Hallo,
ich brauche dringend ein paar Ratschläge, gerne aus allen Richtungen. Meine Frau (35) und ich (35) sind seit 20 Jahren in Paar, seit 10 Jahren sind wir verheiratet. Wir haben zwei Kinder (7, 3) und wohnen in einem EFH.
Wir haben in den letzten 20 Jahren viele schöne Momente gehabt und viel zusammen erlebt (dazu zählt auch eine 6-monatige Trennung vor ca. 15 Jahren).
Seit einiger Zeit (ca. 5 Jahren) fühle ich mich in der Beziehung sehr unwohl. Es hat sich bei uns wohl der Schlendrian eingefahren. Wir reden wenig miteinander, kümmern uns hauptsächlich um Kinder, Haushalt und Beruf.
Seit zwei Jahren bin ich selbst an einer mittelgradigen Depression erkrankt. Trotz Medikamenten, ausgiebiger Psychotherapie, psychologischer Unterstützung und Reha-Maßnahme lebe ich am Limit. Dies ist für meine Familie nicht immer einfach, aber ich versuche mich so gut wie möglich zusammenzuraffen und das Beste draus zu machen.
Ich versuche, meiner Frau viel Arbeit abzunehmen (im Haushalt, mit den Kindern,…) und meinen Kindern gerecht zu werden. Nur wurde ich häufig enttäuscht, da ich gehofft hatte, selbst so etwas von meiner Frau zu erfahren. Wenn es ihr nicht gut ging, habe ich sie in den Arm genommen. Hatte sie Rückenschmerzen, habe ich sie massiert. Wenn Sie frei hatte (sie arbeitet 3 Tage die Woche für insg. 16 Stunden), habe ich die Kinder morgens fertig gemacht und nachmittags abgeholt, damit sie sich ausruhen kann. Am Wochenende habe ich versucht, ihr Freiraum zu verschaffen (was z.B. die Kinder angeht), damit sie sich wohlfühlt. Ich putze, wasche, bügle, bringe den Müll raus. Parallel dazu gehe ich 40 Wochenstunden arbeiten. Ich habe seit langem das Gefühl, dass meine Frau mich nicht liebt und mir keine Zuneigung und Rückhalt geben kann.
Ich habe sehr oft versucht, mit meiner Frau über das, was mir in unserer Beziehung fehlt, zu sprechen. Dabei habe ich immer versucht, sie nicht zu verletzen. Ich möchte, dass es allen gutgeht. Meistens sind diese Gespräche in die falsche Richtung gelaufen und wir haben uns sehr provoziert und gestritten, sind jedoch nie zu einer echten Versöhnung und Lösung gekommen. Ich habe versucht, sie mehrfach zu einer gemeinsamen Paartherapie zu bewegen, was sie damals grundsätzlich ausschloss (damit wäre unsere Beziehung beendet).
Im Januar dieses Jahres bin ich nach einem sehr schlimmen Streit von zu Hause ausgezogen. Ich habe es nicht mehr zu Hause ausgehalten und dachte nur „Entweder ich hänge mich auf, oder ich muss raus hier“. Für meine Familie und für mich war das eine sehr schwere Zeit. Meine Frau hat am Anfang versucht, mich mit ihrem Leben oder mit meinen Kindern zu erpressen. Ich habe ihr immer gesagt, dass ich ihr nichts wegnehmen will und einfach nur glücklich sein möchte. Das wir einen gemeinsamen Weg finden müssen und dass es ja vielleicht irgendwann wieder funktionieren kann. Aber ich wollte und musste eine Veränderung herbeiführen. Nach meiner Reha im März/April bin ich unter der Voraussetzung, dass wir eine gemeinsame Paartherapie durchführen, wieder zu Hause eingezogen.
In den Sitzungen ging es sehr häufig um meine Frau und ihren Problemen, die sie als Grund anführt, warum es so bei uns läuft, wie es läuft: Probleme aus der Kindheit, Arbeitsstress, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, andere Themen. Ich fühlte mich oft machtlos, weil ich wusste, dass es mal andere Zeiten gab und dass die Themen, die sie anführt aus meiner Sicht keinen Grund darstellen, warum man keine glückliche Beziehung haben kann, wenn es einem doch so wichtig ist. Sie führte an, dass ihre größte Angst sei, dass ich wieder ausziehe.
Nun haben wir einige Stunden hinter uns und es ändert sich einfach nichts an unserer Situation. Ich weiß, dass wir beide daran Schuld haben. Ich bin auch kein einfacher Mensch, Perfektionist, vielleicht sogar Narzisst. Und momentan lasse ich meine Frau auch nicht an mich heran, weil so viel zwischen uns steht und ich selbst Angst habe, dass ich mich auf etwas einlasse, was am Ende mich doch wieder enttäuscht und das Rad sich von erneut beginnt zu drehen.
Heute gab es einen großen Streit zwischen uns. Ich habe abends versucht, mit meiner Frau zu sprechen, wie wir weitermachen können. Wie wir das in den Griff bekommen sollen. Dass ich einfach nur glücklich sein möchte. Dass ich keine Energie mehr habe. Und sie sagt mir einfach „es geht dir doch eh nur um Sex“ (das letzte Mal hatten wir vor über einem Jahr etwas zusammen). Das hat mich einfach nur gekränkt, weil ich natürlich auch gerne Zweisamkeit hätte, aber das gar nicht der springende Punkt ist. Sie kann nicht akzeptieren, dass ich unglücklich bin und es nicht mehr aushalte. Sie wollte mich nicht gehen lassen, als ich frische Luft schnappen musste. Es wurde geschrien, geweint. Ich bin geblieben, schlafe aber auf dem Sofa heute, auch, wenn sie das nicht möchte.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich tun soll. Ich möchte niemanden verletzten, etwas wegnehmen. Ich möchte für meine Kinder da sein, was sich aber aufgrund der dauerhaft angespannten Situation zwischen uns als schwierig erweist (die Laune überträgt sich halt auch auf das Zusammenleben mit den Kindern). Aber ich möchte keine Zweckgemeinschaft mehr. Ich möchte glücklich sein. Geliebt werden. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es mit uns klappen kann, aber ich habe keine Energie mehr, so weiterzumachen.
Was kann ich tun? Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Wenn ja, vielen Dank für eure Antworten.