Freiheit etc.
Leider konnten wir auch nur telefonieren, wenn er nicht im Haus war. Er sagte, sie wäre momentan zu sehr mit dem Kind verbunden, da möchte er nicht, dass sie sich vielleicht über mich aufregt. Er möchte auch nicht, dass ich verletzt werde. Ich solle doch einfach denken, er wäre auf Geschäftsreise. Er teilte ihr trotzdem mit, dass er mich kennengelernt hat. Ihr war es egal, sie wollte aber nichts mit mir zu tun haben. Ich war dort also nicht erwünscht.
Es ging ein paar Wochen, in denen ich zweifelte, aber mir die Situation erstmal anschauen wollte. Wir waren sehr verliebt. Er kam auch morgens vor der Arbeit kurz vorbei, nur für einen Kuss. Wir sahen uns dann an allen Tagen, wo er nicht bei seinem Sohn war.
Nach ca. 6 Woche sagte er mir, er kenne mich, er liebe mich. Wenn ich will, können wir zusammenziehen. Und Kinder haben. Ich war erschrocken. Es war doch so früh! Ich habe viel Respekt vor Familienplanung. Eine Familie möchte ich idealerweile nur einmal im Leben gründen, auch den/m Kind/ern zuliebe. Er kam mir sehr versessen auf Kinder vor. Aber so unterschiedlich kann man sein, dachte ich. Ich bin sonst auch jemand, der sehr schnell mit anderen verschmelzen möchte. Gerade aus diesem Grund wollte ich es langsam angehen lassen. Er sagte, wir hätten Zeit. Aber warum warten?
Dann passierte etwas, was alles zum Kippen brachte. Meine Tage kamen nicht, ich fühlte mich anders. Ein Test brachte Klarheit. Ich war schwanger. Ich hatte nicht verhütet. Wir hatten nur mässig aufgepasst. Koitus Interruptus. Es muss wohl passiert sein, als wir eines abends ein 2. Mal miteinander schliefen. Denn Lusttropfen enthalten kein Sperma. Soviel ist mir klar. Ich hatte wohlgemerkt einen HIV-Test gemacht, er ist Blutspender und der letzte Termin war nicht lange zurück. Er hat mir die Unterlagen gezeigt. Trotzdem war ich die einzige, die halbherzig auf ein Kondom pochte.
Es kam zum Knall. Ich hoffte, nun mit einer eigenen Familie etwas mehr Stellenwert in seinem Leben zu bekommen. Aber er sah es so: nun möchte er möglichst viel Zeit bei seinem Sohn verbringen, ich bräuchte ihn wohl eher kurz und nach der Schwangerschaft mehr. Wegen all der zurückgehaltenen Gefühle, Ängste und Zweifel...und vielleicht auch aufgrund der Hormone, explodierte ich am Telefon. Ich fragte ihn, ob ich nur eine Geliebte wäre, dass ich es satt hab, dass er bei seiner Ex schläft, wenn ich schwanger bin. Ich bot ihm mein Auto an. Aber er lehnte ab. Er will auch nachts bei seinem Sohn sein. Wenn ich ein Problem hab, soll ich gehen. Ich hätte gewusst, worauf ich mich einlasse. Und wenn es mir schlecht geht, soll ich einen Arzt rufen, anstatt ihn. Ich solle auch aufhören, dort eingebunden sein zu wollen. Ich solle ihre Privatsphäre respektieren. Schließlich hat sie ein kleines Kind.
Ich verfluchte laut ihn, seinen Sohn und seine Ex. Ein folgenschwerer Fehler.
Am nächsten Morgen kam er, packte seine Sachen und sagte, ich wäre krank. Das Kind wäre auch krank, weil ich noch geraucht hatte. Ich solle abtreiben. Wir machen es dann nochmal neu, besser. Dann Funkstille. Ich entschied mich für das Kind. Halbherzig. Meine Träume sind zerplatzt, ich fühle mich verloren. Ich hatte keinen Halt. Dann kam die Diagnose: Chromosomenschaden. Ich könne noch warten auf eine weitere Untersuchung in ein paar Wochen. Mir fehlte die Kraft. Es war Weihnachten. Ich entschied mich zum Abbruch. Ich hatte zu dem Zeitpunkt keinen Kontakt zu ihm.
Ich sagte es ihm Neujahr. Als ich ihm mitteilte, ich will, dass er aus meinem Leben verschwindet. Er gelobte plötzlich Besserung. Hatte ein Weihnachtsgeschenk für mich. Ich sagte ihm, es wäre zu spät. Er brach zusammen. Entschuldigte sich. Sagte mir auch, sein Sohn hätte solche eine Diagnose. Aber es hat sich gewendet. Er war doch gesund.
