Liebes Forum,
ich (30) bin seit 4 Monaten mit meiner Freundin (29) zusammen. Wir haben folgendes Problem:
Scheinbar haben wir völlig unterschiedliche Ansichten davon, wie viel man in einer Beziehung vom anderen erwarten soll, bzw. kann.
Ich bin es aus früheren Beziehungen gewohnt, dass man sich Aufgaben gut aufteilt. Z.B. wenn ich ein oder zweimal dass Essen gezahlt habe hat spätestens beim dritten mal meine Exfreundin aus Eigeninitiative gesagt, sie zahlt heute mal. Das hat mich gefreut, nicht wegen dem Geld, sondern weil sie mir damit gezeigt hat, dass sie mich liebt und mich nicht ausnutzen will oä. Ähnlich lief es hinsichtlich Auto fahren, mal bin ich gefahren mal sie und wenn sie etwas gekocht hat habe ich die Küche gemacht, Abwasch etc. das ging alles so ohne dass man irgendwann mal erwähnen musste, ob denn der andere mal was für einen machen will, weil der andere es vorher schon von selbst angeboten hat.
Meine aktuelle Freundin ist das anders gewohnt. Dazu muss man sagen, sie ist seit Jahren körperlich krank (Endometriose in fortgeschrittenem Stadium) und depressiv. Sie hatte vor zwei Jahren auch einen schweren familiären Schiksalsschlag zu verkraften. Ihr Exfreund musste daher so gut wie alles für sie machen und nebenbei auch noch Vollzeit arbeiten.
Mittlerweile geht es ihr besser.
Trotzdem erwarte ich einfach Dinge von ihr. Ich frage mich ob ich das gerechterweise darf oder ob ich mich unfair verhalte.
Sie fährt kein Auto, da sie oft noch viele Schmerzmittel nimmt und daher ihrer Verkehrstüchtigkeit. Auch beruflich ist sie nicht weit gekommen. Auch früher hat sie nie eine Ausbildung abgeschlossen. Das stört mich alles nicht.
Was mich aber stört ist, dass sie nichts für mich (!) macht. Ich fahre z.B. immer Auto, teilweise auch sie zum Arzt, stehe nachts für sie auf und bringe ihr was oder hole ihr Essen beim Döner. Das sind keine großen Dinge, das weiß ich. Aber alles, was sie bis jetzt für mich getan hat, war einmal für mich zu kochen, ganz am Anfang. Das war auch sehr lecker und ich habe mich sehr darüber gefreut. Aber seitdem kam eigentlich nichts mehr. Sie arbeitet aber an sich, dass sie wieder möglichst ganz gesund wird.
Wir wohnen natürlich noch nicht zusammen, aber selbst wenn wir bei mir sind deckt sie z.B. nicht den Tisch wenn ich die Brötchen hole. Das schlimme ist: einen Tag vorher kann sie stundelang auf das Kind ihrer Freundin aufpassen (wobei ich sie auch unterstützt habe) aber einen Tag später kann sie nicht auch nur eine Kleinigkeit für mich machen. Meistens heißt es dann, es ging ihr nicht gut wegen der Krankheit.
Ich fühle mich schlecht, denn ich zweifle damit irgendwo an, dass sie die Wahrheit sagt. Ich erwarte auch nicht, dass sie so viel leistet wie ein gesunder Mensch. Aber sie kann z.B. auch einen großen Freundes- und Bekanntenkreis pfelgen.
Man muss noch dazu sagen, dass sie unglaublich attraktiv ist und Männer ihr täglich hinterherrennen. Also es kam deshalb in der Vergangenheit sicher oft vor, dass sich Männer für sie richtig zum "Affen" gemacht haben.
Mir fiel es in letzter Zeit immer schwerer etwas für sie zu machen, wofür sie mich auch kritisiert. Sie argumentiert auch hier wieder mit ihrer Krankheit. Wenn ich sie bedingungslos liebe, solle ich keine "Gegenleistung" verlangen. Damit hat sie auch irgendwo recht. Aber alles tun und kaum etwas bekommen? Sie sagt oft dass sie mich liebt. Aber es beschränkt sich eben alles auf Worte.
Was darf ich fairerweise erwarten und was nicht?
Vielen Dank für die Antworten!