Klar
extremste Stimmungsschwankungen gehören zu Borderline, die habe ich auch. Man kann die meistens abfangen, aber niemals immer. Erträglicher? Ich weiß nicht. Es ist ohne Frage der schwerere Weg. Ständig kämpfen, es niemals einfach laufen lassen können. Etwas, was mich sehr viel Kraft kostet, hat auch Auswirkungen auf meine Umgebung.
Doch niemand *muss* da mit.
Ich weiß allein, dass damit nicht jeder klar kommen kann. Ehrlich gesagt, mit denen, die von vornherein sagen, dass sie es lieber lassen, habe ich wenig Probleme. Mir ist schon klar, dass mich nicht jeder gern hat und es ist auch nicht mein Lebensziel, everybody's Darling zu sein.
Die müssen nicht mit, wenn sie nicht wollen.
Dann gibt es die, die damit umgehen können, dass ich das nicht vollständig kontrollieren kann - und "nur" versuche, so dicht wie möglich heranzukommen. Die damit umgehen können, dass ich mich gelegentlich völlig zurückziehen muss, dass ich, wenn ich etwas nicht abfangen konnte und übertreiben habe, völlig emotionslos bin - auch ihnen gegenüber usw. - die können gute Bekannte, Freunde oder Partner werden.
Die müssen nicht mit, sie gehen ihren Weg und sie können ihn mit mir gemeinsam gehen.
Dann gibt es die, die wenn sie sehen, dass ich mich selbst verletzt habe, mich unbedingt retten wollen, mich heilen wollen, wenn sie hören, dass ich krank bin, für mich die Welt retten wollen - die kann ich nur gewaltsam aus meinem Umfeld entfernen, denn andernfalls wird es für sie und für mich einfach nur unglaublich schmerzhaft.
Mich kann niemand retten außer mir selbst, Hilfe von aussen ist relativ winzig möglich. Man kann uns unterstützen, aber niemals unsere Probleme lösen.
Die wollen zwar mit, aber ich lasse sie nicht mehr. Weiße Ritter übersteigen meine Fähigkeiten, mit anderen Menschen umzugehen, bei weitem.
Das auf die Außenwelt projezieren gehört oft auch zum Krankheitsbild.
Was ich irgendwie immer nicht verstehe: Ich habe schon vieles von Ex-Partnern von Borderlinern gehört. Die meisten sprechen über ihre Ex schlimmer, als ich je über meine Feinde sprechen würde. Also für mich ist das so: ich entscheide mich, einen Weg mit einem Menschen zu gehen oder nicht. Ich entscheide mich, jeden Tag, jede Sekunde im Grunde, zu bleiben oder eben nicht. Ich bin, was ich bin, mein Partner ist, was er ist. Damit kann ich klar kommen oder eben auch nicht klar kommen.
Bei uns Borderlinern ist es extrem, schon klar. Wir müssen viel tun, sonst sind wir nicht gesellschaftsfähig. Auch klar. Möchte ich beides nicht mildern, nicht herunterspielen :!!!:
Aber wenn Ihr so darunter leidet, wenn es für Euch so schlimm ist, wenn Ihr es derartig untragbar findet - warum zum Hühnchen bleibt Ihr dann in der Gülle sitzen, um hinterher voller Vorfwürfe zu sein, dass Ihr dort gesessen habt? (Ernst gemeinte Frage, falls man das dazusagen muss).