Ich fiehl in ein Loch. Ich verurteilte mich, so in Panik geraten zu sein. Ich verurteile ihn. Ich wollte allein sein. Er wollte es wieder versuchen.
4 Wochen später hatte ich mehr Kraft. Ich wollte uns eine Chance geben. Da sagte er mir, er hätte nun ein Zimmer gemietet. Er schläft damit nicht mehr im Hotel oder bei seinem Bruder. Und mit uns hat es doch von Anfang an nicht geklappt. Ich würde drüber hinwegkommen. So wäre das Leben.
Wieder ein Rückfall. Ich find an, um ihn zu kämpfen. Ich vermisste mein Kind. Sah überall Kinder. Hatte das Gefühl, ich hätte versagt. Sein Kind getötet. Machte mir Vorwürfe, ihn nicht in meine Entscheidung eingebunden zu haben. Ich wollte es besser machen. Es entwickelte sich eine Sexbeziehung, da wir nun nicht mehr über "uns" sprachen. Er entfernte sich immer mehr, ich wusste nicht, wie ich es stoppen sollte. Wollte ich doch seinen Wunsch nach Abstand respektieren. Ich wollte ihm alle Freiheiten lassen, die ich vorher "eingefordert hatte". Es kam kein Kontakt von ihm, es ging von mir aus. Er sagte, vielleicht später. Erstmal nur ab und zu treffen. Er würde mich nur stressen, deshalb möchte er mir meinen Freiraum lassen. Wir können doch erstmal wie "Freunde" sein, darauf wieder etwas aufbauen. Darauf liess ich mich ein. Ich dachte, nun muss ich da halt durch, nach all der Zeit, in der ich an ihm gezerrt hatte. Vielleicht will er sehen, wie sehr ich mich bemühe. War es ein Fehler, nicht eher das Gespräch gesucht zu haben?
Nach einem Monat sagte er mir, wenn ich möchte, können wir es nochmal mit einem Kind versuchen. Ich sagte, ich möchte aber dazu eine Familie, eine Beziehung. Er sagte, er können nicht immer da sein.
Nun ist unser letzter Stand, er würde gern ein Kind mit mir. Aber ich muss es allein machen. Er unterstützt mich aber dabei. Wir würden aber nicht zusammen leben. Ich wäre wunderbar. Und er ist sehr gern mit mir zusammen. Er möchte es besser machen. Aber er sorgt sich, dass es nicht klappt. Er möchte mich gern in besserer Verfassung sehen.
Will er ein Kind auf dieser Basis zeugen? Kann ich darauf spekulieren, dass wir wieder näher kommen, wenn ich schwanger bin, bzw. das Kind da ist. Das darf ich wohl nicht. Ich brauch doch auch eine Sicherheit, auch für das Kind. Ich kann doch nicht die einzige sein, die nun investiert. Oder sollte ich schon, weil ich ihn ziemlich wenig vertraut hatte? Ich habe das Gespräch gesucht, um Verzeihung gebeten. Ihm gesagt, ich akteptiere seine Situation, möchte ihn unterstützen, ein Team sein und nicht streiten. Ich brauchte Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Ich weiß, dass er nicht immer da sein kann. In den letzten Monaten habe ich doch gezeigt, dass ich ihm die Freiheit lasse. Er meint, es funktioniert nur, weil wir uns nicht nah sind. Ich denke, wir könnten unsere Liebe doch leben und es schaffen. Diese Distanz ist doch nur keine Basis. Wir telefonieren nicht, wie schreiben nicht, wir verabreden uns nur zu Treffen, dass ca. 1 x die Woche.
Ich denke, mit Gesprächen treibe ich ihn weiter weg. Ich schwanke zwischen ihn loslassen, ihm weiterhin sein "ab und zu" geben und ihm zeigen, wie sehr ich mich bemühe. Aber ich habe kaum noch Energie dafür. Wie soll ich in "besserer Verfassung" sein und mich glücklich präsentieren, wenn es so ein Schwebezustand ist. Ich weiß, eine Beziehung ist nicht alles im Leben, aber diese Baustelle ist auch nichts, was ich einfach so ausblenden kann. Habe ich das verdient? Er hat doch auch "Fehler" gemacht, muss ich als einzige nun die Verantwortung tragen und "klein beigeben"? Will er mir wirklich nur Raum geben, wieder auf die Beine zu kommen? Ich fühle ich so unfähig...
Ich weiss weder ein, noch aus. Ich sehe kein Licht am Horizont. Ich liebe ihn. Ich denke, er will doch das gleiche wie ich. Er vertraut wohl nicht, dass ich es besser kann. Aber dann ein Kind? Was ist das nun? Will er Familie oder schätzt es er, die Verantwortung abgeben zu können? Wird dann alles gut, oder mache ich einen riesen Fehler?